... aber träumen darf man!

Die Hoffnung des ganzen Jahres – der Frühling. Die Hoffnung des Tages – der Morgen. (Aus Japan)

Es ist meine liebste Jahreszeit, definitiv, der Frühling. Wenn die Natur erwacht, erwache auch ich. Und zu sehen, wie Alles neu wird, sich neu entfaltet - wie passend ist das zu meiner momentanen Lebenssituation. Es liegt Hoffnung im Frühling, Hoffnung auf Licht und Heilung, Hoffnung auf Leichtigkeit ...

... und Wärme. Man gerät nicht gleich ins Schwitzen, oder doch? Naja, eigentlich erst, wenn man sich körperlich anstrengen muss. Ich gebe zu, dass ich mich in letzter Zeit, was sportliche Aktivitäten betrifft, nicht gerade mit Ruhm bekleckse. Ich beschränke diese auf lange Spaziergänge mit Clyde und Treppe steigen, denn immerhin wohne ich im dritten Stock.
Letzte Woche nun durfte ich eine Extra Trainingseinheit einlegen... und zwar in Form von verschärftem 'Treppentraining'. Endlich kamen meine Kartons aus USA. Geliefert von einer Spedition. Ich hatte ja heimlich gehofft, dass ich den Fahrer mit einem kleinen Scheinchen bestehen könnte, damit er mit hilft die Boxen (25 an der Zahl) nach oben zu tragen. Aber der junge Mann war wenig kooperativ und zog - sobald seine Paletten abgeladen und die Umzugskisten erstmal im Treppenhaus zwischen gelagert waren, wieder ab. Na dann, hiess es mal wieder selbst ist die Frau, den all die netten Nachbarmänner im Haus waren just an diesem Tag ausgeflogen.
Wären nun die Kisten nur mit gewöhnlichem Hausrat gefüllt, wäre es sicher nur halb so anstrengend gewesen, aber - als Leseratte die ich nun mal bin - besitze ich einen ansehnlichen Haufen Bücher. Gleichwohl ich bestimmt an die zweihundert davon in Livingston zurückgelassen hatte, waren immer noch dreiviertel meiner Boxen voll mit bedrucktem Papier. Also tief Luft holen und los. Die ganz schweren Kisten leerte ich schon unten zur Hälfte und so stieg ich in den nächsten 2 Stunden gut 40 - 50 mal die Treppe rauf und runter. Meine persönliche Meisterleistung des Tages!

Doch dann, endlich war alles hoch geschafft und voller Vorfreude packte ich aus. Es tut so gut endlich wieder von Büchern umgeben zu sein. Jetzt fühlt sich die neue Wohnung noch mehr nach mir an ...
Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass ich die Kartons eingepackt habe, aber der Mensch vergisst schnell und so finde ich beim Auspacken lauter schöne, persönliche Dinge, von denen ich erst jetzt merke, dass ich sie vermisst hatte. Das ist wie Weihnachten. Ich bin gespannt, was noch alles auftaucht, denn ein paar der Boxen stehen - ob mangelndem Regalplatz noch im Eck und warten auf ihre Stunde.
Über eines freue ich mich beim Finden besonders - meine Wanderstiefel. Und es ist Frühling, mit Aussicht auf gutes Wetter - das passt. Ich will gleich mal ausprobieren, ob ich mit denen noch laufen kann.

Donnerstag, die Sonne scheint und für heute hatte ich mir vorgenommen eine kleine Wanderung zu machen. Vor das Vergnügen hat jemand die Arbeit gesetzt. Und so verbringe ich einen Teil des frühen Morgens (meine kreativste Zeit) am Laptop und arbeite an meinem Buch. Alles läuft prima und die Worte fliessen. Doch dann werde ich gestört, es klingelt. Clyde fängt an zu bellen und ich renne zur Tür. Ach nee, erstmal den Türöffner drücken, der intelligenterweise am anderen Ende des Ganges ist. Aus der Wohnung, ins Treppenhaus. Die Tür habe ich - wegen Clyde - angelehnt. Aber ich hatte vergessen, dass ich ob der frischen Luft heute morgen ein paar Fenster geöffnet hatte. Und als die Postbotin unten die Haustür aufmacht, macht es 'wumms' und meine Wohnungstür ist zu. Sch.....! Okay, don't panic, erstmal runter, die Post entgegennehmen. Dann, was tun? Ich hatte nicht mal Schuhe an! Einzige Möglichkeit, meine Eltern anrufen, die haben nämlich einen Ersatzschlüssel. Also klingelte ich bei Anita (die wohnt unter mir) und fragte ob ich mal telefonieren darf. Zum Glück war die noch nicht zur Arbeit gegangen. Meine Mutter brauchte ewig ans Telefon und ich befürchtet schon das Schlimmste. Aber endlich nimmt sie ab. Ich erklärte meine missliche Lage und sie meint: Tja, der Daddy ist gerade nicht da, der musste zum Arzt. Und ich sitze noch im Schlafanzug am Frühstückstisch. Da ich ja nun keine Wahl hatte, sagte ich, dann warte ich halt, bis einer von Euch kommen kann. Sie sollen dann einfach kurz bei Anita anrufen und Bescheid geben.
Netterweise hatte mir unser ehemaliger Nachbar aus Livingston ein Buch geschickt - der Grund warum die Post nicht in Briefkasten passte - und so habe ich mich oben auf den Treppenabsatz gesetzt und darin geblättert. Deswegen vor meiner Tür, weil Clyde ja in der Wohnung war und wie wild gebellt hat! Zwischendrin - zur Beruhigung für Clyde 'schsch' und für mich 'oohhmm' ...
Etwas später rief Martin (Anitas Freund) nach oben, das mein Dad unterwegs ist. Puh. Ich bin dann runter um auf ihn zu warten. Und wie ich da so auf Strümpfen im Hauseingang stehe, fällt mir siedendheiss ein, dass mein Schlüssel von drinnen steckt - oder nicht? Ich war mir total unsicher ... In dem Fall bräuchte ich wohl den Schlüsseldienst. Argh.
Mein Dad kam und mit dem Ersatzschlüssel bewaffnet bin ich dann wieder hoch (hatte meinem Vater gesagt, er solle vorsichtshalber noch warten) und schickte ein paar Stossgebete zum Himmel. Clyde immer noch am bellen ... Und dann der Moment der Wahrheit. Schlüssel rein, rumdrehen und - hallelujah - die Tür ging auf. Und das trotzdem von innen mein Schlüssel hing! Es hat auch Vorteile im Altbau zu wohnen!!

Die Tücke mit der Technik

Das meiste wird nicht erlangt, weil es nicht unternommen wird.
(Baltasar Gracián y Morales)

Ich finde es immer wieder erstaunlich, was man alles kann, wenn man muss ... Also ich entdecke da an mir plötzlich völlig ungeahnte Talente. Ich meine, früher habe ich meist alles handwerkliche und technische anderen überlassen. Okay die bzw. der konnte es wohl auch besser. Aber jetzt, da ich auf mich gestellt bin, kann ich ja nicht einfach Dinge liegen lassen - oder mir gar jedesmal einen 'Fachmann' suchen. Also auch 'selbst ist die Frau'.

Ich hatte ja schon erzählt wie es mir mit dem Renovieren und den Möbeln ergangen ist. Dienstag kamen nun endlich auch mein Bett, eine Kommode, ein kleines Schränkchen und noch ein paar Regale. Wird auch Zeit, denn Heute (Mittwoch) sollen die Kisten aus USA geliefert werden und die Bücher brauchen dann ja ein zuhause ... Nun, das gibt noch mal Chaos und wird sicher eine Herausforderung, das Alles zusammen zu bauen.
Also ich bin da ganz zuversichtlich - offenbar mache ich aber nicht den Eindruck. Denn einer beiden Herren, die die Möbel lieferten, sagte: "Also wenn Sie da Schwierigkeiten haben mit dem Aufstellen der Möbel, dann rufen Sie mich doch einfach an. Hier ist meine Handynummer ... ach ja und ich bin der Ingo." ... Lieber Ingo, wenn Du dies hier liest, nur so zur Info, das Bett und der erste Schrank stehen schon. Denke ich brauche Dich nicht, aber Danke für das Angebot.

Nun, das Handwerkliche ist die eine Seite, die Technik die andere ... Angefangen hat es ja mit dem Laptop. Okay, mein Bruder hat mir geholfen einen auszusuchen. Und er hat mir ganz am Anfang bei meinen Eltern auch den Internetzugang eingerichtet. Aber er wohnt in Karlsruhe und ich kann ihn ja nicht wegen jeder Kleinigkeit belästigen. Und wer von uns weiss nicht, das an so einem Computer dauernd irgendwas ist. Mal tut der Browser nicht, dann ist man plötzlich offline, dann braucht man unbedingt ein bestimmtes Programm usw. Als Anwender halte ich mich mal für recht kompetent, aber wenn es ans Eingemachte geht ... Bisher muss ich sagen, komme ich zurecht, obwohl ich zugebe, das ein paar Features nicht funktionieren. Da muss ich wohl doch noch mal einen "Fachmann" konsultieren.

Sich Einrichten ...

Es heißt: "Die Folter wurde abgeschafft!" Wer das behauptet, hat noch nie eine Bedienungsanleitung für den Zusammenbau von Möbeln befolgt. (Frank Dommenz)

Nachdem nun die 'Renovierungsarbeiten' abgeschlossen waren, konnte ich mich endlich auf die Einrichtung konzentrieren, damit ich dann auch bald in der Wohnung wohnen könnte. Das Vorrangige in diesem Fall war mal ein Kühlschrank, denn ohne ist es mit der Lebensmittelhaltung so bisschen schwierig. Erst Recht wenn man bekennender Käsefan ist und ich darauf ungern verzichte. Und eine Waschmaschine wäre auch was Gutes, denn - im Gegensatz zu den USA, wo es an jeder Ecke Waschsalons gibt - sind die in Leinfelden eher dünn gesät; um nicht zu sagen, es gibt sie nicht. Bleibt nur der Kauf.

Die neue Wohnung ist ja nicht so riesig und somit die einzelnen Zimmer auch nicht. Das heißt 08/15 Geräte passen nicht unbedingt. Also hieß es zunächst alles vermessen. Und dann habe ich meinen Freund 'Google' zu Rate gezogen und wälzte virtuelle Kataloge. Ich stellte mir die Frage: was will ich, was brauche ich, was kostet das?Aber woher soll ich denn wissen, was ich wirklich brauche? 1200 Umdrehungen beim Schleudern, reicht das? Und wie Energiesparend sind die dann wirklich? Top- oder Frontlader? Worauf muss ich achten? ... Ich stelle mal wieder fest - und das nicht nur die Waschmaschine betreffend -, manchmal kann die Fülle der Informationen im Internet mehr verwirren, als nutzen. Und irgendwie bin ich ja doch eine Frau und will dann auch sehen und anfassen, was ich dann da so kaufe. Also vielleicht doch mal ganz persönlich in einen Laden gehen ...

Gesagt getan, zogen meine Mum und ich eines schönen Montags los. Den Lütten liess ich bei meinem Vater, wissend die zwei machen es sich sicher im Wohnzimmer bequem und es geht ihnen gut. Eines war mir klar - vor allem nach dem Miniumzug meiner Möbel - ich wollte die Geräte nicht in den dritten Stock hoch tragen müssen. Also am Besten ein Einkauf in einem Laden, der anliefert - und zwar bis an den Aufstellungsort, mit anderen Worten lokal bleiben. Die Wahl fiel auf einen Elektrohandel in Bernhausen. Alteingesessen und bekannt und - so verriet mir Google - auch nicht viel teurer als andere.
Ein netter junger Herr, der wirklich auch den Eindruck erweckte etwas von seinem Job zu verstehen, beriet uns und letztlich kaufte ich neben Kühlschrank und Waschmaschine auch noch einen Herd (in der Wohnung ist keiner). Nicht das ich superviel koche, aber ab und zu vielleicht doch. Und es könnte ja auch sein, ich bekomme mal Besuch. Und für Pizza ist so ein Ofen einfach auch ganz nützlich (gefroren ist sie immer so Kronen-unfreundlich).

Wie jedes Kind weiss, muss man bei der Einrichtung einer Wohnung bzw. der Küche, schon gewisse Prioritäten setzen. So gehört für mich zu meinem eigenen Reich auf jeden Fall ein Fernseher und eine Mikrowelle. Okay ich gebe zu, letztere ist nicht unbedingt notwendig, aber auf jeden Fall praktisch! So fuhren wir noch einen Laden weiter - in diesem Fall Euronics. Auch hier hatte ich Glück, auf einen Verkäufer zu treffen, der mir die verschiedenen Fernsehgeräte zeigte und erklärte (allerdings hatte ich mich natürlich schon vorab mal schlau gemacht und hatte eine ungefähre Vorstellung was ich will). Wie (fast) nicht anders zu erwarten wurde ich fündig. Diese Geräte nahm ich auch gleich mit. Also mit umgeklappten Sitz kann man auch in einem kleinen KIA eine ganze Menge transportieren ...

Selbst ist die Frau ...

Der Handwerker, der’s allzu gut will machen, verdirbt aus Ehrgeiz die Geschicklichkeit.
(William Shakespeare)

Nachdem ich nun ein paar Pflichtaufgaben erfüllt hatte, konnte ich endlich loslegen. So verbrachte ich große Teile des Samstag und Sonntag in der Wohnung. Erstmal alles vorbereiten; Lampen abmontieren, alles abkleben etc. Viele Wände und die Decke sind holzvertäfelt, müssen also nicht zwangsläufig gestrichen werden. Aber - mit Genehmigung vom Vermieter - wollte ich es dennoch wagen, eine der (Holz)Wände im Wohnzimmer zu malern. Hätte ich gewusst, wie viel Arbeit das ist, hätte ich es mir vielleicht noch mal anders überlegt. So aber stand als erstes die Grundierung eben dieser an, da das dann gut 24 Stunden trocknen sollte.

Im Schlafzimmer und im Durchgangszimmer haben die Vormieter ein paar der Wände mit ziemlich hässlichen knalligen Farben dekoriert (grelllila und knallgrün). Auch diese mussten nun erstmal mit sehr deckender weißer Farbe grundiert werden. Also stand diese Aufgabe als nächstes auf dem Programm. Ich bin ja kein so super Handwerker, aber hier machte es sich doch bemerkbar, dass ich beim 'Hausbau' bzw. diversen Renovierungen einen guten Lehrmeister hatte. Allerdings würde Helmut wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn er sähe, wie unperfekt ich arbeite. Aber solange ich damit leben kann, genügt mir das vollkommen.

Nun, man soll es ja mit dem Geschäftigsein nicht übertreiben und so war auch genug Zeit für ein Essen beim Griechen und Spaziergänge mit Mami und Clyde. Dieser hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass ab und zu mal Leute entgegenkommen. Bei Hunden allerdings ist der kleine Angsthase nicht so freundlich. Er bellt sie von Weitem an. Wenn sie dann näher kommen versteckt er sich allerdings hinter meinen Beinen. Ich hoffe das wird sich mit der Zeit auch noch bessern ...

Kurzurlaub ...

Als ich aufwachte lag ich noch eine Weile im Bett und sinnierte über die Wohnung nach. Ich würde ja gerne sofort anfangen dort etwas zu werkeln und überlegte, was ich bräuchte um loszulegen. Ich gebe zu, es passte mir in meiner Ungeduld nicht so ganz, dass ich die nächste Woche nach Karlsruhe fahren wollte, aber ich dachte andererseits ist es ganz gut. Nicht nur soll das Wetter schön werden und ich habe es versprochen, aber hauptsächlich weil ich mir sagte, dass ich gut ein paar Tage 'Urlaub' brauchen kann. Die letzten Wochen waren doch eher geprägt von hektischer Betriebsamkeit. Und wenn ich weg bin, bin ich weg ...


Doch erstmal hatten wir noch einen ruhigen Sonntag. Mami ging morgens in die Kirche und ich habe am Laptop gesessen und Bewerbungen geschrieben.
Ich dachte ernsthaft darüber nach später noch mal in die Wohnung zu gehen und irgendwas zu tun, entschied mich dann aber dagegen. Bin lieber mit meinen Eltern eine Runde in der Gegend rumgefahren, anschließend essen gegangen und dann mit Mami und Clyde spazieren. Ruhiger netter Tag.

Den brauchte ich dann auch, denn am Montagvormittag stand mein erstes Vorstellungsgespräch an. Dies zwar 'nur' bei einer Arbeitsvermittlung, aber zum Training bestens geeignet. Da die Firma in der Stuttgarter Innenstadt liegt, bin ich mit der S-Bahn gefahren. Die ist hier fast vor der Tür und so müsste ich nicht erst großartig einen Parkplatz suchen. Ich mag Stuttgart. Trotzdem die Stadt natürlich auch wächst und moderner wird, so gibt es doch immer noch viele ältere Gebäude und die Königstraße hat - so finde ich zumindest - einen ganz besonderen Flair. So eine Mischung aus kleinbürgerlich schwäbisch und internationaler Großstadt ...
Wieder zurück in Leinfelden packte ich meine Tasche und den Laptop - und vergaß auch nicht genug Futter und ein Stofftier und ein extra Handtuch für Clyde. Dieser wurde dann auf den Rücksitz verfrachtet und nachdem der KIA noch seinen Durst gelöscht hatte fuhr ich los auf die A8 in Richtung Karlruhe ... und kam dort ohne Stau an. Daddy hatte mir ein schönes Bild gemalt, wie ich von der Ausfahrt zum Haus meines Bruders finde. Prinzipiell wäre das auch recht einfach gewesen, aber gerade in dem Moment als ich von der Autobahn abbog, klingelt mein Handy. Eine Dame von einer Personalvermittlung rief an und wollte mich zu einem Gespräch einladen. Ich sagte ihr, dass ich gerade im Auto sitze und ob wir später noch mal telefonieren könnten. Kein Problem ... ich hatte aber jetzt eines, denn ich war während der halben Minute telefonieren falsch abgebogen. Mist. Technisch war ich schon immer ein bisschen unterentwickelt und er Zeit hinterher, also kein Navi, kein Handy mit GPS oder ähnliches. Konnte mich nur auf meinen Orientierungssinn verlassen - und der verließ mich nicht, zum Glück. Instinktiv war ich gleich dreimal richtig abgebogen und fuhr kurze Zeit später wieder auf die Autobahn, eine Ausfahrt bevor ich raus musste. Diesmal blieb das Handy still und kurze Zeit später kam ich an.

Luise nahm Clyde sofort in Beschlag, der allerdings war noch etwas skeptisch oder besser gesagt schüchtern. Manchmal denke ich das ist nur ein Trick von ihm, weil dann finden ihn alle noch süßer und haben Mitleid ... beim Spaziergang durch den nahegelegenen kleinen Park etwas später ließ er sich aber widerstandslos von Luise an der Leine führen.

Also ich laufe gerne über Felder und durch den Wald, bin in der Natur. Fast überall hat man die Möglichkeit spazieren zu gehen, ist sozusagen gleich draussen. Aber ich gebe auch zu, dass ich die doch eher 'engen' Städte in Deutschland auch mag. Für mich haben die aneinander gereihten Häuser etwas Beschützendes ...

Things keep falling in place ...

Wer bloss im Möglichen verharrt, ist schon gestorben.
Wer lebt, ist Grenzgänger/in.


Als ich an diesem Morgen aufwachte kommt mir noch ein Gedanke zu meinen gestrigen Überlegungen warum es mir vorkommt als wäre ich schon viel länger hier ... Zum Einen beschäftigte ich mich schon seit Monaten mit meiner Rückkehr und habe durch die online Wohnungs- und Jobsuche schon lange innerlich Abschied von Livingston genommen.
Und - was vielleicht noch wichtiger ist - es fühlt sich richtig an. Noch keinen Moment habe ich bereut den Schritt getan zu haben und weiss einfach, dass Alles gut wird!

Der morgendliche Spaziergang mit Clyde dagegen warf wieder einmal den Gedanken auf, dass das mit dem Hund wohl doch alles etwas komplizierter wird. Oder mache ich mir den Stress selbst? Ich nahm mir vor später ein wenig im Internet surfen um eventuelle Möglichkeiten der Betreuung zu recherchieren. Ich will nicht den Mut verlieren!
Später am Tag, ich saß an meinem Schleppi und habe Bewerbungen geschrieben, saß Dad auch an seinem Computer und scrollte durch irgendwelche alten Fotos, die er eingescannt hatte. Diese waren so um die 40 Jahre alt und ich fand es spannend sie anzuschauen. Wir als Kinder, der VW Bus ... als wir auf dem Weg nach Marseille waren um mit einem Schiff nach Dakar in den Senegal zu schippern. Ich sagte ihm, dass ich die unbedingt haben möchte! Faszinieren - gerade auch weil mein Gedächtnis immer noch nur wenig Zeit abspeichert.

An diesem Samstag stand mal wieder eine Wohnungsbesichtigung an, diesmal in Nellingen. Dad, Clyde und ich zogen los, Mami blieb zuhause. Wir waren wie immer zeitig, aber letztlich nutzte es nichts, denn wir konnten das Haus nicht finden. Wir fuhren die Straße auf und ab und um den Block. Nichts. Wie kann das sein? Langsam zweifelten wir an unserem Verstand - oder war das Alles eine Täuschung? Ich hatte schon von Betrügern auf dem Immobilienmarkt gelesen, aber ich hatte niemandem irgendwelches Geld überwiesen?

Wir wollten schon fast aufgeben, da sah ich eine Briefträgerin. Die frag ich jetzt mal, denn die wird es wohl wissen. Gesagt, getan - mit dem Ergebnis, die Hausnummer 9 gibt es hier tatsächlich nicht. Hm. Just in dem Moment sahen wir vor der 12 einen Smart stehen, der das Logo eines Immobilienbüros auf der Seite hatte. Das konnte kein Zufall sein. Und als ich auf das Haus zuging kam auch schon ein zweiter Interessent und dann auch der Makler. Dieser hatte sich schon gewundert, das alle unpünktlich waren, bis wir ihm das mit der Hausnummer sagten. Die hatte tatsächlich falsch in der Anzeige gestanden. Ts ts ... Wenigstens kam ich so doch noch dazu die Wohnung anzuschauen. Hübsch, aber sehr klein. Und - großer Nachteil, viel Schräge da unterm Dach, d.h. kein Platz für Bücherregale. Dennoch, will ich mir alle Optionen offen lassen und füllte den Selbstauskunftsfragebogen aus.

Wieder in Leinfelden schaute ich mir noch mal das Exposé der 3-Zimmer-Wohnung in der Silcherstrasse an. Die ist zwar definitiv nicht so modern, aber ich hätte mehr Platz für weniger Miete ....


Ich bin eine richtige Kaffeetante und liebe das schwarze Gebräu in fast jeder Form - am liebsten stark und schwarz. So machte ich mir selbst ein vorzeitiges Geschenk zum Einzug in die noch nicht vorhandene Wohnung: eine Nespresso-Kaffeemaschine. So eine wollte ich schon immer haben. Okay, ich könnte mit meinem Geld sparsamer umgehen, weil ich ja noch keine neue Einnahmequelle habe. Aber ich denke mir, was soll's, ich lebe schließlich nur einmal! Und ich gebe zu, ich geniesse diese Freiheit. Als ich mir dann am Morgen, nachdem das Paket gekommen war, einen wunderbar frisch aufgebrühten Kaffee machte, bereute ich die Ausgabe nicht. Lecker - diese war jeden Cent wert. Jetzt stehe ich noch lieber auf ...

Es schneite mal wieder leicht - okay ist ja auch erst Ende Februar - und die Buchenwaldstraße ist schneebedeckt. Ich hoffte das würde später besser, wenn ich fahren musste. Ich hatte mich an diesem Sonntagvormittag mit meine lieben Freundin Heike in unserem 'Stammcafé' zum Brunchen verabredet. Das Wetter hat ein Einsehen, es wird etwas milder und die Strassen schneefrei. Und es ist mal wieder richtig schön. Immer wieder staune ich, wie gut unsere Freundschaft gehalten hat, trotzdem ich nun doch einige Jahre nur sehr selten in Deutschland war. Aber ich merke auch, ich bin nicht hundert Prozent bei der Sache. Scheine wohl doch noch nicht so richtig hier zu sein. Irgendwie ist auch schon so viel passiert in der kurzen Zeit und ich habe das Gefühl ich überhole mich selbst ...

Der Eindruck verstärkt sich noch, als ich am nächsten Abend einen Anruf von einem Herrn Sauter bekomme. Das ist der Besitzer des Hauses in der Silcherstraße und er wollte mir mitteilen, dass ich die Wohnung bekomme. Wow und Juhuu gleichzeitig. Ich kann es gar nicht fassen. Vor allem kann ich sie schon ab dem 1. März anmieten. So kann ich mich gleich am Rathaus anmelden und dann ein paar andere Dinge in die Wege leiten ... Wir verabreden uns für Donnerstag um den Mietvertrag zu unterschreiben.

Nachdem ich mich ein wenig von dem 'Schreck' erholt habe, rufe ich in Karlsruhe an. Eigentlich wollte ich diese Woche der Familie meines Bruders einen Besuch abstatten, aber das muss ich nun verschieben. Sonst wird Alles zu hektisch ...
Die Entscheidung, nicht nach Karlsruhe zu fahren, war klug, denn am Dienstag schneite es den ganzen Tag ununterbrochen. Mit meinen Sommerreifen wäre ich da nicht weit gekommen.
Dennoch wagten Mami und ich uns später in das Schneegestöber und liefen zu Fuß zum Marktkauf ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Clyde blieb bei meinem Dad. Das klappt inzwischen schon ziemlich gut. Ist auch echt süß, wie sich meine Eltern an den Lütten gewöhnt haben.


Und um genau dies Training weiterzuführen beschliesse ich am nächsten Tag alleine aus dem Haus zu gehen. Ich habe in ein paar Tagen ein Vorstellungsgespräch und will mir dafür noch was Hübsches zum Anziehen kaufen. Bin dann auch fündig geworden: Schuhe mit hohem Absatz, habe ich seit Jahren nicht getragen. Nachdem ich noch ein paar weitere Geschäfte abgeklappert und ziemlich viele Klamotten anprobiert hatte, komme ich mit vollen Tüten nach Hause. Es hat mir richtig gut getan, nach Herzenslust zu shoppen. Ohne auf jeden Cent zu achten und ohne mich später rechtfertigen zu müssen.

Donnerstagabend ziehe ich dann los um pünktlich in der Silcherstraße zu sein. Meine Mutter ist mitgelaufen, sie wollte zu einem Vortragsabend über ihre Manosque-Reise. Als ich ankam, waren die Sauters noch nicht da, aber die Tür angelehnt. Bin einmal kurz hoch, da ich dachte, die sind vielleicht schon in der Wohnung, war aber nicht so. Kurz später kamen sie dann gleich geballt (sie hatten einen Hänger und ihre Söhne mitgebracht, da sie noch alte Elektrogeräte im Haus abgeholt haben). Supernette Leute, die mir gleich sympathisch waren. Ein bisschen Smalltalk, Mietvertrag unterschreiben und noch ein paar Erklärungen zur Heizung etc. und dann war es schon passiert. Ich habe eine Wohnung - und bin noch nicht mal 2 Wochen wieder in Deutschland. Ein gutes Gefühl.

An diesem Abend bewahrheitete sich auch der Spruch: wenn es erstmal anläuft, kommt alles auf einmal. Denn gerade als ich mitten im Gespräch mit den Sauters war, rief ein anderer Makler an und wollte mir eine Wohnung in Bonlanden anbieten. Ich sagte ich rufe zurück, konnte ihn dann aber nicht mehr erreichen.

Heute sind es 14 Tage. Ich habe so langsam eine schöne morgendliche Routine. Aufstehen, Kaffee trinken und Clyde füttern, kurzer Spaziergang und dann an Laptop.
Später, nach dem Frühstück habe ich für meine Mutter 'Mousse au Chocolat' gemacht, dass sie für Abends mitnehmen wollte (Weltfrauengebetstag). Anschließend bin ich ins Städtle. Erstmal aufs Amt, mich und Clyde ganz offiziell in Leinfelden anmelden. Ein gutes Gefühl - und ich bin auch ein bisschen stolz auf das schon Erreichte. Dann zum Briefkasten für Daddy einen Brief einwerfen, dann zu meiner neuen Wohnung. Habe mich nochmal im Hellen umgesehen - und hell ist die Wohnung, jedes Zimmer hat Fenster und sie ist Südseite - und finde sie immer noch schön. Etwas verwinkelt und sehr individuell, nicht 08/15 - na, das passt dann ja zu mir. Allerdings stellte ich fest, dass ich definitiv alles streichen muss. Aber das ist auch ok, ich habe ja Zeit.

Vormittags rief mich der Makler noch mal an (1-Zi-Wohnung in Bonlanden). Er konnte gar nicht aufhören, mich für meine tolle "Bewerbungs-Mail" zu loben und im Prinzip sagte er, ich kriege die Wohnung und Besichtigung usw. wäre nur eine Formalität. Ich fühlte mich sehr geehrt. Aber auch hier wäre es weniger Zimmer und Quadratmeter für mehr Miete gewesen und ich sagte dankend ab.

Gegen drei sind Mami, Clyde und ich dann losgelaufen, spazieren gehen. Und wieder einmal staunte ich darüber, wie viele Menschen hier spazieren gehen. Zu jeder Zeit, bei jedem Wetter. Und es sind nicht nur die Hundebesitzer und Rentner ... Inzwischen hat sich Clyde auch daran gewöhnt, das und hin und wieder Leute entgegenkommen. Er kannte das ja aus Livingston nicht und am Anfang hat ihn das sehr irritiert. Er hat jeden angebellt. Jetzt tut er das nur noch wenn er andere Hunde sieht (wobei er sich, wenn sie dann näher kommen, schnell hinter meinen Beinen versteckt).
Am vereinbarten Parkplatz traffen wir meinen Dad und wir sind dann noch eine Runde gefahren. Mein Vater raucht Pfeife, aber tut dies nicht im Haus - nur im Auto; und da dies - Pfeife rauchen - immer etwas länger dauert, macht er eben einen Ausflug. Diesmal auf die Alb. Es war ziemlich neblig, aber es lag auch noch richtig viel Schnee. Schön anzuschauen.

Später, gerade als ich wir mit dem Abendessen fertig war, klingelt mein Handy und Frau Sauter fragte ob sie kurz vorbei kommen könne. Sie brauchte noch eine Unterschrift und wäre gerade in Leinfelden. Ich dachte, auch gut so lernt sie gleich Clyde kennen. Denn das war erst noch ein Knackpunkt für das Vermieten der Wohnung. Aber ich hatte den Sauters versichert, er ist klein und pflegeleicht ... und er schaffte es auch hier wieder mit seinem 'Hundeblick' davon zu überzeugen.

... Fortsetzung folgt ....