42



... Ich mag das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“. Eine rasante und einigermaßen sinnfreie Geschichte. Und ein flammendes Plädoyer für das Handtuch. Macht einfach Spaß. Aber jeder Spaß gewinnt noch an Qualität, wenn ein Fünkchen Ernst drin steckt. Und der lässt sich auch in der Weltraum-Satire von Douglas Adams finden.
Deep Thought. Der gigantische Computer, der Millionen von Jahren braucht, um eine Antwort zu finden auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und überhaupt allem. Und als es soweit ist, verkündet er einer existentiell gespannten Menge die alles entscheidende Antwort. 42. Worauf soll denn das die Antwort sein?
Und genau mit diesem Auftrag entlässt Deep Thought die Menge. Erst einmal darüber nachzudenken, wie die Frage eigentlich genau lauten soll. Und die erfahren wir leider nicht. Was etwas mit unserer guten alten Erde und einer Hyperraum-Straße zu tun hat. Aber das nur am Rand.
Menschen beklagen oft, dass sie keine Antworten bekommen. Von anderen Menschen, vom Leben, von Gott. Aber vielleicht hängt es wo ganz anders: Dass einfach die Frage nicht richtig gestellt ist. Oder dass es schon eine Antwort gibt, die man nur nicht registriert, weil man anderes erwartet hat. Oder dass die Suche nach der Antwort bereits die Antwort ist.
Das Leben zum Beispiel. Und sein Sinn. Da fragt man sich doch immer wieder, wie die Antwort lautet. Die nach dem Sinn des Lebens. Und hätte so gern, dass der Himmel sich öffnet und eine Antwort ausspuckt. Eine, die leicht zu begreifen ist und unmittelbar einleuchtet. Passiert in der Regel nicht. Oder sie klingt eben wie 42.
Vielleicht ist es einfach so, dass das ganze Leben eigentlich eine Suche nach der richtigen Frage ist. Und dieses Fragen ist der einzige Weg zu einer Antwort. Die man irgendwann bekommt. In der Bibel steht einfach: „Wer sucht, der findet.“ Kurz und bündig. Fast so kurz wie 42. Aber vielleicht erhellender für Manchen.
Auf meinem Jakobsweg ‚begleitete‘ mich Paolo Coelho mit seiner Meinung: „Life is too short to be wasted in finding answers. Enjoy the questions! (Das Leben ist zu kurz, um damit verschwendet zu werden, Antworten zu finden. Genieße die Fragen!)
Deswegen schnappe ich mir halt ein Handtuch, bleibe weiter auf der Suche und halte mich an die Weisung des intergalaktischen Reiseführers: Don’t panic. Keine Panik.



In diesem Sinne, wünsche ich Euch jetzt schon ein supertolles Wochenende und viele spannende Fragen …

Die Gabe ...



Eine weise Frau reiste durch die Berge. Eines Tages fand sie dort in einem Bachlauf einen sehr, sehr wertvollen Stein.
Am nächsten Tag traf sie einen anderen Wanderer. Der Mann war hungrig und die weise Frau öffnete ihre Tasche, um mit ihm ihr Brot zu teilen. Der Wanderer sah den wundervollen Stein in der Tasche.
„Gib mir den Stein“ sagte er.
Die Frau reichte dem Mann ohne jedes Zögern den Stein. Der machte sich schnell davon, denn ihm war klar, dass der Stein sehr, sehr wertvoll war und dass er nun den Rest seines Lebens sorgenfrei verbringen konnte.
Einige Tage später kam der Mann jedoch zurück zu der weisen Frau und gab ihr den Stein wieder.
„Ich habe nachgedacht.“ sagte er. „Ich weiß, wie wertvoll dieser Stein ist. Aber ich gebe ihn dir zurück. Das tue ich in der Hoffnung, dass du mir etwas viel Wertvolleres dafür schenken kannst. Bitte gib mir etwas von dem, was es dir möglich machte, mir diesen Stein zu schenken.“

Loslassen lernen ...



„Loslassen lernen!“, hieß es vor kurzem gebieterisch in der Schlagzeile einer Tageszeitung. An dieser Stelle der Zeitung geht es normalerweise darum, was kluge Köpfe gerade entdeckt oder entwickelt haben - im Bereich Technik und Naturwissenschaft.

 „Loslassen lernen!“ klingt für mich nach Lebenshilfe und Psycho-Ratgeber. In dem Zeitungsartikel ging es allerdings um ganz anderes: Wir sollen lernen, das Lenkrad im Auto loszulassen.

In den Automobilkonzernen dieser Welt arbeitet man derzeit mit Hochdruck am selbstlenkenden Auto. In spektakulären Tests rasen heute schon führerlose Autos durch die Wüste oder lenken ihre Fahrgäste zielsicher durch belebten Stadtverkehr.

Das Versprechen dieser technischen Innovation ist gewaltig: mit selbststeuernden Autos wird Autofahren nicht nur komfortabler, der Straßenverkehr wird auch viel sicherer. Ein Computer ist weder unaufmerksam, noch kennt er eine Schrecksekunde. Und umweltbewusster fährt das autonome Auto auch noch. Der Straßenverkehr wird berechenbarer.

Für manche ist das eine wundervolle Zukunftsvision, ein Kindheitstraum. Anderen graut es: Nie und nimmer werden sie freiwillig das Lenkrad loslassen! Das Schreckensszenario schlechthin: Eine Maschine übernimmt die Kontrolle, eine Maschine lenkt und steuert mein Schicksal.

Loslassen zu können, ist Grundvoraussetzung für ein glückliches Leben, so mahnen die Lebenshilfe-Ratgeber: Eltern sollen zum rechten Zeitpunkt ihre Kinder loslassen, Rentner und Pensionäre ihre Arbeit. Nach dem Scheitern einer Beziehung müssen sich die Partner gegenseitig loslassen. Auch Trauernden rät man, ihre verstorbenen Lieben bei Zeiten loszulassen Denn wer nicht loslassen kann, bleibt in der Vergangenheit verhaftet, betrügt sich um die eigene Zukunft.

Welche Gewohnheiten, Befürchtungen und Ängste aber sind im Spiel, wenn ich nicht loslassen kann, wo es um diese wirklich wichtigen Dinge im Leben geht? Habe ich Angst, die Kontrolle zu verlieren, fehlt es mir an Vertrauen in andere? Kann ich mir eingestehen, dass Geschehenes nicht rückgängig zu machen ist?

Dieses Loslassen kann so schwer sein! Vermutlich ist es da die deutliche leichtere Übung, das Lenkrad im Auto loszulassen!

Lesung in der Pilgerherberge



»Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne.« (Jean Paul)

Die Pilgerherberge in Oberdischingen. Welcher Ort könnte besser geeignet sein um einen Vortrag / Lesung über den Jakobsweg zu halten. Schon vor dem Haus empfängt einen der Brunnen mit dem Pilger, der sich ausruht und der Aufschrift „Santiago 2387 km“… 

Im Eingangsbereich liegt ein Gästebuch aus, in dem sich die Besucher, Übernachtungsgäste, Pilger verewigen können. Als Pilger hat man hier gleich das Gefühl angekommen zu sein. Gerne erinnere ich mich an unseren Aufenthalt. Auf unserer kleinen Pilgerwanderung letztes Jahr haben Clyde, Klaus und ich auch hier übernachtet.  

Noch ist nicht viel los. Ich werde von Julia Kohler begrüßt, die gute Seele des Cursillo-Hauses. Sie unterhält sich gerade mit einem Gast. Auch er begrüßt mich und erzählt mir gleich, dass er mein Buch schon gelesen hat und es ihn beeindruckt hat. So wollte er meine Lesung nicht verpassen. Er hat mir ein kleines Geschenk mitgebracht. Gerade war er geschäftlich in China und überreicht mir ein Paar Essstäbchen. Ich bin ganz gerührt …

Okay, ich gebe es zu, vor einer Lesung bin ich immer etwas nervös. Vor allem frage ich mich, wie viele wohl kommen werden. Ich lese für fünf Zuhörer genauso enthusiastisch wie für 50. 
Aber bin dann doch immer gespannt. Hier nun konnte ich es gar nicht einschätzen. Im Raum stehen schon ca. 20 Stühle und ich hoffe einfach mal, dass diese sich noch füllen.


Auf jeden Fall fühle ich mich in dem Raum gleich wohl. Die zahlreichen Bilder an den Wänden zeigen Pilgerouten und im Bücherregal erzählen viele Bücher von ganz unterschiedlichen Pilgerreisen.

Ich mache mich daran, mein Computer aufzubauen, die Bücher und Postkarten auszulegen. Dies wird mal eine andere Art der Lesung. Premiere. Nicht nur in Worten, auch in Bildern möchte ich meine Zuhörer heute mit auf meine ganz persönliche Pilgerreise mitnehmen. Ich bin etwas nervös ob dann auch alles klappt …

Clyde rennt die ganze Zeit hin und her und ist genauso nervös wie ich. Später liegt er aber brav neben meinem Platz und entspannt.

So langsam trudeln ein paar Interessierte ein. Und noch ein paar und noch mehr … die Stühle reichen nicht. Julia und Klaus schleppen mehr an. Und noch mehr Pilgerfreunde (später zählen wir an die 50 Menschen im Raum). Ich bin positiv überrascht und werde gleich  mal noch nervöser …
 
Pünktlich um 19.00 Uhr lege ich los. Ich zeige Bilder und lese Passagen aus meinem Buch, erzähle zwischendrin immer wieder. Sobald ich angefangen habe, bin ich wieder auf dem Weg. Diese Pilgerreise, die so viel verändert hat. Mit entsprechender Begeisterung berichte davon.
Neunzig Minuten sind schnell vorbei und ich habe das Gefühl alle wäre gerne noch ein bisschen länger auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen, wenn auch nur virtuell. 

Besonders schön ist für mich auch immer das ‚hinterher‘. Wenn die Zuhörer kommen, mir von ihren eigenen Reisen erzählen, denen auf dem Jakobsweg und im Leben (letzteres entsteht wohl dadurch, dass ich auch immer sehr offen über meine doch sehr turbulente Lebensgeschichte spreche), Fragen stellen, und vielleicht noch eine Widmung in ein Buch möchten.

Ein rundum gelungener Abend und ich freue mich schon auf das nächste Mal! Und nochmal vielen Dank an Julia Kohler und das Cursillo Haus / Pilgerherberge in Oberdischingen und natürlich ein großes Danke an all die Zuhörer - denn ganz ehrlich, ohne würde es nur halb so viel Spaß machen ...!