In der Stille liegt die Kraft ...


Wozu ein Krimi im Fernsehen nicht alles gut sein kann. Mir ist vor kurzem beim abendlichen Fernsehkrimi ein überraschender Satz begegnet, ein Satz wie eine Perle. Zwischen Leichen und menschlichen Abgründen sagt auf einmal ein Verdächtiger zur Polizistin: "Stille ist ein unbezahlbares Juwel." 
 
Der Satz hat sich bei mir festgehakt, auch deshalb, weil er so überraschend kam. Das hätte ich im Fernsehkrimi nicht erwartet. Es ging da um den Chef eines kleinen Handwerkbetriebs. Er hat eine kleine Werkstatt mit ein paar Angestellten, geschäftiges Treiben, ziemlich chaotisch. Sein kleines Büro auch eher unaufgeräumt. Da entdeckt die Kommissarin eine Tür, verschlossen mit einem Vorhängeschloss. Klar wird Frau Kommissarin neugierig. Er soll aufschließen. Er will nicht. Jetzt erst recht. Er gibt nach. Und die Überraschung. Auf einer Staffelei steht ein Bild, ein Stillleben. Er malt heimlich. Nach Feierabend, wenn alle anderen nicht mehr im Betrieb sind. Still und heimlich taucht er ab in eine andere Welt. Und dann zur Erklärung dieser Satz: "Stille ist ein unbezahlbares Juwel." 

Da leuchten seine Augen auf. Für diesen Menschen ist seine Stille die Quelle, die ihn leben lässt. Sie lässt ihn das normale Leben aushalten, schafft einen Ausgleich, für all das, was ihm das Leben zumutet. So findet er sein Gleichgewicht. Beim Malen in der Stille findet er neue Kräfte. "Stille ist ein unbezahlbares Juwel." 

Ich bin sicher, das gilt nicht nur für diesen Mann im Krimi. Viele Menschen klagen, dass das Leben so viel Kraft kostet, dass sie sich oft völlig ausgepowert fühlen. Fertig. Kummer und Ärger in der Familie, bei der Arbeit. Wie oft machen sich Menschen gegenseitig das Leben schwer. Sorgen ums Geld, jeden Tag der neue Versuch, alles unter einen Hut zu kriegen. Oft kommt man sich vor wie ein Bogen, der unter Dauerspannung steht und irgendwann hat man ihn überspannt. Das kann nicht gut gehen. Stille tut gut.
Es ist wichtig, jeden Tag eine kleine Zeitspanne Stille einzulegen. Allen Kram aus der Hand legen, nichts planen, nichts reden, nicht fernsehen, nicht mal was denken. Sich selbst mindestens eine viertel Stunde einfach anhalten. Und so zu neuen Kräften kommen. Indem man ganz nach innen sieht und zum Himmel. Inne halten sagen wir im Deutschen dazu. Damit man jeden Tag einmal spürt. Nein, ich bin kein Hamster in einer Tretmühle. Ich bin ein Mensch mit einer durstigen Seele. Ich kann und darf einfach sein. Da muss ich nicht immer was leisten. Das muss man spüren, einmal jeden Tag, mindestens.

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