Dieses Jahr ist alles anders ...

Gedanken zu meinem sechsundvierzigsten.

... sogar Google gratuliert mir ...

In den letzten Jahren habe ich meinen Geburtstag nie großartig gefeiert. Das letzte Mal war vor über 10 Jahren. Auch habe ich grundsätzlich gesagt, ich will keine Geschenke und habe auch meist an dem Tag gearbeitet. Wenn nicht in der Firma, dann zuhause.

Seit jeher bin ich mit dem 'Glaubenssatz' herumgelaufen: ach so etwas Besonderes ist das doch gar nicht. Ich habe bei allen anderen durchaus Wert darauf gelegt zu gratulieren und etwas zu schenken (wenn es die- oder derjenige wollte), aber habe es für mich nicht angenommen.
Gratulationen habe ich mit Sätzen wie: Ach ja, heute ist ja der 31. August. Oder: Oh, danke, ist ja nichts so Tolles. Oder auch: Ach ich gebe nichts auf Geburtstage ....
Dazu kommt, das bei uns in der Familie die allgemeine Ansicht herrscht: ach wir haben das nie so gefeiert ... Denn auch meine Eltern tun Geburtstage immer mit den gleichen Sätzen ab. Wie ich. Ich habe das so übernommen.

Jetzt denke ich, es resultiert aus dem Glauben heraus, dass wir uns nicht wichtig genug nehmen. Es nicht wert sind im Mittelpunkt zu stehen. Glaubenssätze wie: Man soll nicht egoistisch sein. oder: Wer bin ich schon, das man mich feiern müsste. Ich bin nicht liebensert genug.
Tief verwurzelt und aus dem Unterbewusstsein wirkend. Man kann es wohl auch mangelndes Selbstvertrauen nennen. Understatement im negativsten Sinne ....

Ich erwischte mich diese Tage, wie ich zu meiner Nachbarin sagte - als sie mich fragte - nein ich feiere nicht. Ist doch eh egal.
Und gestern das Gleiche bei den Kolleginnen. Sie fragten mich ob ich ein Fest mache, was ich vorhabe etc. Ich sagte wieder mein Sprüchlein: Ach ist doch ein Tag wie jeder andere und ich werde wohl etwas von meinen ToDos abarbeiten. Habe da noch Honeydos bei meinen Eltern. Die sind grad im Urlaub und da kann ich das in Ruhe erledigen ...

Als ich dann aber auf dem Weg nach Hause war, kam es mir aber irgendwie nicht richtig vor. Ich stellte mir die Frage: warum eigentlich? Nach dem ich eine Weile darüber nachgedacht hatte, warum ich das tue, fand ich eine Antwort. Ich hatte es einfach nicht für wichtig gehalten. Und warum? Weil ich mich nicht für wichtig gehalten habe. Daraus resultierte dann die Erkenntnis: das ist falsch! Wieso sollte ich mich nicht wichtig nehmen. Ich bin das wert.

Dieses Jahr ist alles anders! Nicht nur, dass ich erst vor wenigen Monaten noch einmal ganz von vorne angefangen habe. Mir (erfolgreich) ein neues, ganz eigenes Leben aufgebaut habe. Ich habe es endlich geschafft, mein Buchmanuskript fertig zu schreiben und hoffe nun einen Verlag zu finden. Ich lebe so richtig auf. Und kürzlich erst sagte ich zu einer Freundin, zum ersten Mal fühle ich mich ganz bei mir, bin einfach ich und es geht mir so gut wie lange nicht.
Dies nun brachte mich zu der Überlegung. Wenn ich doch jetzt ein größeres Selbstvertrauen habe, wenn ich mich mehr wahrnehme und finde das ich liebenswert bin, warum tue ich denn den Geburtstag immer noch ab? Das passt nicht!

So kam es, dass ich beschloss an meinem Geburtstag zu feiern. Da mir dies nun gerade erst eingefallen war, war es natürlich für ein Fest ein bisschen zu spät. Meine Eltern und mein Bruder nebst Familie sind verreist. Also bleiben eben ich und Clyde. Auch das geht. Solange ich mir bewusst bin, das dies mein Tag ist.

Heute morgen war ich dann kurz auf der Post, ein Paket abholen. Okay, ein Buch, dass ich mir selber geschenkt habe, aber immerhin.
Anschließend bin ich, weil es auf dem Weg liegt, bei der Wohnung meiner Eltern vorbei um kurz nach dem rechten und linken zu sehen. Da lag in Sichtweite, gleich bei der Tür, ein Geburtstagsgeschenk für mich bereit. Schön! Eine liebe Karte und ein Büchlein. Genau der richtige Beginn für den Tag. Just in dem Moment klingelt dann auch mein Handy und Mami und Daddy rufen an um mir zu gratulieren. Wie passend.
So eingestimmt war ich nun schon in Feierlaune. Wieder zuhause habe ich kurz noch mal in Computer geschaut und gesehen, das schon ein paar Gratulationen angekommen sind. Es ist so schön zu wissen, das meine Freunde an mich denken!

Wie also sollte ich den Tag nun gestalten. Ich hatte mir überlegt, ich nutze das schöne Wetter und mache mit Clyde eine kleine Wanderung. Gesagt getan. Ich kramte meine Wanderschuhe raus und - sie passen immer noch perfekt. Nein, es sind nicht die, die schon 2300 km auf - bzw. weg von - den Sohlen haben. Aber gleiche Marke, gleiches Modell. Noch einen kleinen Rucksack packen und los. Ich wollte im großen Bogen nach Echterdingen laufen. Und das habe ich dann auch getan. Der Bogen wurde sogar noch größer als geplant. Denn als ich gerade an einer Kreuzung stand, klingelt mein Handy wieder. Meine Freundin Ines ruft an um zu gratulieren. Ein kurzes Schwätzchen halten und prompt bin ich dann falsch abgebogen. Aber es ist trocken und immer noch wunderbar sommerfrisch im Wald. Ein paar Radfahrer haben wir gesehen, aber ansonsten hatten wir den Weg für uns alleine. Ich bin einfach ein paar Schildern Richtung Stetten nachgelaufen und kam mir ein bisschen vor wie auf dem Jakobsweg. Erinnerungen.

Bis zum Waldheim bin ich gelaufen, fast zwei Stunden. Eine mehr als geplant, aber ich habe ja Zeit. Da habe ich mich in die Gartenwirtschaft gesetzt. Clyde war froh über die Pause. Ich ehrlich gesagt auch. Zur Feier des Tages habe ich mir einen schönen großen Salat bestellt. Den braunen treuen Augen meines vierbeinigen Gefährten nachgebend, mit Rindfleischstreifen. Diesen habe wir zwei uns dann geteilt - der Größe entsprechend. Und noch einen schönen Espresso zum Nachtisch.
So gestärkt konnten wir den Rückweg angehen. Diesmal allerdings die Eine-Stunde-Runde. Einfach schön.

Den Rest des Tages ist Faulenzen angesagt. Denn auch das habe ich verdient. Und auf unserem Nach-dem-Abendessen-Spaziergang gehen Clyde und ich an der Eisdiele vorbei. Drei große Kugeln!

Mein Fazit: Ab jetzt werde ich mich definitiv wichtiger nehmen. In dem Sinn, dass ich es wert bin, gefeiert zu werden. Mein Geburtstag ist mein Tag.

Und darum, schon mal das Datum vormerken, im nächsten Jahr gibt es dann ein Fest!! Ach ja, und Geschenke nicht vergessen .... ;-)

In diesem Sinne,
as always
thanks for your time
Wiebke

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