»So eine
Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muss sie für fertig erklären, wenn man
nach Zeit und Umständen das Möglichste getan hat.« (Johann Wolfgang von
Goethe)

Mir kommt der Gedanke, hinterher sieht es
irgendwie immer einfach aus. Sei es nun der Erfolg im Beruf. Eine
funktionierende Familie. Gute Bewertungen in einer Prüfung. Eine Therapie ohne
Rückfälle. Ein zufriedenes Leben. – Oder eben ein fertiges Buch!
Wenn etwas funktioniert, dann sieht es im
Nachhinein und vor allem für Außenstehende immer so einfach aus.
Da hat jemand sich entschlossen eine Geschichte
aufzuschreiben und dann fließen die Wörter nur so. Seite um Seite füllt sich
und plötzlich ist da ein fertiges Buch.
Und alles, was wir sehen ist das es gut funktioniert, das der- oder
diejenige wohl viel Talent hat, einfach Glück oder eine bessere Disziplin als
man selbst.
Doch in jedem Fall gilt wohl, wenn wir uns gut
auf etwas vorbereiten, zum Beispiel eine Prüfung, dann war es im Nachhinein gar
nicht so schwer, eine gute Note zu schreiben. Ebenso ist es mit einem Buch. Gleichwohl
meine Erfahrung gezeigt hat, hier braucht es vor allem Durchhaltevermögen.
Aber warum tun wir uns vorher nur oft so
schwer?
Wenn ich mir mein heutiges Leben anschaue, bin
ich stolz. Stolz auf die Dinge, die ich erreicht habe, all die
Herausforderungen, die ich angenommen habe und all die Wege die ich gegangen
bin. Und das ich doch irgendwo in mir immer wieder den Mut finde auch etwas
Neues zu versuchen.
Irgendwie läuft es einfach.
Aber wenn ich an die Anfänge zurückdenke, dann
sieht das ganz anders aus.
Zum Beispiel was mein Buch angeht. Nicht nur
das ich in der Vorarbeit – nämlich der 3-monatigen Reise auf dem Jakobsweg selbst
– viele Zweifel hatte, ob ich es je bis Santiago schaffe. Mehr als einmal
dachte ich über das Aufgeben nach …
Und als ich dann das erste Mal die Idee vom
Blog zum Buch hatte, war es nicht besser. Ganz Feuer und Flamme von der Idee,
erzählte ich es gleich Familie und Freunden. Doch ziemlich schnell war ich
wieder auf dem Boden. Klar, einerseits sah ich es als Abenteuer und wem würde
es schaden, es zu versuchen. Aber ganz ehrlich, ich traute mir dies zunächst
gar nicht zu. Ich zweifelte, dass mein Schreibtalent ausreicht um über einen
Blog hinaus zugehen. Dass ich die nötige Disziplin aufbringe um durchzuhalten.
Die Panik davor, dass ich scheitern würde, türmte sich wie ein Berg vor mir
auf. Ich war sauer auf mich selbst, dass ich es gleich rumerzählt hatte, denn
nun hatte ich das Gefühl ich kann keinen Rückzieher mehr machen. Schlaflose
Nächte und Sorgen, was wohl geschehen würde, wenn es nicht funktionieren würde.
Und das über Monate hinweg.
Ich glaube, wenn man etwas wirklich will, dann
muss man auch mal durch solche Phasen hindurch. Nicht zwangsläufig, aber es passieren
häufig. Der Vorteil, dadurch dass ich durch diese Ängste durchgegangen bin,
habe ich ein Stück Freiheit gewonnen. Ich habe diese Ängste genau dadurch
losgelassen.
Das Ergebnis darf ich nun in den Händen halten
und bald schon jeder andere auch. I’ll keep you posted.
»Und was
ich noch gelernt habe auf diesem Weg, ist, dass ich mutig bin und Kraft habe.
Dass ich sehr gut mit mir selbst sein kann und mich sogar richtiggehend mag.
Ich habe auch meinen
Begriff von „Freiheit“ neu definiert. Ich habe ihn von dem Außen in das Innen
verlegt. Früher war ich immer der Meinung, dass das, was um mich herum ist, wie
ich lebe und was ich tue, ganz klar ein Ausdruck dessen ist, ob ich frei bin
oder nicht. Doch dem ist nicht so. Frei bin ich nur dann, wenn ich mich
innerlich von meinen Zwängen freimachen kann. Von meinen eigenen Ansprüchen,
die ich mir auferlege. Solange ich meinen eigenen Weg gehe, auf meine
Bedürfnisse achte, mir Aufmerksamkeit schenke, solange bin ich immer frei,
egal, wo auf der Welt ich gerade bin.
Nein, ich habe nicht
auf alles eine Antwort gefunden. Aber manchmal ist es wohl einfach so, dass der
Vorhang fällt und manche Fragen offen geblieben sind. Dann braucht man eine
Pause, vielleicht ein abgeändertes Skript. Und wenn man das nächste Mal die
Bühne betritt, ein neuer Akt im Spiel des Lebens, dann kommen auch die nächsten
Antworten.« (aus „Manchmal muss man einfach
weiterlaufen“ von Wiebke Beyer)
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