Ungelebtes Leben …

Ich male. Und das inzwischen mit Leidenschaft. Wenn man in meine Wohnung kommt ist das auch nicht mehr zu übersehen: die Bibliothek ähnelt inzwischen einem Atelier, der Esstisch ist zum Maltisch umfunktioniert und überall hängen, stehen, liegen meine Werke.

Kürzlich kam nun meine Vermieterin vorbei (sie mussten etwas wegen der Heizung prüfen - und ja, sie war angekündigt, aber ich habe mir nicht die Mühe gemacht nun Alles picobello aufzuräumen). Staunend blieb sie vor meinem Maltisch stehen. Sie weiß, dass ich schreibe und sagte: »Ach, sie malen auch? Toll, das wollte ich auch schon immer! Aber ich habe einfach keine Zeit dazu!«

Mir fiel sofort ein Spruch von Georg Jellinek ein, den ich vor kurzem beim Lebenstark-Seminar mit Steffen Kirchner gehört habe:

»Am Grab der meisten Menschen trauert, tief verschleiert, ihr ungelebtes Leben.«

Auch ich habe früher ganz oft diesen Ausdruck benutzt: »Keine Zeit!« Und heute? Für die Dinge, die mir wichtig sind, nehme ich mir Zeit. Ich bin der Meinung es ist eine Frage der Prioritäten. Mir ist das Malen so wichtig, dass ich mir die Zeit dafür nehme. Und es ist ja nicht so, dass ich nichts Anderes zu tun hätte: da wäre der Haushalt, die Arbeit, mein Hund, Eltern Freunde, Sport, die Selbsthilfegruppe etc. Und nein, ich habe nicht das Gefühl, ich vernachlässige einen von ihnen und in meiner Wohnung ist es aufgeräumt und sauber; ich bin jeden Tag fast 10 Stunden aus dem Haus (Büro), ich kümmere mich um meinen Clyde und alle anderen und ich treibe sogar noch Sport. Ich bekomme ausreichend Schlaf, schreibe - und ich male. Ach ja und zum ‚nichts tun‘ bleibt auch noch Zeit …

 Natürlich ist es manchmal nicht so einfach alles irgendwie unter einen Hut zu bekommen und es gibt Tage, da wird es sogar hektisch und ich fühle mich überfordert (vor allem, wenn dann noch Ansprüche von außen kommen). Aber ich habe inzwischen gelernt, dass ich es doch selbst in der Hand habe, wie ich mit solchem 'Stress' umgehe. Rege ich mich auf und / oder ärgere mich den ganzen Tag; jammere herum, wie schwer ich es habe und wie wenig ich dafür kann? Dann geht es mir gleich noch schlechter! Oder sag ich einfach: So ist das eben jetzt gerade! Ich erledige eins nach dem andere und dann klappt das. Und ganz ehrlich, bei mir funktioniert letzteres und es geht mir wesentlich besser damit. Ach ja und mir helfen da so kleine Eselsbrücken wie die Aussage: »Also vom Standpunkt der Ewigkeit aus betrachtet, wie relevant ist das 'Problem'?« Oder wie ich es in einem Seminar (Thema 'Büroorganisation') hörte, die etwas krasse Frage: »Stirbt jemand, wenn es ein bisschen länger dauert?«

»Ich werfe jeden Tag mehr auf den Scheiterhaufen des Unwesentlichen, – das Schöne bei diesem Tun ist das, dass das Wesentliche dabei nicht kleiner, enger wird, sondern gerade mächtiger und großartiger.« (Franz Marc)

Was ich sagen will ist einfach, wenn einem etwas wirklich wichtig ist, dann sollte man es auch tun. »Keine Zeit« ist eine Ausrede, damit ich nicht anfangen brauche und immer etwas zu jammern habe. Ich schiebe die Verantwortung von mir auf etwas, dass ich scheinbar nicht beeinflussen kann (dies gilt übrigens auch für die Aussage: »Kein Geld«).

»Ich habe Menschen kennengelernt, deren Lebensziel es ist, nichts bereuen zu müssen. Sie lassen keine Zuneigung zu, weil sie enttäuscht werden könnten. Sie tanzen nicht, weil sie nicht schwitzen wollen. Und sie sagen nichts, weil es verkehrt sein könnte. Sie erreichen ihr Ziel: Es gibt in ihrem Leben nichts – also auch nichts, was sie bereuen müssten. Und kein Leben …«

Meine Montagsempfehlung daher: TUN!

Ich wünsche Euch allen einen super Wochenstart!

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