So, nun ist es schon eine Woche her, dass ich
meine kleine – aber feine – Vortragslesung veranstaltet habe. Ein durchweg
gelungener Abend und ich freue mich riesig über die vielen Komplimente die ich
bekommen habe. Mit anderen Worten, wer nicht dabei war, ist selber schuld!
Und, ich habe mal wieder viel gelernt ….
Nun, wie auch immer, mir gehen die Ideen ja nicht
so schnell aus. Und so habe ich bei der Veranstaltung nicht nur aus meinem Buch
»Manchmal muss man einfach weiterlaufen« gelesen, sondern auch Bilder
ausgestellt und meine kreativen Lesezeichen feilgeboten (siehe Bild).
Außerdem gibt es ein neues Buch »Meine Zeit –
Mitten im Leben«. Es enthält fast 300 kurze Texte von mir, die ich im Laufe der
letzten Jahre für unser örtliches Amtsblatt geschrieben habe. Da die ‚Kolumne‘
eine Plattform für den Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe ist, handeln viele
Texte natürlich von und über den Umgang mit und ohne ein Suchtmittel. Aber auch
von allem anderen, was das (abstinente) Leben so ausmacht. Wer Interesse hat,
einfach eine PN an mich. Kosten sind €20 plus Verpackung und Versand (€ 3).
Nachstehend eine Kostprobe:
Erwartungen
Was mich enttäuscht ist nicht der andere Mensch,
der dies und jenes nicht tut. Was mich enttäuscht ist meine Erwartung, die ich
an sie oder ihn hatte und die nicht erfüllt wurden. Dies gilt im gleichen Maße
für die Erwartungen, die ich an mich selbst stelle.
Was mich unzufrieden macht – in jeglicher
Hinsicht – ist immer die Diskrepanz zwischen dem, was ich erwarte und dem was
wirklich ist. Und wenn Du sehr hohe Erwartungen hast – egal ob an Dich selbst
oder andere, dann ist es kein Wunder, wenn Du oft unglücklich, unzufrieden
bist.
Deswegen: Lass Deine Erwartungen los bzw. erwarte
nicht, dass etwas passiert. Das heißt es jetzt aber nicht, dass Du nur noch auf
der Couch sitzen und nichts mehr tun sollst. Es ist immer noch wichtig etwas
für sich zu tun und Ziele zu haben. Aber knüpfe daran keine Erwartungen.
Arbeite auf etwas hin, genieße den Weg. Aber erwarte nicht, dass Dir ein
anderer den roten Teppich ausrollt.
Wir, das sind Betroffene und Angehörige, rollen
auch keinen roten Teppich aus, aber wir unterstützen uns gegenseitig auf dem
Weg in ein abstinentes Leben. Jeder ist willkommen! (wb)
…
Jeder weint seine eigenen Tränen
Mir kommt der Satz in den Sinn: ‚Die Sucht macht
vor niemandem Halt!‘ Und mit diesen Gedanken die Frage: Ist nun die
Lebensgeschichte schlimmer, von der Frau, die als Kind misshandelt wurde, in
verlotterten Verhältnissen aufwuchs und dann noch einen Säufer als Ehemann
hatte … bringt man hier das Verständnis auf, dass Sie drogenabhängig wurde?
Und ist der Mensch, der es eigentlich gut hatte,
in einer behüteten Kindheit aufwuchs, dem es nie an finanziellen Mitteln
mangelte, aber der einfach nicht mit dem Leben zurechtkam, einfach nur
willensschwach, wenn er zur Flasche greift?
Er hätte doch alles haben können, die andere
dagegen hatte keine Chance.
Ist der mehr krank, der schon alles verloren hat
und der weniger, der zwar irgendwie den Alltag auf die Reihe kriegt, aber nicht
mehr ohne Suchtmittel auskommt?
Ich glaube nicht, denn jeder von uns hat sein
ganz eigenes Paket zu tragen. Muss mit seinen Lebensumständen zurechtkommen.
Nicht alle Schultern sind gleich breit …
Doch ich bin davon überzeugt: Auch in der
schlimmsten Situation, gibt es noch Kraft in uns. Wir müssen sie nur finden und
vor allem gebrauchen. Und das beginnt in dem Moment wo wir mit dem alten Leben
abschließen, uns aussöhnen. Dann hat jeder die Chance, Suchtmittelfrei und
zufrieden zu leben. (wb)
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