
Nicht so bei mir. Ich bin und bleibe ein
notorischer Frühaufsteher. Okay, es gibt Tage, da schaffe ich es durchaus auch,
bis um sieben im Bett zu liegen, aber dann ist wirklich Schluss. Ich erlebe es
oft, wenn ich erzähle, dass ich ein Frühaufsteher bin, dass mein Gegenüber
verständnislos den Kopf schüttelt und es nicht versteht. Immer nach dem Motto:
Morgenstund‘ hat Gold im Mund doch damit siehst Du auch nicht besser aus (Zeile
aus einem Song der Gruppe Truck Stop). Sogar mein Hund beschwert sich mit einem
tiefen Seufzer, wenn ich morgens früh aufstehe und mich vor den Computer setze
anstatt noch ein bisschen im Bett zu liegen.
Aber ich bin nun mal ein Morgenschaffer. Soll
heißen, meine kreativste Stunde ist der frühe Morgen. Ich liebe diese Zeit. Wenn
alles noch ruhig ist, alle anderen noch schlafen und die Welt sich gerade erst
bequemt aufzuwachen. Wenn es draußen langsam hell wird und ersten Vögel
zwitschern. Die Kühle der Nacht liegt noch in der Luft, aber man kann schon das
herannahen der Tages spüren.
Ich liebe es den Tag erwachen zu sehen. Ein
Neuanfang immer wieder. Neue Chancen, neues Glück, neue Herausforderungen.

Sie müssen raus. Manchmal ist es so dringend,
dass ich es kaum abwarten kann, bis der Computer hochgefahren ist und mir schon
einmal ein paar handschriftliche Notizen mache. Und sitze ich endlich vor dem
Bildschirm kann ich gar nicht so schnell schreiben, wie die Wörter auf mich
einstürmen.
Das
gängige Klischee eines Schriftstellers ist wohl eher, dass er die ganze Nacht
in einem halbdunklen Zimmer vor seiner Tastatur sitzt und darauf rumhämmert. Am
besten neben sich ein Glas Bourbon und ein voller Aschenbecher mit Zigarettenkippen.
Ich gebe es zu, auch ich dachte früher immer, dass alle Künstler Nachteulen
sind. Oft schon habe ich gelesen, dass Schriftstellern behaupten, sie hätten
die besten Ideen für Ihre Bücher nachts gehabt. Dies verleitete mich natürlich
zu der Annahme, dass ich wohl irgendwie kein so ein echter Künstler bin.
Doch
je weiter der Tag voran schreitet, je flauer wird der Wind der kreativen Ideen
in meinem Kopf. Wörter werden dann schwerfällig und ich muss sie mit aller
Gewalt zusammen suchen um einen vernünftigen Satz zu formen. Abends oder nachts
kann ich überhaupt nicht schreiben. Da ist mein Kopf leer gefegt, als hätte ich
alle Gedanken des Tages gedacht und abgelegt.
Inzwischen glaube ich einfach, dass jeder so
seine ganz eigene kreative Stunde hat. Und wenn man zu den Menschen zählt, die
diese nutzen – was vielleicht nicht jeder tut – dann kann man diese nicht
ignorieren.
Ein Maler muss das Bild malen, das ihm vor
Augen steht. Würde er (oder sie) es nicht tun, dann bleibt es irgendwo hängen
und quält das Unterbewusstsein. Ist wie etwas, das man nicht erledigt hat und
hemmt im Weiterkommen. Genauso ist es bei mir mit den Wörtern. Wenn sie erstmal
anfangen, sich zu verselbstständigen, wenn sie sich bemerkbar machen, dann
müssen sie raus und auf Papier gebracht werden – oder in eine Datei.
Dies ist dann auch eines der wenigen Geräusche
die zu hören sind, das Klappern der Tastatur. Das Ticken der Uhr an der Wand,
schlägt fast im gleichen Rhythmus und erzählt davon, dass auch diese frühe
Stunde nicht ewig währt.
Draußen fährt hin und wieder ein Auto vorbei und
ich frage mich kurz – wo will der jetzt am Morgen schon hin. Wollte der
aufstehen oder musste er?
Gesellschaft leisten mir zu dieser frühen
Stunden meist nur die Vögel, die mit ihrem Lied den neuen Tag begrüßen. Ich
brauche auch keine anderen Geräusche – wie etwa das Radio - um mich herum. Meine
Gedanken sind laut genug.
Es gab Zeiten, da dachte ich, es sei die Unruhe
in mir, die mich aus dem Bett treibt. Aber ich habe inzwischen gelernt, das ist
einfach mein ganz persönlicher Rhythmus.
Die kreativste Stunde ausnutzen heißt für mich
auch Platz zu machen. Im meinem Kopf aufzuräumen, rauszulassen was raus will.
Nicht immer bin ich selbst von dem überzeugt, was dann da so schreibe. Nicht
selten genug, landen diese Texte dann als Fragmente in meinem ‚Notizenordner‘
um irgendwann vielleicht mal ihre Bestimmung zu finden. Aber eines weiß ich
sicher, wenn ich sie nicht nutze diese kreativste Stunde, und die Wörter und
Gedanken bleiben einfach in meinem Kopf drin, dann habe ich das Gefühl sie
blockieren alles andere. Wenn ich die Sätze einsperre, dann sind sie beleidigt.
Erst blockieren sie zum einen alles Neue was kommen könnte und irgendwann gehen
sie dann.
Man mag nun an die Energie des Universums
glauben oder nicht. Aber ich bin davon überzeugt, eine kreative Stunde ist ein
Geschenk und ich fühle mich privilegiert dies zu erhalten, nutzen können und
wollen.
Inzwischen ist es Tag geworden, in all seiner
Helligkeit, Hektik und seinem Lärm. Ich rieche frischen Kaffee, höre jemanden
die Treppe herunterlaufen, draußen klappen Autotüren und die Uhr scheint drängelnd
zu sagen, dass es Zeit ist nun aus der Welt der gedachten Worte in die Realität
zurückzukehren. Die Sonne scheint durchs Fenster und lockt mich raus zu kommen.
Und auch Clyde hat beschlossen er will jetzt Gassi gehen.
Ich verabschiede mich von der kreativsten
Stunde und bleibe dankbar!
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