Von blassen Schnitzel, Hochprozentigem, etwas Kultur und viel Bayern



Heute mal ein etwas anderer Bericht ...

"Erst wenn das letzte Feuerwehrauto eingespart wurde und kein Freiwilliger mehr ein Ehrenamt ausübt, dann merken wir, dass Geld allein kein Feuer löschen kann!"

Ein Ausflug mit der Freiwilligen Feuerwehr Laupheim

Also ich persönlich bin sehr dankbar, dass es Menschen gibt, die sich freiwillig dafür einsetzen, Menschen in Not zu helfen. Ich habe früher nie wirklich darüber nachgedacht, ist doch die Feuerwehr etwas, das eben einfach da ist. Inzwischen bin ich etwas schlauer geworden. Die Freiwilligen der Feuerwehr zeigen nicht nur Einsatz, wenn es darum geht einen Brand zu löschen, einen Verletzten aus einem Unfallauto zu schneiden oder eine Katze vom Baum zu holen, sondern auch um z.B. ein Heimatfest am Ort zu einem schönen Erlebnis zu machen. Arbeitseinsatz heißt das dann …

Nun und weil sie sich für solch‘ ein Engagement auch eine Belohnung verdient haben, macht die FFW Laupheim jedes Jahr einen Ausflug. Das stärkt zum einen die Gemeinschaft und bereichert zum anderen den Erfahrungsschatz. Und dieses Jahr darf ich mitfahren.

Am 13. 9. Ist es soweit …

Reisekarten gab es zwar,
jedoch nur ungenaue,
nichts, was zu gebrauchen war.
So fuhren wir ins Blaue.

(Frantz Wittkamp)

… im übertragenen Sinne sind wir wirklich ins Blaue gefahren – trotz Navi. Genau genommen ins weiß-blaue, nämlich nach Bayern.

Der Tag beginnt mit aufstehen – und das schon um 4.30 Uhr. Naja, ich bin es ja gewohnt. Trotzdem brauche ich natürlich erstmal Kaffee und davon reichlich. Ein früher Spaziergang mit Clyde und ich bin vollends wach. Das Wetter sieht ja nicht so toll aus für einen Ausflug: Leichter Nieselregen und ziemlich kühle Temperaturen. Aber ganz im Sinne des positiven Denkens: es kommt immer darauf an, was man daraus macht. Also lassen wir uns die Laune nicht vermiesen. Einen kleinen Wehmutstropfen gibt es allerdings. Normalerweise nehme ich Clyde ja überall mit, aber heute darf er nicht. Zu seinem Unmut liefern wir ihn also um kurz nach sechs Uhr bei seiner heutigen Dogsitterin ab. Später erzählt sie mir, er durfte sich erstmal noch eine Weile bei ihr ins Bett legen. Da hatte sie dann sicher gleich einen dicken Stein in Brett bei meinem kleinen Morgenmuffel …
Da das Alles dann doch schneller geht als gedacht, sind wir schon um kurz vor halb sieben am Gerätehaus (so nennt man das Feuerwehrhaus im Feuerwehrslang). Nun einer muss ja der oder die erste sein, Türen aufschließen, Licht einschalten. Das macht Klaus. Ich nutze die Gelegenheit und rauche noch gemütlich eine Zigarette.
Langsam wandert der große Zeiger in Richtung 12 (also sieben Uhr) und nach und nach trudeln auch alle anderen ein. Insgesamt, so zählen wir später, sind es knapp 120 Feuerwehrleute und ihre Angehörigen, nebst drei Busfahrer.
So früh am Morgen sind alle noch etwas müde, daher hält sich der Geräuschpegel in Grenzen. Schnell einen Platz im Bus suchen und ziemlich pünktlich um kurz nach sieben geht es los. Die Wetteraussichten sind immer noch nicht so berauschend, der Nieselregen hält an. Dieser begleitet uns dann auch bis an den Forggensee (bei Füssen), unser erstes Ziel. Die geübten Busfahrer parken ein und die geübten Feuerwehrmänner stellen in Windeseile ein paar Tische auf. Und schon stehen alle erwartungsvoll Drumherum. Doch die erste Vesperpause des Tages – bestehend aus Brezel und Brötchen, verschiedene Sorten Landjäger und Getränken – wird dann allerdings etwas ungemütlich. Es regnet immer noch und die Temperaturen schaffen keine 15 Grad. Ich habe sofort gefühlte eiskalten Füße – die mich dann den ganzen Tag nicht mehr verlassen wollen.

Einige der Damen stürmen gleich mal in Richtung der Gastwirtschaft, die neben dem Schiffsanleger ist. Aber diese ist noch geschlossen – und was viel schlimmer ist, die Toiletten auch. Tja da heißt es dann die Zähne zusammen beißen. Zum Glück erbarmt sich aber kurz später ein gerade eingetroffener Mitarbeiter des Lokal und schließt zumindest letztere auf.
Die ersten Herren greifen nicht nur beherzt zur kleinen Mahlzeit, sondern auch zum Gerstensaft. Früher wäre ich da gleich dabei gewesen, nach dem Motto: es geht doch nichts über einen kleinen Kick am Morgen. Heutzutage ist mein Kick eher anderer Natur und richtig gut geht es mir erst, als ich herausfinde, dass es heißen Kaffee gibt. Im modernsten der drei Busse befindet sich, etwas versteckt, eine Kaffeemaschine, die nun im wahrsten Sinne des Wortes heiß läuft. Ja, etwas Warmes braucht der Mensch …

Da die Autobahn absolut staufrei war, haben wir noch etwas Zeit bis zum nächsten Programmpunkt. Aber draußen ist es einfach nicht schön, immer noch Nieselregen, und die Meisten verkriechen sich noch mal in die Busse. Doch die hartgesottenen Feuerwehrmänner trotzen meist tapfer der Witterung und bleiben draußen stehen.

Dann ist es endlich soweit. Da wir hier ja schon mal am See sind, steht als nächstes eine Schifffahrt auf dem Forggensee an. Und jetzt dürfen wir an Bord gehen. Also ich muss sagen, die Bayern haben in der Namensgebung des Schiffes wirklich Fantasie bewiesen, dass unsere heißt: Füssen. Na dann.
Über dem See liegt Nebel. Ich erinnere mich an einen Film, den ich mal gesehen habe ‚Avalon‘, dass ja im – zumindest wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf – ewig nebligen England liegt. Und über dem See, in dem eben diese Insel liegt, wabberten auch immer die Nebelschwaden. Ob es hier wohl auch so geheimnisvolle und mystische Wesen gibt wie dort?
Nun, wir müssen uns den Seeungeheuern von Loch Forgen nicht aussetzen und können zum Glück gut bedacht drinnen sitzen. Der Kapitän verspricht auch gleich die Heizung einzuschalten. In der oberen Etage wird es auch bald warm - dank der Körperwärme der an die 80 Menschen die hier sitzen. Ein paar machen gleich beim Bier weiter, die anderen nehmen in Anbetracht der Kälte lieber heiße Schokolade oder Kaffee. Gut drauf sind inzwischen alle und entsprechend gibt es viel Gelächter und der Lärmpegel steigt.

Im Laufe der Fahrt lichtet sich freundlicherweise auch der Nebel und gibt den Blick auf die herrliche Allgäuer Landschaft frei. Der Kapitän versorgt uns derweil mit ein paar Daten und Fakten zum See – die allerdings ob seiner Aussprache ziemlich schwer verständlich sind. Um nicht zu sagen: er nuschelt ins Mikro und wir bekommen nur Wortfetzen mit: … Lech … 15,2 km² Fläche … Stausee … Allgäu … Römerstraße Via Claudia Augusta … Was letztere mit einem Stausee zu tun hat bekomme ich nicht mit. Ist wohl auch nicht lebensnotwendig.
Nach ca. 2 Stunden legen wir wieder an der Haltestelle Füssen an und steigen in unsere Busse um. Der Weg in die Stadt ist zwar nicht weit, aber da auch die Altersabteilung mit von der Partie ist und da doch der eine oder andere nicht mehr so gut zu Fuß, fahren eben alle.

Viel Essen und Trinken – das prägt im Allgemeinen solche Ausflüge. So ist unser nächstes Ziel ein Restaurant um genau diese Vorstellung gerecht zu werden. Außerdem ist das Frühstück jetzt auch schon wieder 3 Stunden her …
Es dauert keine 15 Minuten und wir steigen schon wieder aus. Ein Parkplatz unweit der Innenstadt. Die Organisatoren der Unternehmung hatten das Restaurant ganz in der Nähe eben dieser gewählt und so müssen wir nur über die Straße und sind am Gasthaus ‚Zum Olivenbauer‘, wo wir unser Mittagessen bekommen sollen.
Im Zuge der Vorbereitung für den Ausflug waren wir – da mein Freund bei den Organisatoren ist, durfte ich mit – hier schon mal Probeessen und hatten allen davon vorgeschwärmt. Rustikal eingerichtete Gaststube, nette Bedienung, ein riesen Teller voll schmackhaftem Essen.
Das setzt die Erwartungen wohl doch recht hoch! Aber auch wenn diese niedrig gewesen wären, fällt das Essen heute durch. Ob nun der Koch einen wirklich richtig schlechten Tag hat oder gar nicht aufgetaucht ist; ob der Herd seinen Geist aufgegeben hat oder doch der wohlbekannte Küchenpoltergeist sein Unwesen treibt,  ich weiß es nicht. Aber es lief definitiv etwas schief.
Wir merken dies aber nicht sofort. Denn zunächst bekommen wir unsere Getränke – dies sogar recht schnell. Auch der Salat lässt nicht allzu lange auf sich warten. Wobei ich bei dessen Anblick etwas enttäuscht bin. Nicht nur die Größe, auch die Zutaten und Soße sind nicht die gleichen wie bei letzten Mal. Nun ich entschuldige das damit, dass man für eine größere Gesellschaft einfach etwas anders plant und kocht. Das ist allerdings eine halbherzige Annahme, denn aus Erfahrung weiß ich es geht auch anders.
Tja und dann warten wir. Und warten und warten. Nichts passiert. Doch irgendwann kommt wieder Bewegung in die Sache und die Bedienungen fangen an, Platten mit ‚Bratkartoffel und Spätzle‘ auf zutragen. Aussehen tut es allerdings eher nach Kartoffelmasse mit irgendwas drin und Knopfnudeln aus der Packung. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, ist alles nur noch lauwarm auf kaltem Keramik. Es lässt nichts Gutes ahnen, aber so schnell geben wir die Hoffnung nicht auf. Und als wir einen kleinen Teller frischer lecker duftender Pommes auf den Tisch gestellt bekommen sind wir etwas versöhnt. Diese sind sogar noch heiß. Das Fleisch lässt weiter auf sich warten und wir haben Hunger. Also machen wir uns über die Pommes her, solange sie noch warm sind. Dann eben Ketchup drüber anstatt Soße und den Fingern, statt einer Gabel.
Irgendwann folgt dann endlich auch der so genannte Grillteller. Welcher allerdings seinen Namen nicht verdient hat. Ja, ich bin schon etwas anspruchsvoll, was das Essen angeht, aber dies hier würde überall durchfallen – ungenügend! Das Fleisch ist definitiv nicht gegrillt, sondern nur im Dampfkocher gegart. Und das dafür dann aber bis alle Feuchtigkeit entwichen ist – mit andere Worten ‚knochentrocken‘. Geschmacklich. Nun ich sag mal nett, es schmeckt neutral nach nichts. Ich denke mir, ich könnte es mal mit Soße darüber versuchen; aber schon nach dem ersten Mini-Bissen ist auch die Option für mich gestorben: Alkohol drin.
Das war’s. Man kann alles nur bis zu einem gewissen Grad hinnehmen. Aber für das was uns hier vorgesetzt wird 15 Euro pro Person zu zahlen ist nicht angemessen. Und genau dies kommuniziert der Vorstand der FFW Laupheim dann auch. Die Geschäftsführerin zeigt immerhin Verständnis. Nicht nur das, ihr selbst ist es höchstpeinlich. Sie sagt, sie wollte das Essen nicht mal auftragen, als sie es gesehen hat. So verkündet sie auch – vor den versammelten Gästen - dass ihr das mit dem Essen sehr leid tut. Sie könne nicht sagen, was schief gelaufen sei. Sie entschuldigt sich bestimmt fünf Mal und am Ende müssen wir von dem Verzehrten nur die Getränke bezahlen. Darauf hatte es keiner angelegt, aber es ist dennoch fair. So rührt das Magengrummeln beim Verlassen der Wirtschaft eher vom Hunger, als dem Ärger.

Der nächste Punkt auf der Veranstaltungsliste: eine Stadtführung. Der Guide wartet vor dem Lokal um uns abzuholen. Wir, etwa 25 Leute, ziehen los in Richtung Füssener Innenstadt. Herr Schauer, der Führer, ist ein etwas älterer Herr mit weißen Haaren, ich schätze ihn um die 70 J., natürlich mit Trachtenjacke und einem urigen bayrischen Dialekt. Aber er gibt sich Mühe, dass auch ein Nordlicht wie ich etwas von dem Erzählten versteht. Und erzählen kann er sehr unterhaltsam. Hier und da eine Anekdote zum Schmunzeln, ein paar – zum Glück sehr wenige – Jahreszahlen und ansonsten viele Geschichte rund um die Stadt Füssen. Ich lerne das der wichtigste Mensch der je hier lebte, der Heilige Magnus ist. Ich erspare dem geneigten Leser Details zur Lebensgeschichte, nur so viel, Herr Schauer erwähnte ihn ziemlich oft. Hier nun höre ich auch, was es mit der Via Claudia Augusta auf sich hat …
Der Wettergott ist uns sehr gnädig gestimmt. Zwar ist es nicht gerade warm, aber trocken und hin und wieder blinzelt sogar die Sonne zwischen den Wolken durch.
Nach etwas mehr als eineinhalb Stunde sind wir einen kleinen Kreis durch die Altstadt gelaufen, um ein paar Informationen reicher (wobei diese meist dem Vergessen anheimfallen), fertig mit der Führung und reif für eine Tasse Kaffee. Diese gönnen wir uns dann auch im Stadtcafé. XXL-Milchkaffee, sehr lecker. Überhaupt scheint in diesem Lokal alles ziemlich groß. Da das Mittagessen ja eher nicht so üppig ausfiel, bestellen ein paar Mitreisende süße Versuchungen. Und die Tortenstücke reichen locker für zwei Personen. Auch das Sahne-Kuchen-Dessert (habe leider den Namen vergessen), das Matthias bestellt ist riesig. Sieht aus wie mindestens 1 kg Sahne. Da kommt die Einladung auf ein Schnäpsle der Besitzerin des angrenzenden Spirituosenladens - mit dem bezeichnenden Name Destille –gerade recht. Die Herren gehen probieren, die Damen bleiben bei Kaffee und tratschen.

Ein anderer Teil der Gruppe hat sich entschieden, das Walderlebniszentrum Ziegelwies zu besuchen. Dies befindet sich wenige Kilometer außerhalb Füssens, auf dem Grenzgebiet zu Österreich. Das Highlight soll der Baumkronenweg sein. Nun, die knapp 500 Meter lange und 21 Meter hohe ‚Brücke‘ ist eher eine Aussichtsplattform und weniger langfristige Beschäftigung. So ist die Begeisterung mäßig. Die etwas gedrückte Stimmung könnte allerdings auch an einem ganz anderen Ereignis liegen.
Einer der Feuerwehrmänner – ich schätze ihn auf Mitte/Ende 20 - fühlt sich beim Anblick einer Rutsche, die zum Erlebnispfad hinunter geht, gleich wieder ins Kindesalter versetzt. Diesen Moment möchte er nicht ungenutzt verstreichen lassen, also rutschen. Allerdings ist wohl die Beweglichkeit nicht mehr ganz so groß wie damals und er verhakt sich mit dem Fuß. Der verdreht sich, knackt hörbar und schwillt anschließend fast sofort dick an. Glück im Unglück, ein anderer Feuerwehrmann, der gleich daneben steht, ist Arzt. Eine kurze Untersuchung ergibt: da ist was gebrochen. Also den Krankenwagen rufen und Verletzter und Arzt fahren in die Klinik. Hier stellt man fest, dass das Sprunggelenk gebrochen ist. Wie Feuerwehrleute auch, so sind die Ärzte in Füssen tatkräftig und beschließen noch am selben Tag zu operieren.
Inzwischen haben wir gehört, es geht dem Patienten den Umständen entsprechend gut und er ist auch schon wieder zuhause.

Ein paar Freiwillige der Jugendfeuerwehr beschließen, sie möchten gerne nach Pfronten zum Almabtrieb. Da ja drei Busse zur Verfügung stehen und wir alle ganz spontan sind, kein Problem. Okay, ich vermute sie haben dort letztlich einfach im Bierzelt gesessen. Aber jedem das Seine.

Eine letzte Gruppe nimmt sich den Nachmittag frei und shoppt ein wenig in Füssens historischer Altstadt. Wobei mein Eindruck beim Vorbeigehen während der Stadtführung eher darauf schließen lässt, dass es die Cafés waren, die frequentiert wurden.

Abfahrt Füssen 18.00 Uhr. Alle – bis eben auf einen – sind wohlbehalten wieder bei den Bussen angekommen und eingestiegen. Nun geht es weiter. Doch das mit dem pünktlichen Wegkommen ist so eine Sache, denn es gibt Schwierigkeiten bei der Ausfahrt aus dem Parkplatz.  
Der erste Bus hat wohl ein gültiges Ticket und schafft es – nach dem Bezahlen – durch die Schranke. Der zweite Busfahrer hat auch ein Ticket und auch wir kommen nach kurzer Verzögerung aus dem Parkplatz.
Etwas schwierig wird es beim dritten Bus. Dieser ist schon zweimal aus dem Parkplatz rein und raus gefahren. Bei einer dieser Touren war – als er versuchte wieder in den Parkplatz zu kommen – der Ticketautomat kaputt. So wollte sich die Schranke partout nicht öffnen. Aber für solche Fälle gibt es ja den Notdienst. Der wurde kurzerhand angerufen. ‚Das könne ein wenig dauern bis er kommt‘, sie sollten doch einfach die Schranke manuell hochheben. Nichts leichter als das, dachte sich Dieter. Ein Ruck und schon … ist die Schranke kaputt. Prompt taucht auch der junge Mann von Notdienst auf. Mit einem Seufzer schraubt er die Schranke wieder fest (es scheint wohl öfter mal vorzukommen) und der Bus kann in den Parkplatz. In der ganzen Hektik aber hat niemand daran gedacht noch nach einem Ticket zu fragen und jetzt gibt es eben keins. Und ohne Ticket geht die Schranke nicht auf und der Bus kann nicht rausfahren.
Wie es letztlich geregelt wurde entzieht sich meiner Kenntnis, aber am Schluss lässt Füssen uns doch gehen und die Fahrt Richtung Abendessen kann fortgesetzt werden.

Zunächst Richtung Nord-Westen auf der Autobahn. Aus meiner Sitzposition ganz vorne im Bus, habe ich einen guten Blick auf das Navi des Fahrers. Er fährt und fährt und scheint diesem auch zu folgen. Dann allerdings … Die Sprachführung ist ausgeschaltet, aber in meinen Ohren klingt trotzdem die blecherne Damenstimme: Bitte nehmen sie die Ausfahrt 133 Kempten-Leubas … Der Busfahrer macht keine Anstalten abzubiegen und fährt weiter, da der Bus vor uns auch weiter fährt. Ich höre den Navi: Bitte wenden … nein, die Route wird neu berechnet. Bitte nehmen Sie die Ausfahrt 132 Dietmansried … Der Fahrer im Bus vor uns scheint ein anderes Navi zu haben, denn auch diese Ausfahrt ignoriert er geflissentlich. Na, der wird schon wissen was er tut – oder auch nicht.
Dann irgendwann entscheidet sich der Fahrer vor uns dann doch die Autobahn zu verlassen – Ausfahrt 130 Woringen. Okay. Kaum sind wir ca. 5 km gefahren, wird die Straßen kleiner, enger, einsam. Was bitte heißt die Bezeichnung MN16? Wir kurven– so scheint mir – etwas planlos rum. Und dann kommt das was jeder Autofahrer liebt: ein Umleitungsschild. Oje. Die Straßen werden noch kleiner und die Dörfer noch leerer.

Der einzige Radiosender, den man hier rein bekommt versorgt uns mit der passenden Unterhaltung: bayrische Blasmusik und Jodeln. Und die wenigen Menschen, die wir sehen - oder besser die uns – bleiben staunend stehen und fragen sich wahrscheinlich was der Bus, nein die Drei Busse hier tun. Wenn sie denn schon mal einen gesehen haben …
Und jetzt? Verfahren. Oder doch nicht? Irgendwo an einem Ortsausgang im Nirgendwo, hält der Bus vor uns, also wir auch. Vielleicht eine kurze Lagebesprechung. Die jüngeren Mitfahrer aus dem hinteren Teil unseres Gefährts – die schon den ganzen Bier trinken – nutzen diese Gelegenheit um über den an der Straße angrenzenden Graben zu springen und die dahinter liegende Hecke zu gießen … Pinkelpause. Ich will auf meinem Iphone schauen, wo wir sind, aber hier gibt es absolut keinen Empfang. Sehr idyllisch
Doch dann geht es weiter und kurze Zeit später erreichen wir die Zufahrt zur Mühle ‚Katzbrui‘. Ein Waldweg, der steil bergab geht, führt zum Parkplatz. Der Bus vor uns fährt mit Schwung hinunter um gleich darauf scharf zu bremsen. Vor ihm steht nämlich ein Bus, der gerade den Berg hinauf möchte. Uuuppps. Nach ein wenig rumrangieren schaffen es dann aber doch alle drei Busse sich irgendwie daran vorbei zu quetschen und wir dürfen aussteigen.


Also diese wirklich sehr originelle Location findet man nur, wenn man weiß wo man suchen muss. Die Katzbrui-Mühle (im Hinterland, ganz grob zwischen Memmingen und Landsberg/Lech) ist – wie der Name sagt, eine umgebaute Mühle. Auf den ersten Blick wirkt sie wirklich nur wie ein Ausflugsziel für Wanderer, aber es ist weit mehr. Ein großer Gastraum, ein Tagungsraum, Fremdenzimmer und der Stadl. Dieser wurde zu einem Festsaal umgebaut und ist echt urig. Drinnen mit toller Wandmalerei, so dass man fast das Gefühl hat in einer baufälligen Scheune zu sitzen … 

Die Bedienungen sind auf zack und so bekommen wir relativ schnell unsere Getränke. Das Essen dauert dann ein wenig länger. Hier bekommen wir nicht alle das gleiche Essen (wir konnten am Morgen zwischen verschiedenen Gerichten wählen) und das dann zu koordinieren dauert eben etwas. Aber letztlich sind alle zufrieden, denn das Warten hat sich gelohnt. Das Essen schmeckt wundervoll und ist eine Entschädigung für das, um es mal höflich zu sagen, etwas misslungene Mittagessen. Sicher macht es auch etwas aus, dass alle hungrig sind.

Wie es sich bei so einem geselligen Beisammensein gehört, erst Essen, dann Ansprache mit Beifall. Und dann folgt angeführt von den Mitgliedern der Altersabteilung, gesungen von allen die den Text kennen (also ich nicht) ein Feuerwehrlied. Ich merke, dass die meisten hier stolz darauf sind dazu zu gehören, den das Lied wird mit sehr viel Enthusiasmus geschmettert, fast bekomme ich eine  Gänsehaut.

Anschließend gibt es dann noch ein wenig Musik aus der Dose – hierfür ist die Jugendfeuerwehr zuständig – und viel Schnaps zur Verdauung. Gegen 10 ist Aufbruch. Allerdings bis alle gezahlt haben dauert es doch noch eine Weile und als wir den Parkplatz verlassen ist es schon halb elf.

Der Busfahrer, den wir bisher hatten, darf nicht mehr fahren (begrenzte Fahrtzeiten). So haben wir nun einen neuen. Ich gebe zu, ich finde er sieht nicht sehr vertrauenserweckend aus. Als er einsteigt studiert er erstmal die Armaturen, als versuche er herauszufinden, wozu all die bunten Lichter und Knöpfe da sind. Mein erster Eindruck trügt nicht so ganz, denn es scheint als beherrsche er das große Gefährt nicht wirklich. Geradeausfahren geht ja noch ganz gut, aber sobald es um Kurven geht oder durch einen Kreisverkehr, schrammt er immer knapp am Kantstein vorbei … Zum Glück bin ich ziemlich müde und versuche ein wenig vor mich hin zu dösen. Schrecke aber bei jeder – doch etwas ruppigen – Bremsung hoch.
Ich bin froh, als wir gegen halb zwölf wieder wohlbehalten am Gerätehaus in Laupheim ankommen. Den ganzen Tag über hatten wir ja ziemliches Glück mit dem Wetter, aber hier nun regnet es Bindfäden. Naja, wir wollen ja alle nur noch nach Hause …

Vorher schnell noch bisschen aufräumen (Getränkekisten) und die Herren genehmigen sich einen der übrig gebliebenen Landjäger (wir hatten ja den ganzen Tag nichts zu essen). Es bleibt meinen Kleinen zu holen, der ganz außer Rand und Band ist und gar nicht mehr von meiner Seite weicht. Er dachte bestimmt ich habe ihn vergessen – wie könnte ich. Nun es lief alles gut und das ist die Hauptsache.
Jetzt aber wirklich heim ins Bett, in das ich dann ziemlich müde falle und sofort einschlafe … und ich träume von weiß-blauen Schnitzeln und nebelverhangenen geheimnisvollen Inseln mit kurvigen Straßen …


Mein Fazit ganz kurz: schöner Ausflug in netter Gesellschaft, mit gutem Essen und ein paar kleinen Widrigkeiten, die sich sicher für die Anekdotenkiste der Freiwilligen Feuerwehr Laupheim eignen.

PS: okay, ich gebe es zu, die Bilder sind alle nur geklaut …

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