Die Geburt ...



… oder: wie ich Geduld und Gelassenheit lernte.

Leere Blätter

Aller Anfang ist schwer,
zunächst sind alle Buchseiten leer.
Ist dir dann doch was eingefallen,
behalt die Übersicht vor allem.
Gehe erst mit dem Text in die Welt,
wenn er dir selber und auch anderen gefällt.
 (Horst Reiner Menzel)


Im Grunde müsste ich mit der Chronologie – also des zeitlichen Ablaufes – bei meiner eigenen Geburt beginnen; oder wahrscheinlich noch früher. Aber das wäre wohl zum einen etwas übertrieben, würde auch den Rahmen meines Blogs sprengen und zum anderen den Leser selbst auf eine harte Geduldsprobe stellen. Also fange ich im Jahr 2010 an.

Wobei ich vielleicht doch kurz noch davor greifen muss … Es gibt Dinge im Leben, die bekommen wir schon in die Wiege gelegt. Ich bin zwar überzeugt, dass wir als ‚tabula rasa‘ – also ein leeres Blatt – geboren werden, dass dann erst im Laufe der Zeit beschrieben wird, aber das Beschreiben fängt eben schon ziemlich früh an. Manche Dinge sind uns – so glaube ich - vorherbestimmt. Die werden in unser Gehirn eingepflanzt und im Laufe unseres Lebens wachsen sie und werden zu einem Teil von uns. Wir ignorieren sie sicher lange Zeit, aber irgendwie holen sie uns doch wieder ein, bis wir sie akzeptieren.

Nun, auch ich bekam ein paar Dinge in die Wiege gelegt. Allerdings gehörte die Geduld nicht unbedingt dazu. Aber definitiv die Liebe zu Büchern, eine ewig währende Sehnsucht in die Ferne, ein gewisses Talent für Wörter und eine Portion Disziplin …

Also zurück zu 2010. Eine folgenschwere Entscheidung wird getroffen: wir tun es. Es hatte sich schon eine ganz Weile abgezeichnet, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Alles läuft so seinen routinierten Gang, der Alltag dümpelt vor sich hin und wirkliche Herausforderungen bestehen höchstes daraus das sich mal wieder der Arbeitsplan ändert. Etwas musste geschehen und das tat es dann auch. An einem schönen Oktobertag sitzen wir also gemütlich auf unserem Porch (Terrasse) und schauen den Hunden zu, die durch den Garten toben und plötzlich sind wir mitten in einer Diskussion darüber, dass es an der Zeit sei neue Abenteuer zu suchen. Und das fanden wir auch. Zunächst nur in Gedanken, dann als Ziel.

2011 war es dann soweit, den Plan in die Tat umzusetzen. Ich gebe zu, die Vorbereitungen hielten sich in Grenzen – die Aufregung war umso größer. Aber letztlich klappte es dann doch mit der Durchführung und das gesetzte Samenkorn wurde fleißig gewässert, gehegt und gepflegt. Der Weg ist die Entwicklung unserer Erfahrung von Augenblick zu Augenblick. Ich machte mich auf den meinen zu finden und ihn dann auch wirklich bis zum Ende durchzuziehen. Mehr als einmal wollte ich aufgeben, mehr als einmal verließ mich der Mut, mehr als einmal fragte ich mich, warum tue ich mir das überhaupt an, mehr als einmal lösten sich alle Bedenken in Luft auf … Im Mai 2011 war dann ein erstes großes Ziel erreicht – doch noch war eigentliche ‚Geburt‘ in weiter Ferne.

Der nächste Schritt war dann – zumindest was meine Person betrifft – nur logisch. Nämlich das Ganze in schriftlicher Form festzuhalten. Allerdings stellte es sich dann als gar nicht so einfach heraus. Schnell merkte ich, dass so ein ‚Baby‘ eine Menge Arbeit ist und ständige Aufmerksamkeit braucht. Diese hatte es nicht immer, denn meine gesamten Lebensumstände änderten sich. Ein Abschied, ein Loslassen, ein Neuanfang.
Aber ich blieb dran – mal mehr, mal weniger Zeit investierend. Eine normale Schwangerschaft dauert bei den Menschen im Durchschnitt 9 Monate. Nun, bei dieser orientierte sich das Gesetz der Natur eher an den Elefanten, deren Tragezeit 2 Jahre andauert.

Für mich hieß das, immer mal wieder innehalten, überdenken, den Kurs korrigieren, mir Hilfe holen wenn möglich.

Ich glaube ja nicht an Zufälle und so war dies dann sicher auch nur ein Wink des Schicksals, dass ich unerwartet einen Motivationsschub bekam. Sozusagen Geburtshilfe. Mein ‚Baby‘ forderte nämlich nicht nur meine Geduld heraus, sondern auch meinen Geldbeutel. Und nun bot sich mir eine Lösung an …

Die Dinge nahmen ihren Lauf … und ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, wie schwierig das ist. Für mich waren 2300 km zu Fuß gehen nicht so anstrengend und nervenaufreibend wie dies.

Die ‚Geburt‘ immer wieder zum Greifen nahe, dann ein Rückschlag. Und wieder aufstehen, Geduld haben, weiter machen. Wieder eine Verzögerung, Gelassenheit üben und weiter machen.

Und jetzt endlich ist es soweit. Am 1.10.2014 erblickte mein ‚Baby‘ das Licht der Welt. Und ist nun für alle erhältlich. Es macht mich stolz, dass ich auch diesen Weg bis zum Ende gegangen bin. Ich halte es da mit Luis Pasteur, der sagte: „Ich will Ihnen das Geheimnis verraten, das mich zum Ziel geführt hat. Meine Stärke liegt einzig und allein in meiner Beharrlichkeit.“

Ich lasse es mir natürlich nicht nehmen auch hier ein Bild zu zeigen:


Wiebke B. Beyer
Manchmal muss man einfach weiterlaufen
Eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg und durch mein Leben
424 Seiten, Paperback / E-Book
ISBN 978-7357-6759-2

Mehr Infos zum Buch gibt es unter www.wiebkebeyer.jimdo.de

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