Die Arbeit liegen lassen ...



Wir müssen nicht schuften, bis wir tot umfallen. Wir erhalten keinen Orden dafür, dass wir uns kaputt arbeiten. Niemand dankt es uns, wenn wir uns von Tag zu Tag immer mehr auf den geistig - seelisch - körperlichen Zusammenbruch hinbewegen, wenn wir Freundschaften vernachlässigen oder kaum mehr unseren Hobbys nachgehen. Kein Mensch würdigt es, wenn wir vor lauter Einsatz für irgendeine Sache völlig den Blick für uns selbst verlieren. 
Wenn ich das Gefühl habe, zu geben und zu geben, zu schuften und zu schuften, stets da zu sein für andere, immer und überall, ununterbrochen und rund um die Uhr, dann könnte ich mir gleich auf die Stirn schreiben: „Macht mit mir, was ihr wollt!“ Oder ich könnte schreiben: „Ich lasse mich gern  ausnutzen.“ Alles, was ich tue und gebe, sollte aus dem Herzen heraus geschehen oder zumindest nicht in deutlichem Widerspruch dazu stehen. Ich sollte gern tun, was ich tue oder wenigstens in irgendeiner Weise von dessen Sinn überzeugt sein. Spätestens jedoch, wenn der Körper mit symbolträchtigen Symptomen reagiert, gilt es die Notbremse zu ziehen. 
Zu einem guten Leben gehört auch dazu, den Belastungen des Lebens Grenzen zu setzen: Ändern wir unser Leben, bevor wir die „Nase voll haben“ oder uns alles an die „Nieren geht“. Hören wir auf „bevor wir auf dem Zahnfleisch daherkommen“ oder den „Rück-Halt verlieren“ Hören wir auf, solange wir noch aufhören können. Begrenzen wir, was uns zu begrenzen droht. Das rechte Maß und die Kunst Einsatz und Ruhe in einen guten Ausgleich zu bringen ist keine Nebensächlichkeit, sondern macht den Wert eines gesunden Lebens aus. Wir sind nicht auf der Welt um uns ständig zu Sorgen. Freude und Ruhe sind keine Dreingabe, sie sind lebensnotwendig. Ich darf mich nicht ständig fragen: Habe ich meine Aufgabe erfüllt, werde ich den Erwartungen der anderen gerecht, oder habe ich meine Pflicht getan. Ich darf auch fragen: Bin ich glücklich, bin ich zufrieden, habe ich Grund zur Dankbarkeit? (wb)

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