Die Herausforderung, Teil III



»Jede Erinnerung entdeckt uns neu.« (Anke Maggauer-Kirsche)

Ich wollte schon immer hoch hinaus … und wie heißt es so schön, mit 14 hat man noch Träume (mit 48 übrigens auch J). Aber ob die auf dem Rücken eines Kameles lagen? Eher nicht.
Nun, in dem Jahr waren wir jedenfalls mal wieder mit dem Wohnmobil unterwegs. Die Fahrt führte uns unter anderem auch nach Marokko. Das war im Sommer 1981.
Meine Eltern haben uns immer ‚gezwungen‘ Tagebuch zu schreiben (immer reih um jeden Tag einer von uns fünf), weil später erinnert man sich vielleicht nicht mehr so gut an die Ereignisse. Heute bin ich Ihnen dankbar dafür und möchte Euch einen kleinen Originalausschnitt (inklusive der gemachten Fehler) dieser hochliterarischen Dokumentation nicht vorenthalten. Voilà:

9. Tag. 22.7.81. Am morgen waren ein paar von uns am überlegen, ob sie noch mal ins Wasser gehen wollten liesen es aber doch, weil Daddy zur abfahrt drängte. Schon nach kurzer Zeit hatte Daddy an einer Agentur am Straßenrand Tickets für die Überfahrt besorgt. 1 Stunde später waren wir auf den Schiff. Jede halbe Stunde wurde abwechseln aufs Auto aufgepaßt. Auch am Marokanischen Zoll hatten wir Glück, alles ging gut. Auch den Camping haben wir gleich gefunden. Da das Schwimmbad saubergemacht wurde, ist ein Teil der Familie in die Stadt Tanger gelaufen und hat sich auf dem Suck umgesehen. (…)
11. Tag. 24.7.81. Morgens wollten wir noch kurz die „Casa“ in Rabat ankucken. Aus kurz wurde nichts: denn wir hatten sofort einen Führer am Bändel, der uns durch die ganze „Casa“ zwei Stunden lang führte. Karen u. Wiebke passten während dessen aufs Auto auf. Danach fuhren wir über Casablanca nach El-Jadida auf einen Camping mit Swimming Pool, wo auch sofort gebadet wurde. Zum Abendbrot gabs dann eine absolute Delikatesse: jeder bekam eine ganze Langunste! (…)
14. Tag. 27.7.81. Am morgen durften wir ausschlafen, weil wir beschlossen hatten noch ‘nen Tag hier zu bleiben. Wir trafen uns mit dem gestrigen Führer, der uns schon eine Kutsche besorgt hatte, und fuhren zum Suck. Da Daddy wieder Geld hatte kauften wir ein indem wir die Preis mindestens um die hälfte runter handelten. Auf dem Rückweg amüsierten wir uns noch über die vielen Männer die Daddy x Camele für uns geboten haben. Selbst unser Führer wollte Karen heiraten. Bei der Mosche machte Mami noch Pfotos und ab ging es zum Camping, wos wir erstmal eine Melone schlachteten. Am Spätnachmittag sind Mami, Daddy und Schniddi noch zu den Märchenerzählern und Schlangenbändigern gegangen. Abens haben wir noch Tee mit frischer Minze getrunken. (…)
17. Tag. 30.7.81. Heute Morgen wurden wir von der Sonne und Fliegen geplagt schon ziehmlich früh wach, bei 50° in der Sonne um 7:30 kann ja auch keiner mehr schlafen. Nach’m Frühstück wurde sofort wieder mit Wasser rum gespritzt. Das Wasser plantschen hat so’n Spaß gemacht, daß wir viele Leute damit angesteckt haben, sogar mit den Engländern haben wir uns rum geschlagen. Am Nachmittag waren Mami, Daddy und Antje noch in der Stadt fürs Abendbrot eingekauft und dann hatte Mami soviel gekocht, daß wir gar nicht alles aufessen konnten, da wir n ganze Tag in der Sonne gewesen sind hatten wir nicht so viel Hunger. Also haben wie den Rest an auch Stuttgarter verfüttert und sind dann ziehmlich früh noch ins Bett.
18. Tag. 31.7.81. Endlich mal ein Tag an dem man ausschlafen konnte: keine Sonne ließ einen an die Sauna denken, keine Fliegen brachten einen zum Wahnsinn; denn: Heute war der Himmel bewölkt und eine  „kühle Brise“ wehte. Mit anderen Worten ein herrlicher Tag.
Heute wollten wir von Meknes nach Tanger auf den Camping fahren. Erst noch Geld gewechselt, und dann nichts wie los durch den „kühlen Tag“. Zum Mittagessen gab es eine ganze große Melli, und zusätzlich später noch Tuc. Am späten Nachmittag kauften wir dann noch Maiskolben für das Abendbrot ein. In Atanger wurde dann beschlossen diese als Vorspeise zu essen, und dann auf den Platz Marokkanische Cous-cous essen zu gehen. Superbe! Das war vielleicht eine Schlacht! Hinterher sah es aus wie auf ‘nem Bundeswehrball (siehe Blue Boy Charming Mike). Daddy versprach noch eine deszifierung mit Witzki oder Ricard, aber das vergassen wir dann.
19. Tag. 1.8.81. Auch heute durften wir ausschlafen, und auch heute blendete uns keine Sonne, da keine vorhanden war. Nach einen ausgibigen Frühstück haben Jens Mami und Daddy in Tanger Postkarten eingekauft, und als sie zurück kamen wurde gleich angefangen zu schreiben. Omas, Tanten, und Freunde. Beim Abendbrot haben wir dan noch versucht das Lied  „Ride to Agadir“ zu übersetzen, und sind dan auch bald ins Bett bzw. aufe Luma…

Toll oder? Ach ja und bitte, nicht nachfragen, wer das Kind da vor mir auf dem Kamel ist (Bild 3 von 5.). Ich hab keine Ahnung :-)

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