Lass mich lernen, im Regen zu stehen.

Auf einem Kalenderblatt stand: „Lass mich lernen, im Regen zu stehen.“
Viele denken, wir könnten einfach davonlaufen, alles hinter uns lassen und nochmals ganz von vorn beginnen. Wer dies tatsächlich denkt, der täuscht sich. Je schneller wir vor etwas davonlaufen, desto eher sehen wir uns wieder damit konfrontiert. Je häufiger wir einer Sache den Rücken zudrehen, desto öfter zwingt uns das Leben, ihr ins Gesicht zu sehen. Je weiter wir uns zu entfernen versuchen – von unserer Wirklichkeit, wie sie eben ist – desto mehr werden wir wieder zurückgeführt in die Nähe unserer ungelösten Konflikte.
Wir sollten versuchen, die Aufgaben des Lebens zu lösen und deren Lektionen zu lernen. Dadurch, dass wir uns wehren, verdrängen oder vermeiden, ändern wir nicht das Geringste an der eigentlichen Situation. Dadurch, dass wir  von einem Problem weg in eine andere Richtung schauen und uns von ihm abwenden, existiert dieses weiterhin, auch wenn wir es für einen Augenblick nicht im Blickfeld haben.



 Lass mich lernen, „im Regen zu stehen.“ – heißt es. Solange wir vor dem Regen fliehen, führen wir ein Leben in Flucht. Erst wenn wir nachfragen, woher unsere Angst vor dem Nasswerden kommt und was es mit uns zu tun hat, kann sich etwas ändern. Wenn wir nicht akzeptieren, dass wir dann und wann im Regen stehen, weil Regen ebenso wie Sonne zum Leben gehört, sollten wir uns nicht wundern, wenn wir ständig vom Regen in die Traufe kommen. Dies geschieht nicht, weil uns etwa das Leben bestraft. Nein, dies geschieht, weil es elementar menschlich ist auch zu scheitern.  Also möchte ich lernen auch gelegentlich im Regen zu stehen, ich will keinen Dauerregen, und darum möchte ich versuchen aus solchen Situationen zu lernen und zu reifen. Ich möchte mich entwickeln und wachsen. Aufgaben und Lektionen, die ich verweigere, die ich nicht annehme, kommen sowieso wieder, und zwar so lange, bis ich letztlich bereit bin sie anzunehmen. (©wb)

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