»Die Gelegenheit, auf
die wir warten, ist meist schon da.« (Paul Mommertz)
Als ich heute früh mit Clyde Gassi gegangen
bin, fiel mir zum ersten Mal so richtig auf, das die Vögel lauthals am
Zwitschern waren. Und es war noch nicht einmal hell! Ich liebe diese frühe
Stunde, wenn erst wenige Autos fahren und überhaupt der von Menschen produzierte
Lärm gering ist…
Dann, als ich eine Stunde später (gegen halb
sieben) auf dem Weg ins Büro war, da dämmerte es und der Morgen begrüßte mich
mit fast wolkenlosem Himmel.
Toll, auch wenn die Temperaturen sich noch
nicht ganz so anfühlen, so vermittelt das doch einen Anflug von Vorfrühling.
Mir fällt da ein Spruch ein, den ich mal
gelesen habe: »Wer Warten kann hat viel getan.«
Ich weiß, das macht im ersten Moment schon ein wenig stutzig, denn ′warten′
ist doch der Inbegriff von passiv sein, von einem irgendwie erzwungenen
Nichtstun. Und daraus soll sich dann etwas entwickeln? Sogar viel tun?
Ich finde schon … der Volksmund meint mit ′warten′
nicht aussitzen oder verdrängen. Sondern Dinge
einfach mal ruhen lassen. Das kann viel produktiver sein, als immer nur aktiv herumzuschwirren.
Das Wort ′warten′ heißt ursprünglich ′auf der Warte wohnen′
(ich liebe das Internet, wo man so etwas finden kann ;-). Also den Überblick bekommen, Ausschau halten und bewachen.
» das Warten vertreibt die Zeit « (Anke Maggauer-Kirsche)
Und ′warten′
hat noch eine zweite Bedeutung: auf etwas achthaben, etwas pflegen. Das kennt
man, wenn man das Auto warten lässt.
Geschieht aber das, was beim Auto
selbstverständlich ist, auch bei mir? Lasse ich mein Leben auch regelmäßig ′warten′?
Die Winterzeit ist für mich so eine Zeit.
Draußen ist es oft kalt und
ungemütlich und früh dunkel. Das Leben spielt sich drinnen ab … so ist das eine Zeit, in der ich mich auch nach meinem
Inneren kehre. Da kann ich eine Art Kundendienst für die Seele durchführen. Den Motor mal ausstellen und
checken was sich so tut an Leib und Seele. Das, was mich antreibt einmal zur
Ruhe kommen lassen, mein Leben mal warten lassen, im doppelten Sinn warten
lassen. Damit sich mein Blick weiten und mein Herz öffnen kann. Ich achtsam
werde. Achtsam – das könnte heißen verlangsamen. Dinge und Menschen wahrnehmen,
anders wahrnehmen, neu wahrnehmen. Nicht im Vorbeirauschen, sondern mit Zeit.
Achtsam, das könnte heißen hinschauen, hinschauen auf das, was wesentlich ist.
Auf die Körperhaltung eines Menschen, auf seine Ausstrahlung, in seine Augen.
Achtsam sein könnte hinhören heißen. Nicht nur auf das, was jemand sagt,
sondern wie er es sagt. Und achtsam könnte auch heißen: Stiller werden. Still
sein. Die innere und äußere Ruhe aushalten, sie mal wieder erfahren oder
genießen. Je nach dem. Ich erkenne, dass ich im Warten die Zeit entdecke …
… und kann dann gestärkt und ′gewartet′
in den Frühling. Wie die Natur,
aufwachen, mich aufmachen, wachsen…
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