Heute weihe ich mit ein paar Gedanken zu meinem 14. Trockengeburtstag meinen neuen Blog ein:
Leben ist was
passiert, während Du andere Pläne machst!
... dies sagte John Lennon einst.Ein Mensch, dessen Leben
sehr viele unerwartete Wendungen genommen hat. Und sicher hatte er auch eines
nicht so geplant, nämlich den Tag, als er von dem geistig verwirrten Mark
Chapman erschossen wurden. Ich denke, das Zitat passt nicht nur auf ‚Leben’
sondern auch auf den Tod. Er kommt oft ohne Vorwarnung und planen kann man ihn
eher selten.
So war es wohl auch bei einer jungen ehemalige Kollegin
von mir, Kristie. Anfang Dezember starb sie in einem Autounfall, von einem
Raser verursacht.
Ich stelle mir vor, sie ist aufgestanden, hat sich um
ihre Kinder gekümmert, überlegt, was sie an diesem Tag zu erledigen hat. Frühstücken
– wahrscheinlich in aller Hektik – noch schnell die Kinder bei der Mutter
abliefern und zur Schule fahren. Sie hatte ihren Job bei Lowes gekündigt, um
endlich das zu tun, was sie schon immer tun wollte: sich zur Krankenschwester
ausbilden lassen. Sie erfüllte sich damit einen Traum, nachdem ihr Leben für
lange Zeit nicht in gerade Bahnen verlaufen war. Nein, sicher hatte sie den
Unfall nicht geplant. Jemand erzählte mir, sie sei gleich tot gewesen, als ob
das der Trost ist, um es weniger brutal klingen zu lassen.
Ich habe sie gekannt, seit ich 2007
bei der Firma angefangen habe. Aber ich kann nicht wirklich sagen ich habe sie
gekannt. Wir haben uns hin und wieder so zwischen Tür und Angel unterhalten und
so gegenseitig ein bisschen aus dem jeweiligen Leben des Anderen erfahren. Aber
das waren Gespräche unter Kollegen. So ist es auch nicht so, dass ich nun
wirklich um sie trauere, dennoch berührt mich ihr Tod, macht mich nachdenklich.
Ich muss an einen Text denken, den ich vor vielen Jahren einmal gelesen habe:
„Könnte ich mein Leben noch einmal von vorn beginnen,
würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen.
Ich würde alberner sein, würde ganz locker werden, nur noch ganz wenige
Dinge ernst nehmen. Ich würde
entschieden verrückter sein und weniger reinlich. Ich würde mehr Gelegenheiten beim Schopfe
ergreifen und öfters auf Reisen gehen. Ich würde mehr Berge ersteigen, mehr
Flüsse durchschwimmen und mehr Sonnenaufgänge auf mich wirken lassen. Ich würde mehr Schuhsohlen durchlaufen, mehr
Eis und weniger Bohnen essen. Ich würde
mehr echte Probleme und weniger eingebildete Nöte haben. Wie Sie bemerkt haben werden, bin ich eine
von denen, die vorsorglich, vernünftig und gesund leben, Stunde für Stunde, Tag
für Tag. Nun, ich habe meine verrückten Augenblicke, aber wenn ich noch einmal
von vorn anfangen könnte, würde ich mehr verrückte Augenblicke haben - genau
gesagt: Augenblicke, einen nach dem andern, und nichts mehr von Plänen zehn
Jahre voraus. Wissen Sie, ich bin eine von denen, die für alle Fälle
Thermometer, Wärmflasche, Gurgelwasser, Regenmantel und Fallschirm bei sich
haben . Hätte ich ein zweites Leben, ich würde sie zu Hause lassen. Könnte ich
mein Leben noch einmal von vorn beginnen, ich würde in aller Herrgottsfrühe
barfuß in den Frühlingsmorgen laufen und als letzte sagen: Jetzt ist der Herbst
dahin. Ich würde mehr Hockey spielen, und vom Karussell würden sie mich nicht
mehr herunterbringen."
Ich finde diesen Text einfach herrlich ... und
gleichzeitig stimmt er mich ein bisschen traurig.. Denn dieses zweite Mal gibt es nicht und wird es nicht
geben. Ich merke wie oft auch mir dieses „Wenn ich doch hätte"..."man
sollte eigentlich" – und ähnliche Sätze durch Herz und Hirn geistern. Aber
das kann es nicht sein, nur zurückschauen auch nicht. So lässt der Tod von
Kristie und dieser Text mich darüber nachdenken: was für mich Leben bedeutet.
Was macht für mich Leben aus?
Und dann lasse ich meine Gedanken doch noch einmal zurück
schweifen und werfe ein Blick auf mein bisheriges Leben. Ich sehe, dass ich zwar
sehr viele Umwege genommen habe, aber im Nachhinein nichts bereue. Ja, hier und
da gibt es Dinge, die hätten nicht unbedingt sein müssen, aber letztlich sind auch
sie es, die mich ausmachen ....
Leben ist was
passiert, während Du andere Pläne machst.
Nicht nur John Lennon hat diese Erfahrung gemacht, hin
und wieder das Gefühl zu haben, das läuft jetzt aber nicht so wie ich mir das
mal gedacht hatte. Ich glaube jeder von uns kann diesen Satz unterschreiben.
Es ist mein 14.
Trockengeburtstag. 14 Jahre seit ich
den letzten Schluck getrunken habe und mich gegen die Sucht und für das Leben
entschied. Und ich habe viel gelebt in diesen 14
Jahren. Nicht immer war ich nur zufrieden und glücklich, nicht immer war ich
mir mir selbst einverstanden, habe manche Entscheidung in Frage gestellt. Und
sehr oft ist es nicht so gelaufen, wie ich es geplant hatte. „Schuld“ daran
hatten in seltensten Fällen die Umstände. Meist war es eher so, dass meine Kopf
einen ‚Plan’ hatte und dann mein Gefühl mich ganz woanders hinführte.
Doch stelle ich mir auch die
Frage: Wie oft habe ich auf mein Kopf gehört anstatt auf das Gefühl? – Es fängt ja schon bei den ganz kleinen Dingen an, z.B. (wer meine Geschichte kennt kann das
vielleicht nachvollziehen) habe ich einfach Lust darauf ein grosses Eis mit
Sahne zu essen. Aber dann tue ich es nicht, weil der Verstand sich einschaltet
und sagt: das sind aber mindestens 800
Kalorien. ... Oder das Gefühl sagt: die Schuhe sind klasse, die will ich. Da
schaltet sich der Kopf ein und rechnet wir ganz sachlich vor, dass ich sie
vielleicht dreimal im Jahr tragen werde und sie dafür viel zu teuer sind – und ich kaufe die billigeren ..
und ziehe sie kein einziges Mal an!
Manches Mal habe ich den Mund
aufgemacht wo ich hätte
schweigen sollen oder habe geschwiegen, wo ein Gespraech wichtig gewesen waere.
Oder ich bin gegangen wo ich hätte bleiben sollen oder geblieben, wo beim Bauch schon
lange sagte: geh!
Wie oft tun wir das, was wir wirklich wollen?
Nun Leben passiert und ist vor allem Veränderung. Es
scheint mir oft wie ein Hase, der vor der Flucht seines Jägers immer wieder
Haken schlägt. Unerwartet die Richtung ändert, sich ab und an in einem Erdloch
verkriecht und nur in aller letzter Sekunde entkommt ... oder auch nicht.
Das Jahr 2013
steht vor der Tür und ja, ich habe Pläne dafür. Ich gebe zu, sehr ausgereift
sind sie noch nicht alle, aber es wird ein Anfang von etwas Neuem sein. Das
zuende gehende Jahr war für mich ein Jahr des Aufbruchs – in vieler Hinsicht.
Ironischer Weise das gerade nach dem ich sozusagen von einem ganz realen
Weggehen zurück gekommen bin. Doch irgendwie ist es auch nicht verwunderlich. Wer
einmal 3 Monate fast nur mit sich selbst verbringt (und manch einer braucht
vielleicht nicht einmal so lange), wird verstehen dass ganz viel mit einem
passiert. Sich reflektieren. Dann die Konsequenz daraus ziehen – auch wenn es,
wie bei mir, eine Weile gedauert hat.
Mancher, der mich bzw. uns kennt, wird vielleicht ungläubig
den Kopf schütteln, nicht verstehen, doch es ist nicht immer alles so, wie es
nach aussen scheint. Und all jenen sei gesagt: Leben ist was passiert ... in
diesem Falle, ist es ein Ende einer Aera und ein Beginn einer neuen. Ich war
schon immer davon überzeugt, dass nichts für ewig ist und das gilt auch für
eine Ehe. Solange man in die gleiche Richtung schaut und das Zusammensein als Wachstum empfindet, und die überwiegende Zeit
der Tage gut ist, funktioniert es. Doch wenn das nicht mehr so ist, dann ist es
Zeit, dass jeder seinen eigenen Weg geht. Da wir das schon in 2011 getan haben, ist es vielleicht gar nicht so
erstaunlich, dass das letztliche Resultat daraus eine endgültige Trennung ist. Dies
in Freundschaft und ohne Rosenkrieg, ein Privileg.
Ich habe für mich entschieden – aus ganz verschiedenen Gründen
– zurück nach Deutschland zu gehen. Die Entscheidung dafür ist gefallen und ich
mache – wie ich schon erwähnte – Pläne. Nein, nicht jeden Tag bin ich überzeugt,
dass es Alles richtig ist was ich tue. Nicht immer kann ich den Glauben finden,
dass ich es schaffe, was da vor mir liegt. Nicht immer sehe ich den Weg. Nicht
immer fühle ich mich wohl ... Die Zweifel kommen vor allem dann, wenn mein Kopf
sich einschaltet. Doch ich möchte ab jetzt gerne mehr auf meinen Bauch hören,
auf mein Herz. Und da fühle ich, dass eine spannende Zukunft auf mich wartet!
Ich denke noch einmal an
Kristie und ihren unerwarteten Tod und an den Text der mir einfiel ... Wie kann
ich dazu beitragen, dass mein Leben ein erfülltes und nicht nur abgehaktes oder
dahin geplätschertes Leben ist? Was vorbei ist, ist vorbei. Aber für die Zeit
die mir noch bleibt, ganz gleich wie alt ich bin, ist heute ein neuer Tag.
Heute gilt es, heute habe ich wieder eine neue Chance etwas von dem, was für
mich Leben ausmacht nicht nur zu erträumen, sondern in die Tat umzusetzen. Und
ich will dabei meinem Herzen folgen.
Alles wird gut!
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