Fuck it ... ich feiere mein Leben!!



… oder  ‚Dancing with the tide‘!

Gedanken zu meinem 15. Trockengeburtstag …

Ich kann es nicht glauben: Schon haben wir wieder Mitte Dezember. Die Zeit rauscht an mir
vorbei und bevor ich es richtig begreife ist es Weihnachten und das Jahr 2013 zu ende... Viel zu oft vergehen die Tage, als stürzten sich die Minuten in Stundenfässer sitzend einen Wasserfall hinunter.

Also nicht, das ich mich alt fühle, aber man sagt doch, je älter man wird, umso schneller vergeht die Zeit, umso schneller scheinen die Wochen, Monate und Jahre ins Land zu ziehen. Ich weiß nicht ob das stimmt, aber ich kann für meinen Teil sagen, dass das letzte Jahr gefühlt ziemlich schnell vorbei ging. Es gibt Momente, da frage ich mich, wo sind all die Tage, Wochen und Monate hin. Ich frage mich: Liegt es nun daran, dass so viel passiert ist? Oder liegt es daran, dass ich dieses Jahr so intensiv gelebt habe?

Wissenschaftler der Hebrew University in Jerusalem haben mal gemeint, eine Erklärung dafür gefunden zu haben, warum es einem oft so erscheint das die Zeit schneller vergeht: Nämlich, wenn man sie mit Tätigkeiten verbringt, die man kennt und bei denen nichts Neues passiert. Die gerade Linie der Routine nehmen wir unbewusster, automatischer und schneller wahr. Die Zacken und Umwege der neuen Erfahrungen und ungewohnten Tätigkeiten empfinden wir bewusster und langsamer. Je älter wir werden, desto mehr Erfahrungen und Dinge gibt es, die wir kennen und routinemäßig machen. Und desto schneller scheint die Zeit zu vergehen.

Doch irgendwie kann ich dem nicht zustimmen. Denn mein letztes Jahr war angefüllt mit Neuem, mit Unbekanntem. Vollgepackt mit Ereignissen und Momente, die es wert sind erinnert zu werden.
In den letzten Monaten, seit ich zurück nach Deutschland gekommen bin, hat sich nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch fast alles in meinem Leben verändert. Ich habe noch einmal von vorne angefangen. Und auch wenn es im Rückblick erscheint, als wäre es ein Klacks, so war es doch mit viel ‚Arbeit‘ verbunden.
Müsste ich dieses dann nicht viel mehr spüren, müsste mir die Zeit nicht viel bewusster sein? Und ich frage mich, wie viel Leben passt in ein Jahr?

Ich entdeckte - und entdecke immer noch - ungeahnte, ungekannte Seiten an mir. Es ist fast, als sei ein Damm gebrochen und nun fließt das Wasser meines inneren Flusses ungehindert durch das Geröll des Lebens. Füllt jede Ecke, überflutet das, was brach lag und nährt die Pflänzchen meiner Persönlichkeit, die bisher ungenutzt, unentdeckt in dunklen Winkeln standen. Und plötzlich fangen sie an zu wachsen.
Wie in der Wüste, in der Samen jahrelang im sandigen Boden verharren, bis es eines Tages regnet. Dann plötzlich blühen sie auf, die Wüste wird grün. Es scheint mir als erlaube ich mir, einen Blick auf die Unbegrenztheit meiner Seele zu werfen.

Ich hörte kürzlich in einem Vortrag von Veit Lindau (von dem übrigens auch der erste Teil des Titel dieses Posts entliehen ist) die Aussage: Brenne für Dein Leben!
Das genau ist es. Dann wenn ich mich für mein Leben begeistern kann, wenn ich bewusst die Entscheidungen treffe, jeden Tag, die Verantwortung übernehme, dann brenne ich für mich, für mein Leben. Dann auch erlaube ich mir jeden Tag mal verrückende Gedanken zu denken. Dann überschreite ich bewusst auch mal meine Grenzen um zu erfahren, was dahinter liegt, was möglich ist. Ich spüre Kräfte in mir, von denen ich wenig oder keine Ahnung hatte. Ich höre meine Musik, die Melodie meines Wesens. Ich ahne den Grund der still und fest unter den dahinrauschenden Wassern der Ereignisse liegt. Mit dem Bewusstsein kann ich dann lieben was ich tue – fast jeden Augenblick … und wachse daran.

Nein, es war und ist ganz sicher nicht nur einfach. Es gab Enttäuschungen, Schmerzen und Zeiten in denen ich Schwierigkeiten hatte das Licht zu sehen. Es haben sich mir einige Hindernisse in den Weg gestellt; Herausforderungen vor mich aufgebaut, mit in die Hüfte gestemmten Fäusten und gesagt: versuch mal an mir vorbei zu kommen! Und ich weiß auch, es wird immer wieder unruhiges Gewässer geben, und ich werde sicher noch das eine oder andere Mal mit meinem Lebensboot ins trudeln geraten. Doch ich stelle immer wieder fest, wenn ich danach Ausschau halte, finde ich den Mut in mir, auch schwierige Situationen anzugehen, zu meistern.
Ich fahre den Fluss hinunter, den ich möchte, den ich gewählt habe. Und das macht einen Unterschied. Denn, ich habe die Wahl. Ich bestimme, wie ich auf die Umstände reagiere. Ich bestimme, ob und in welchem Maße andere meine Stimmung beeinflussen. Wenn ich jemandem die Schlüssel für mein Auto gebe, dann darf ich mich nicht darüber beklagen, wenn dieser damit wegfährt. Wenn ich anderen oder den Umständen die Schlüssel für mein Glück gebe, dann darf ich mich nicht wundern, wenn ich unglücklich bin. Ich habe die Wahl, wie ich auf alles in meinem Leben reagiere. Und ich arbeite daran, die Schlüssel für mein Leben nicht aus der Hand zu geben.

In dieser ganzen Zeit bin ich einfach davon ausgegangen, dass Alles gut geht. Habe mich bemüht, nicht in Frage zu stellen, was ist. Im Wissen, dass ich es schaffe. Wie ich bisher immer alles irgendwie geschafft habe in meinem Leben.
Heute ist so ein Tag, mich daran zu erinnern. Und ich tue es mit Stolz. Stolz, den ich mir verdient habe – in meiner persönlichen Lebensleistung, trocken zu werden und heute meinen 15. ‚Geburtstag‘ zu feiern.

Ich habe aus dem gelernt, was hinter mir liegt; bin weiter gesegelt, oft ohne Kompass oder Karte und ohne genaue Kenntnisse wohin ich eigentlich will.  So mancher Tag war ein Kampf und ich hatte Mühe in der Fahrtrinne zwischen den Ufern zu bleiben, um nicht an den Felsen zu zerschellen.
Doch wenn ich zurück blicke, tue ich dies ohne Zorn. Jeder Abschnitt meines Lebens war wichtig und hatte seine Berechtigung. Sicher, manchmal habe ich an einem morschen Holzsteg festgemacht, unfähig vorwärts zu kommen und ließ die Wasser des Lebens an mir vorbeifließen, in der Annahme, dass ich noch genug Zeit für all das Ungelebte habe. Bis ich merkte, dass all das, was ich auf Morgen oder irgendwann verschoben hatte, plötzlich an mir vorbei floss, ohne dass ich es hätte aufhalten könne. Also habe ich mich aufgemacht, nicht mehr am Ufer zu sitzen und zu sagen ich kann nicht und bin irgendwie zufrieden, sondern ich habe gewählt … mit dem Fluss meiner Lebenszeit zu reisen, mich auch mal der Herausforderung des Unbekannten zu stellen und auf den Wellen zu tanzen.

Ich gebe es zu, in den letzten Monaten habe ich hin und wieder mein Lebensfloß mit Absicht in die Stromschnellen gelenkt, ohne mich vorzubereiten, ohne Ruder und Schwimmweste. Nein, nicht in Bezug auf die Sucht – dafür habe ich zu viel Respekt vor der Krankheit, aber ich habe mich an und über meine Grenzen gewagt. Ausprobiert wie es ist die Komfortzone zu verlassen...
Ein japanisches Sprichwort sagt: „Hebt man den Blick, so sieht man keine Grenzen!“ Jeder Mensch ist ein Grenzwesen in doppelter Hinsicht, ein Wesen zwischen Bestie und Engel, das grausam töten kann, aber auch unendlich lieben. Und ein Wesen, das begrenzt ist. Leider und Gott sei Dank. Der Mensch, wir – ich haben Grenzen; körperliche Grenzen, seelische Grenzen, Grenzen der Belastbarkeit, die signalisieren, wann es mir zu viel wird. Trotzdem ist es auch immer wieder gut Grenzen zu überschreiten. Nicht dauerhaft, aber immer wieder mal den Blick heben und über den Tellerrand hinausschauen. Das kann und muss gerade auch immer wieder im Alltag sein, dass ich den Blick hebe und über das hinwegsehe, was mich umstellt, über all das hinaus schauen, was mir den Horizont, die Weite verstellt. Und diese Momente halte ich fest, ankere sie für die etwas trüberen Tage.
Doch es gibt weniger davon. Und wenn, dann nehme ich sie an und stelle mich ihnen. Bemühe mich, den Tag wie eine Kriegerin zu beginnen. Eine Kämpferin im ganz positiven Sinn. Eine, die sich für mein Leben einsetzt, es verteidigt und es gut macht.
Doch das geht nur, wenn ich lebe, nicht, wenn ich gelebt werde und mich einfach treiben lasse. Leben und Erfahrungen suchen, die meinen Körper, meine Seele und meinen Geist fordern und anregen. Leben hält lebendig. Anstrengungen kosten Kraft, sie geben aber auch neue. Und sie machen glücklich.
Vor allem brauche ich Zeit mit mir, wenn ich ganz lernen will, mit mir selbst auszukommen. Zeit, in der ich mir ungeschönt begegne. Sehe wie ich bin und mich so lieben lerne.

Und ich vergesse nicht: Jeder Tag zählt! Jeder Tag denn ich trocken bleibe, ist ein Fest für sich und darum feiere ich mein Leben ...

Nein, ‚das Tier in mir‘ ist nicht fort. Und das ist gut so! Glücklicherweise schläft es die meiste Zeit. Doch hin und wieder wacht es auf und beschert mir auch dunkle Tage. Tage an denen ich deutlich er als sonst in die Tiefen meiner Seele blicke, die Süße der Melancholie verlockend empfinde, die Lust an der Wut nicht regeln kann, die Stärke der Selbstachtung einen Bogen um mich macht, die Akzeptanz meines Körpers nicht fühle und der Spiegel zum Feind wird.
Doch ich habe gelernt es nicht mehr zu hassen, das Tier. Im Gegenteil. Es ist ein Teil von mir. Ein sehr wichtiger sogar, denn es erinnert mich daran in der Spur zu bleiben. Wieder aufmerksam zu werden. Mich anzunehmen in allen Facetten ... Und je differenzierter ich die Mehrstimmigkeit meiner inneren Stimmen wahrnehme, desto weniger drückt mich und desto freier erfahre ich mein inneres Leben.

Wer Gründe zum Leben sucht, wird sie auch finden. Dieses Jahr hat mir wieder gezeigt, ich kann es schaffen, wenn ich es möchte und wenn ich mich darum bemühe. Mich hinsetzen, Däumchen drehen und darauf warten, dass etwas passiert – funktioniert nicht. Nur wenn ich aufstehe, loslege, hinschaue, dann kommt auch Leben in mein Leben. Nichts ist vollkommen, aber ich kann mich an mir festhalten, weil ich mir vertraue. Ich erkenne, jedes Stück Leben ist wichtig.

15 Jahre trocken sein, das ist meine Leistung. 15 Jahre kontinuierliches Wachsen – mal mehr, mal weniger, mal schneller, mal langsamer. Aber doch immer vorwärts strebend.
Ja, ich habe noch viel zu lernen. Das weiß ich. Ich bin auch noch lange nicht fertig mit mir. Aber ich glaube daran, dass ich als Mensch in dem Maße über mich hinaus wachse, in dem ich in mich hineinwachse. Das heißt, in dem Maße in dem ich denke, sage und tue, was mir entspricht, bin ich stark, setze mich durch, achtete ich mich selbst, gewinne ich Freiheit, kann ich lieben.
Wenn ich es wage, mir selber treu zu sein, werde ich erfahren, dass mir das Leben selbst die Treue hält.

Und das ist etwas, dass ich mir für das nächste Jahr auf meine Motto-Fahne schreibe: Ich möchte noch mehr ich sein – ohne mich verstellen zu wollen oder müssen; Ich möchte weniger Dinge tun, die mich schwächen und mich darauf konzentrieren, was mich stärkt; Ich möchte mich immer wieder fragen können – ohne Angst - Was sind meine Baustellen? Ich möchte konsequenter sein in meinen Handlungen. Nicht wie früher oft eine Hintertür offen lassen, durch die ich dann vielleicht doch noch entwischen könnte. Ich möchte Gefühle zulassen, auch und gerade dann, wenn mir mein Kopf mal wieder im Weg ist. Ich möchte das Leben und mich selbst bedingungslos lieben, denn dann kann ich diese Liebe auch weitergeben …. Durchaus ambitionierte Vorhaben, doch ich weiß, ich rudere inzwischen nicht mehr nur in einem morschen Kahn, sondern habe mir im Laufe der Jahre ein solides Lebensboot erarbeitet. Das wird mich sicher auch durch unruhige Gewässer bringen.

Zwischen all dem Leben gibt es inzwischen aber immer wieder ruhige Momente. Da fließt der Fluss langsam und gemächlich und ich kann für einen Moment das Ruder aus der Hand legen und die Sonnenstrahlen genießen. Und das ist auch gut so. Erfahrungen sammeln, Abenteuer bestehen, Herausforderungen annehmen … all das ist bereichernd und wichtig. Aber auf Dauer auch sehr anstrengend und ermüdet mit der Zeit.

Und nun, so kurz vor Jahresende, bahnt sich noch einmal eine Veränderung in meinem Leben an. Doch die ist willkommen und gewollt ... und eine ganz andere Geschichte …

Ich bin mir jedenfalls sicher 2014 erwartet mich, mit all seinen Facetten … den Stromschnellen und Canyons, den dahinplätschernden Gewässern und Anlegestellen, den Untiefen die ich selbst bewältigen darf und den Abschnitten in denen ich nicht alleine den wilden Wassern ausgesetzt bin, aber auch den rotglühenden Sonnenuntergängen und atemberaubenden Aussichten … Und ich freue mich darauf, denn ich weiß sicher, es ist noch Zeit - und Leben für mich vorhanden. Ich habe Pläne und Visionen für meine Zukunft. So werde ich weiter mein Leben umarmen und feiern und auf den Wellen tanzen.

Jetzt ist meine Zeit!

Als always
thank you for your time.
Wiebke

Thank you for the music ...

Im Radio läuft 'Lieder' von Adel Tawil. Aus gut 30 Songs hat er einzelne Sätze genommen, sie zusammengefügt und vertont. Zwar gehört nicht jedes Lied, dass er besingt zu meinen persönlichen Favoriten, aber es ist für mich eine wunderschöne Liebeserklärung an die Musik.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie Musik auf mich wirken kann. Sie kann mich aufheitern oder von einem Moment auf den anderen melancholisch stimmen. Ein Song kann Erinnerungen wachrufen, von denen ich nicht wusste, dass sie noch da sind. Er kann mich wegtragen … oder zurückholen.

We’re not broken, just bend ….diesen Satz hörte ich gestern Morgen. Der Song heißt ‚Just give me a reason‘ von Pink. Und irgendwie wirkte es beruhigend, tröstlich. Wie oft habe ich in meinem Leben schon gedacht, etwas ist zerbrochen, für immer kaputt und stelle dann fest dem ist nicht so. Nur bisschen verbeult vielleicht … Gestern Morgen traf es meine Stimmung …. Also laut aufdrehen und mitsingen. Schon sind die wirren Träume der Nacht verblasst, der unruhige Schlaf vergessen.

Andererseits kann Musik mich nicht nur in eine bestimmte Stimmung versetzten, nein ich kann vor allem auch eine Stimmung durch sie ausdrücken. Wie wohl jeder, so habe natürlich auch ich meine speziellen Songs. Wenn es mir besonders gut geht darf es schnell und rockig sein. Wenn ich traurig bin, etwas langsamer und ruhiger. Jede Stimmung hat ihre eigene Melodie. Und wenn ich sie noch nicht so richtig greifen kann und in Worte fassen, dann hole ich die ‚alten‘ CDs raus und lasse Musik für mich sprechen. Am besten lautstark im Auto hören und mitsingen. Die anderen Autofahrer schauen zwar manchmal etwas seltsam aber da ist mir egal. Es ist als könnte ich mit einem Lied das aus mir herausschreien, das leise zu sagen ich nicht in der Lage bin.
Es mag sein, dass ich beim Schreiben oft die richtigen Worte treffe, aber wenn es darum geht den Satz laut auszusprechen wird es schwieriger. In einem Song sind die Gefühle schon schön verpackt, zugänglich auch für mich, wenn sich mal wieder eine undurchlässige Mauer um mein Herz aufzubauen scheint.

Don’t you worry child, heavens got a plan for you … im Moment mein Favorit als Trostlied. Ein ‚alles wird gut‘ und ‚im großen Plan steht drin, was wird‘ …. Im Prinzip weiß ich ja, wo ich hin will. Ich habe Ziele und Pläne. Aber wenn es dann nicht so klappt wie ich mir das vorstelle oder ich mal wieder an meiner eigenen Ungeduld verzweifle, dann erdet mich dieser Song.

Wer kennt sie nicht, die selbst zusammengestellten Kassetten. Aufgenommen vom Radio – und immer noch ein Wort vom Moderator am Ende. Heute hat man Computer und CDs, bessere Tonqualität für Aufnahmen. Ich tue das immer noch, mir meine ganz persönlichen Mischung zusammenstellen. Wenn ich dann nach ein oder zwei Jahren die CD mal wieder hervorkrame, bin ich oft erstaunt, über die Zusammenstellung. Ich kann daran ziemlich genau ablesen (okay heraushören) in welchem Gefühlszustand ich war, als ich dieses oder jenes Lied raus suchte. Es mag heute nicht mehr meine Stimmung treffen, aber es ist wie ein Foto, dass zu dem Zeitpunkt aufgenommen wurde. Ich sehe mich und darf erkennen, dass ich mich seit dem verändert habe. Weiter gekommen bin. Und ich bin dankbar, dass die Musik mir diese Erinnerungen schenkt.

Morgens höre ich Radio und mir fällt immer wieder auf, dass in dieser Stunde irgendwann immer genau das Lied kommt, dass ich brauche, dass mich durch den Tag trägt. Ich nehme mir die paar Minuten, meine Musik in mich aufzunehmen und weiß es ist gut so wie es ist.

Für die einen mag es klassisch sein, für die anderen jazzig. Manch einer mag es heavy und ein anderer steht auf Schlager. Letztlich ist es völlig egal. Jede Musik hat ihren Platz. Wichtig ist für mich, dass ich erkenne, dass ich MEINE ganz eigene Musik habe. Die Musik, die mich wie keine andere schon bald, nachdem ich sie zu hören begonnen habe, verändert. Und die, wenn sie mich dann ganz ausgefüllt hat, noch lange nachwirkt.
Wenn ich meine Musik kenne, weiß ich auch, dass sie für dich mehr ist als gute Medizin. Sie ist ein Lebenselixier für mich, das mich ein-stimmt und einschwingt in meine besten Gefühle. Sie dringt in fast jede Dunkelheit hinein und drängt fast jede Dunkelheit hinaus.
Musik, die zu mir gehört ist farbig gewordener, schwingender Geist, der mich auswärmt, ausweitet und ausrundet, wie wenig anderes auf der Welt.

Ganz ABBA kann ich dann nur sagen: Thank you for the music …

Mein „Ärgernis“ des Tages …



‚Der Herbst geht, Glatteis kommt‘
‚Langer und kalter Winter droht‘
‚Es wird ein harter Winter‘
‚Versinken wir im Schnee?‘

Diese und ähnliche Überschriften zieren diverse Artikel und Bilder von Internetseiten der letzten Tage. Und heute lese ich dann, dass ein amerikanischer Wetterdienst für uns in Deutschland einen langen und kalten Winter prognostiziert. Danke. Ich frage mich ernsthaft, ob die uns beeinflussen, ja vielleicht sogar ‚schwach‘ machen wollen. Sozusagen Psychoterror auf subtiler Ebene.

Ja, ich weiß, sehr viele Menschen haben sich schon mit dem Thema „Medien - die Panikmacher“ beschäftigt ... ich bin keine Ausnahme.

Ich selbst übergehe reißerische Überschriften und Artikel soweit es mir möglich ist. Doch auch ich
komme nicht immer daran vorbei. Was mir dieser Tage besonders negativ auffällt ist die 'Panikmache' was den bevorstehenden Winter angeht.
Eine passende Aussage twitterte ein Kanadier: „We live in Canada. It snows here. So why is every potential snowfall treated by the news as if the devil is coming to wipe us off the earth. (@tsnotoole on Twitter)“ … ich denke, man könnte hier bedenkenlos ‚Deutschland‘ einsetzen.

Jeden Tag sieht man nun irgendwo die Überschrift 'es wird ein langer Winter' oder ‚es wird ein harter Winter‘. Meine Güte ... er wird wie er wird. Ich lebe heute. Und ja es ist kalt und nass draußen. Der Winter kommt. Und? Wir leben nun mal in Breitengraden, in denen es zu dieser Jahreszeit eher kalt ist. Und ich erwarte in Deutschland im November nun mal keine 30 Grad Hitze, blauen Himmel und Sonnenschein.

Und dann habe ich den Eindruck, dass diese Miesmacherei wirkt. Zumindest bei vielen Menschen. Wenn ich tagsüber eine Pause mache, gibt es im Rauchereck (draußen im ‚grässlich kalten Herbstwetter‘) fast kein anderes Thema.
Dieses ständige Gejammer über das Wetter nervt mich. Es ist nun mal wie es ist und wir können nichts daran ändern. Es hinzunehmen, befreit und gibt vor allem Kapazitäten frei, die sinnvoller genutzt werden können.

Das fängt schon beim Frühstücksradio an: „Heute wird ein trüber schrecklich kalter Tag! Am besten zuhause bleiben.“

Eines der ersten Dinge die ich morgens tue - nachdem ich Bad war und einen Kaffee hatte - ist mit Clyde spazieren gehen. Und egal wie das Wetter ist, ich genieße es. Die frische Luft weckt mich auf. Und während ich laufe spreche ich meine kleinen positiven Sätze vor mich hin und der Tag kann kommen.

Ja, ich mag Sommer auch und Wärme. Und ja, wenn ich abends nach Hause komme und es noch kalt ist in der Wohnung, dann muss ich mich auch schütteln. Aber wozu gibt es Heizungen? Okay, ich höre schon das Jammern über die hohen Heizungskosten. Geschenkt. Recht machen kann man es eh keinem.

Und dann gemütlich in eine Wolldecke auf dem Sofa einkuscheln, herrlich.

Der Winter kommt sicher irgendwie. Ich für meinen Teil lasse mich da einfach überraschen.

Just somebody that I use to know ...

Menschen kommen und gehen in meinem Leben. Manche bleiben nur für einen Tag, andere für ein paar Wochen. Manche auch Jahre.

Und dann sind sie plötzlich nicht mehr da. Manche verabschieden sich, manche nicht.

Wie ein flüchtiger Augenblick, vorbei. Verblassen wie Schatten in der untergehenden Sonne. Fast als
hätte es sie nie gegeben.
Und manchmal verstehe ich nicht gleich, warum sie auf einmal weg bleiben. Ich bin fassungslos und verletzt. Nehme es persönlich. Fühle mich verlassen.
Frage ich warum habe ich auf diese Begegnung eingelassen, vielleicht sogar einen Teil meines Herzens gegeben habe. Ich falle und es dauert eine Weile bis ich wieder aufstehen kann. Versuche festzuhalten, was nie mein war. Und frage mich ob ich etwas hätte anders machen können.

ABER, langsam fange ich an zu sehen, warum es diese Menschen in meinem Leben gab.
Oft sind die Begegnungen wie zufällig. Doch denke ich darüber nach, hat jede ihre ganz besondere Bedeutung.
Ich lerne: für mich ist jeder dieser Menschen wertvoll. Wie Engel, die kommen und gehen. Und so schmerzhaft es manchmal ist, dass es sie plötzlich nicht mehr in meinem Leben gibt. Und so wenig ich es zunächst verstehen mag. Wenn ich an dem Punkt ankomme wo der 'Schmerz' - ob nun groß oder klein - überwunden ist, sehe ich warum ich diesem Menschen begegnet bin.
Ich erkenne den Spiegel, in den ich für kurze Zeit schauen durfte:

der Eine* weist mir den Weg zurück zu meiner Seele
der zweite gibt mir den nötigen Motivationschub endlich eine Sache zu ende zu bringen, die ich schon lange vor mir her schiebe
der dritte kennt ein Wort, dass in meinem Lebenssatz fehlte
Einer spricht aus, was ich nicht zu sagen wage
der andere lässt mein Herz tanzen
der nächste zeigt mir wie man es nicht machen sollte
Einer lässt mich fühlen, dass ich Frau bin, schön und begehrenswert
der andere schenkt mir eine Zeit voll Leichtigkeit
und der nächste entzündet das Feuer in meinem Geist
Einer lehrt mich die Bodenhaftung nicht zu verlieren
ein anderer bringt meine kreative Seite zum blühen
und der nächste hört mir im richtigen Augenblick zu
der Eine lässt mich sehen, dass Licht in der Welt ist, die für einen Moment dunkel schien
der andere sieht in mir das Wertvolle, wofür mein Blick für eine Zeit verschleiert schien
und einer stößt mich mit der Nase drauf, das ich mehr bin als ein paar Gedanken
Einer erinnert mich daran, dass ich nicht alleine bin, aber ein Individuum
und der nächste gibt mir den Hinweis, der entscheidend ist, nun MEINEN Weg weiter zu gehen ...

Und ich lerne das willkommen zu heißen, was bleibt.

Nicht nur die Erinnerung an die Person, sondern das Geschenk, das ich erhalten habe. Diese kleine Momente und Wunder ... Ich muss nur hinschauen wollen!

Dann muss ich nicht bereuen, was nicht zu bereuen ist. Dann darf ich wachsen an der Begegnung, darf ein weiteres Stück zu meinem Mosaik fügen. Darf eine Türe schließen um eine neue zu öffnen ...

Ich kann vermissen, aber gleichzeitig kann ich loslassen, danke sagen und ... Now you're just somebody that I use to know ...

*ich benutze hier einfachheitshalber nur die männlich Form

Grenzgänge ....

... ich gebe zu, ein 'geklautes' Bild :-)
Schon Nietzsche fragte: Ist das Leben nicht viel zu kurz, um sich selbst zu begrenzen? - Ja es ist.
Doch ist es nicht so, dass wir uns selber einschränken in dem was wir tun und wie wir es tun?

'Wenn ich es nicht tue, tut es auch kein anderer für mich.'
'Wenn Du nur das tust, was Du immer getan hast; wirst Du auch nur das bekommen, was Du immer bekommen hast.'
'Do the thing, that is hard to do. And the power will come!'
'Die größte Grenze, die wir zu überwinden haben, liegt zwischen unseren Ohren.'

Es gibt viele Sprüche und Zitate, die mich darauf aufmerksam machen wollen, das es an mir liegt, was ich aus meinem Leben mache. Doch frage ich mich, warum zögere ich dann so oft?

Die Antwort ist 'Angst'. Angst vor Veränderung, Angst vor dem Unbekannten. Und nicht zuletzt Angst vor der eigenen Courage.

Nein, ich kann nicht behaupten, dass ich mich immer nur in meiner Komfortzone bewege. Ich hatte schon immer eine Neigung zum Grenzgang. Wobei dies nicht immer von Vorteil war. Denn oft habe ich ungesunde Grenzen überschritten, in der Hoffnung dort die Person zu finden, die ich so gerne sein wollte.
Diese Grenzen meine ich nicht unbedingt. Es gibt welche die unverrückbar sind, sein sollen. Ich habe Grenzen überschritten, die einfach schienen, um die zu meiden, die wirklichen Mut erfordern.
Doch auch hier gilt, wenn ich nicht hin und wieder auch diese Grenzen überschreite, woher will ich dann wissen, das sie da sind. Wie weit ich gehen kann. Keine Grenze kann nicht auch wieder gesetzt werden. Keine Grenze, an die ich nicht wieder einen Schlagbaum setzen kann, um für mich zu sorgen. Grenzübergang ist keine Einbahnstraße.

Die Grenzen, die ich meine, sind die Grenzen dessen, was wir uns erlauben zu erträumen.
Wir halten brav am Stoppschild an und wie oft sitzen wir dann vor dem Schlagbaum und schauen sehnsüchtig hinüber, hoffen, das vielleicht sogar jemand kommt und uns öffnet. Wir bemerken nicht, dass wir nur aufstehen und weitergehen müssen. Kaum sind wir an der Lichtschranke vorbei, hebt sich der Schlagbaum und der Weg ist frei.

Kann es je zu spät sein, für eine Veränderung im Leben?

Wenn ich in meinem Leben - und vor allem im letzten Jahr eins gelernt habe, dann das ich keine Angst mehr haben brauche. Ja, Vorsicht ist sicher in vielen Fällen angebracht. Aber Angst? Nein, denn nur wenn ich es wage, über meine inneren Grenzen hinaus zu gehen, wenn ich bereit bin Veränderungen und Neues in mein Leben zu lassen, kann ich über das hinaus wachsen, was ich bisher war.
Wenn ich die Grenzen meiner eigenen Begrenzung überschreite, ich mich meiner Angst stelle, verliert sie ihre Macht.

Ich bin überzeugt, es ist besser zu wagen. Wenn ich aus nächster Nähe den Gipfel des Berges sehe und den letzten steileren Pfad nicht mehr gehe; wenn der Mensch, in den ich schon lange verliebt bin, mir zulächelt und ihn nicht anspreche; wenn mir endlich die erfüllende Aufgabe, die ich schon lange gesucht habe zufällt und ich nein sage; wenn ich nach vielen Jahren spüre, dass in mein Leben, ganz anders als in der vergangenen Zeit, Glückstropfen fallen und ich nicht wage sie aufzufangen - dann kann ich mir höchstens noch selbst leid tun. Auf all diese Kostbarkeiten verzichten, nur weil ich die Angst ernster nehme, als die Sehnsucht?

"Was Du nicht lebst, lässt Dich nicht leben." Das soll auch weiterhin mein Motto sein. Denn nur dann kann ich die Fülle des Lebens abschöpfen. Nur dann bin ich ich. Kann mich spüren und klarer erkennen, wo sind meine Grenzen und welche kann ich noch überschreiten. Dann kann ich erkennen: Was macht mich aus!

Dann kann ich meine neue Freiheit genießen.

Alles ist gut!
As always thanks for your time.
Wiebke

Ohne Nebenwirkungen?

'Bücher sind Medizin ohne Nebenwirkung.' - diesen Satz hätte ich bis vor kurzem ohne Bedenken unterschrieben. Doch nachdem ich mich gestern einen ganzen Tag mit nichts anderem als Büchern beschäftigt habe, bin ich mir nicht mehr sicher.

Schon die ganze Woche habe ich mich auf den Samstag gefreut. Nein, nicht weil dann die Arbeitswoche rum ist - ich bin keine Vertreter der Thank-god-it's-Friday-Mentaliät. Sondern, weil ein langgehegter Wunsch in Erfüllung geht: ein Besuch auf der Buchmesse in Frankfurt. Als bekennende Leseratte und Bücherwurm, Jäger und Sammler und natürlich Schreiberling, ein must be. Zumindest einmal im Leben ...

Zum Glück bin ich Frühaufsteher, denn es geht zeitig los. Und noch früher als sonst muss ich los.Der Buchladen Seiffert in Leinfelden und die örtliche VHS organisieren jedes Jahr diese Fahrt. Ein Bus wird angemietet und man lässt sich gemütlich nach Frankfurt hin und zurück fahren. Abfahrt 7.30 Uhr.
Gegen 6.30 Uhr liefere ich Clyde bei meinen Eltern ab, die noch friedlich in ihren Betten liegen und schlummern. Wohl nicht mehr lange, wenn Clyde sie mit feuchter Nase geweckt hat.
Ich fahre weiter nach Echterdingen zum Busbahnhof wo es los geht. Im Gepäck habe ich ein paar Visitenkarten und Ausdrucke meines Exposé für mein Buch. Immer nach dem Motto: man weiß ja nie wem man begegnet.

Ich dachte, dass ich um 7.10 Uhr eine der ersten bin, schließlich ist es Sonntag und saukalt. Weit gefehlt. Als ich ankomme stehen dort schon 10 Leute um Frau Weber, die Leiterin unserer kleinen Exkursion, herum. Zwei Kleinbusse stehen auch schon da, ein weißer 20-Sitzer und ein blauer 8-Sitzer. Sie erklärt uns, dass der Bus mit dem wir eigentlich hätten fahren sollen in die Werkstatt musste und wir darum auf diese zwei ausweichen.
Sie hakt meinen Namen auf der Liste ab, händigt mir eine kleine Tüte aus und ich darf einsteigen. In dem Beutelchen befindet sich ein Flyer für die Messe mit Lageplan, die Eintrittskarte und ein Apfel als Wegzehrung. Wie nett. Ein paar Plätze sind schon besetzt. Was auffällt ist, 90 % sind Frauen. Ich wähle einen Zweiersitz in der Hoffnung diesen dann für mich alleine zu haben.
Kurze Zeit später sehe ich durchs Fenster wie ein älterer Herr angespurtet kommt. Typ: ich bin schon frühmorgens toll gelaunt und quatsche alle voll. Naja, einer dieser Sorte ist immer dabei. Ob man nun daran glaubt oder nicht, aber heute kann ich kann das Gesetzt der Resonanz live und hautnah erleben. Mein einziger Gedanke in diesem Moment ist: hoffentlich setzt der sich nicht neben mich. Und was passiert? Natürlich sucht er sich genau den freien Platz neben mir aus. Seufz. Er quatscht mich auch gleich voll. Ich bin heute morgen zwar gut gelaunt, aber wie immer nicht sehr kommunikativ und habe auch keine Lust höflich zu sein. So nicke nur kurz bei seinen Ausführungen über Wetter und Frauenüberschuss und mache Mmmhm ohne ihn anzusehen. Das lässt ihn dann zum Glück relativ schnell verstummen. Und als der Bus losfährt lehne ich mich zurück und döse ein bisschen vor mich hin.

Der Bus kommt ohne Stau durch bis Frankfurt. Kurz bevor wir unser Ziel erreichen, hören wir noch eine CD mit ein paar Infos zur Messe. Ich schaue mir den Plan an und überlege, wo es für mich am interessantesten ist.

Als wir da sind, sehen wir schon die Menschenmassen in die Hallen strömen. Eigentlich ist das ja nicht mein Ding, so viele Leute auf einem Haufen. Aber in diesem Fall lässt es sich kaum vermeiden. Also ströme ich mit.
Auf dem Gelände mache mich gleich auf zu Halle 3. Hier stellen die großen und kleinen Verlage aus, die Belletristik, Sachbücher, Tourismus etc. anbieten. Die sind für mich interessant. Doch als ich die Halle betrete, werde ich erst mal fast erschlagen. Nicht nur von der Menschenmenge, sondern auch von der Vielzahl der Bücher. Ich weiß gar nicht wohin ich zuerst sehen soll.
Ich beschließe mich eine Weile treiben zu lassen. Die Atmosphäre aufnehmen; den Geruch nach frisch gedruckten Büchern und Papier, den Widerspruch zwischen aufgeregten Menschen und der Ruhe die Bücher nun einmal ausstrahlen, die Gespanntheit auf 'was erwartet mich' und dem bunten Allerlei der Messestände.
Ich beobachte die Menschen. Da gibt es die Pseudo-Intelektuellen, die andächtig bei jeder noch so kleinen Lesung stehen bleiben und zustimmend mit dem Kopf nicken, wenn ein Autor einen Satz von sich gibt. Dann natürlich wie überall, die Messe-Junkies. Diese schleppen schon nach kürzester Zeit große Tüten und Taschen voller Prospekte mit sich herum. Sie drängeln und an jedem Stand halten sie und fragen nach allem was es gratis gibt. Und dann sind da ganze Familien - meist hauptsächlich in der Koch- und Jugendbuch Ecke zu finden.
Last but not least gibt es auch solche wie mich. Neu-Autoren auf der Suche nach Informationen, wie sie ihr Manuskript an einen Verlag bringen können.


Nachdem ich für gut eine dreiviertel Stunde wahllos zwischen skurillen Büchern und Ratgebern, Krimis und Liebensromanen, Comics und Kochbüchern herumgelaufen bin,
werfe ich nochmal einen Blick auf den Lageplan und überlege nun doch etwas gezielter vorzugehen. So steuere ich nun bestimmte Verlagsstände an. Doch ich stelle schnell fest, bei den größeren Verlagen, wo natürlich auch das meiste Gedränge herrscht, habe ich wenig Chancen mit jemandem Kontakt aufzunehmen. Das Standpersonal verweist immer sofort auf die Webseiten mit Informationen zur Manuskripteinsendung und nein, vom Verlag sei heute gerade keiner da.
Bei kleineren Verlagen ist man eher bereit mit mir zu sprechen. So knüpfe ich ein paar Kontakte. Aber da ich ja nicht die Einzige bin, bleibt es bei oberflächlichen Informationen. Vielleicht verkaufen ich mich da einfach auch noch nicht richtig. Aber ich bin stolz auf mich, dass ich mich überhaupt traue. Bis vor kurzem noch nicht denkbar.

In diesem Jahr sind die so genannten Selfpublisher Verlage recht zahlreich vertreten. Auch hier spreche ich mit einigen paar Leuten. Die Unterschiede in der Art der Veröffentlichung hier sind riesig. Von 'der Autor macht alles selber' und es wird nur eine Publikations-Plattform zu Verfügung gestellt, bis hin zu Komplettpaketen. Erstere sind relativ günstig, letztere verlangen bis zu 8.000 Euro. Da muss ich schon ganz schön schlucken.
Ich schrecke auch immer noch ein wenig vor dieser Option zurück. Mir klingen da Sätze im Ohr, wie: 'Jeder der ein bisschen Geld investiert kann seinen Schrott veröffentlichen'. Und es gibt viel Schrott. Doch ich stelle auch fest, das es in diesem Bereich ein paar richtig gute Bücher gibt. Und für Neu-Autoren oft der einzige Weg, das Buch auf den Markt zu bringen.
Für eine Weile unterhalte ich mich mit einem Lektor. Wohl das produktivste Gespräch, das ich heute führe. Zum Einen hört er zu und gibt ein paar gute Tipps. Wohl das Wichtigste, er scheint mich ernst zu nehmen.

Ich sammle ein paar wenige Prospekte und eine Menge Visitenkarten. Langsam arbeite ich mich durch die Halle. Zwischendrin stärke ich mich mit einen Kaffee und einer Kleinigkeit zum Essen, um dann weiterzuziehen.

Als es gegen 15 Uhr ist, bin ich total erschöpft, ausgepowert. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, ich bekomme eine Erkältung. Mein Kopf ist heiß und schwummerig, ich friere, auch wenn es nicht kalt ist, ich fühle mich einfach schwach und würde gerne eine Nickerchen machen. Aber das ist hier nicht ganz der richtige Platz dafür. So suche ich mir eine ruhige Ecke und sitze dort eine Weile. Beobachte die vorbei strömenden Menschenmassen. Ich habe den Eindruck, nicht nur ich bin so langsam etwas angeschlagen.
Irgendwann raffe ich mich aber doch wieder auf, denn ich möchte den Tag ja nutzen und noch ein bisschen was sehen. Wenn ich schon mal hier bin. Den Rest des Nachmittags stromere ich durch die verschiedenen Hallen. Blättere in ein paar Büchern, höre in das eine oder andere Audiobook, schlendere an Lesungen und anderen Veranstaltungen vorbei ohne lange stehen zu bleiben, bewundere in der Antiquariatsausstellung alte Bücher und Schriften. Ich muss schmunzeln, als ich zur Halle der Internationalen Verlage komme. Hier gibt es hauptsächlich amerikanische und englische Vertreter der Buchbranche - und eine Taschenkontrolle am Eingang. Wie auf dem Flughafen.
Als die Uhr langsam in Richtung 17.00 Uhr geht, ist die Luft aber endgültig raus. Ich bin völlig geplättet. So suche ich mir in einem der vielen Cafés einen Platz und gönne mir noch einen großen Milchkaffee. Während ich den langsam schlürfe, blättere ich noch ein wenig lustlos durch meine Prospekte und wünschte der Bus würde nicht erst in einer Stunde abfahren.
Doch irgendwann ist es soweit. Die Teilnehmer unserer Fahrt sammeln sich am Eingang, abhaken auf der Liste ob auch alle da sind, und dann zu den zwei Bussen.

Ich zettle eine kleine Revolution an, denn ich kann es mir nicht verkneifen: ich steige in den kleineren blauen Bus ein, der andere als am Morgen und setzte ich hin. Menschen sind schon seltsam und oft recht unflexibel. Jeder will wieder auf dem gleichen Platz sitzen wie morgens und ich bringe dies jetzt gleich mal durcheinander. Ich gebe zu, dass ich mich innerlich freue, wie ein kleines Kind, das anderen einen Streich gespielt hat.

Kurz nach Frankfurt verpasst der vor uns fahrende weiße Bus die Ausfahrt und unsere Busfahrerin meint sichtlich erleichtert: 'Nun können wir endlich schneller fahren, wenn wir dem nicht hinterher zotteln müssen. Wir treffen die anderen ja in Echterdingen wieder.' Sprachs und trat aufs Gas. Und während sie ziemlich flott fährt, redet und lacht sie die ganze Zeit. Aber da ich ganz hinten sitze, stört es mich nicht wirklich. Ich döse vor mich hin.
Und bis kurz nach Sinsheim ist auch alles ok. Dann allerdings flucht sie und meint, also entweder sei der Bus jetzt schwerer oder irgendetwas stimme mit dem Fahrzeug nicht, aber sie müsse nachtanken. Also ich glaube nicht, dass es an mir als zusätzlichem Gewicht liegt, sondern eher an ihrer Fahrweise. Aber was weiß ich schon ...
Jedenfalls fährt sie die Tankstelle Wunnenstein an, kippt ein paar Liter Diesel ins Auto und geht bezahlen. Nach einer Minute kommt sie wieder, fluchend, holt ihr Handy und meint, das könnte noch kurz dauern. Es wird schnell klar, ihre Tankkarte funktioniert nicht und sie kann nicht zahlen.
Zum Glück ist aber der andere Bus noch hinter uns und so ruft sie den Fahrer an und der kommt uns auslösen.
Doch schon taucht das nächste Problem auf, denn als die Fahrer einen Blick auf den weißen Bus werfen, stellen sie fest, dass vorne beide Reifen fast keine Luft mehr haben. Na zum Glück musste er hier von der Autobahn abfahren. Ich denke mir, dass hätte der Fahrer doch eigentlich merken müssen, oder? Aber gut, wiederum wer bin ich schon.
Natürlich funktioniert das Luftdruckgerät an der Raststätte nicht. Nach einer kurzen Beratung wird beschlossen, dass unser Bus weiter fährt, der andere wird bei der nächsten Ausfahrt in zwei Kilometer rausfahren, dort gibt es anscheinend einen Autohof oder ähnliches.
Gesagt getan. Ich lächle in mich hinein. Irgendwie hatte ich wohl einen siebten Sinn, als ich vorhin in den blauen Bus stieg. Andererseits, so denke ich, hätte ich sonst noch eine Geschichte zu erzählen.
Irgendwie ist wohl aber jetzt der Wurm drin. Gerade als wir losfahren wollen, stellt die Busfahrerin fest, dass irgendein Licht nicht funktioniert. Also steigt sie wieder aus, läuft um den Wagen. Zwei kräftige Tritte und das Rücklicht leuchtet wieder. Und schon rasen wir los. Ob es an der Geschwindigkeit liegt ist unklar, aber sie verpasst die Ausfahrt nach Echterdingen. Zum Glück gibt es eine zweite, aber dann findet sie den Weg zum Busbahnhof nicht. Sieben Mitfahrer reden auf sie ein, wo es lang geht. Ich halte mich zurück.
Letztlich ist es aber geschafft. Um 21.20 Uhr sind wir da. Erleichtert verabschiede ich mich, laufe zu meinem Auto und bin froh, als ich es da vorfinde, wo ich es morgens (nicht ganz legal) geparkt habe. Noch schnell Clyde bei meinen Eltern abholen und nach Hause. Völlig erschöpft. Ich bin froh wieder alleine in meine vier Wänden zu sein.
Und während ich mir noch eine Tasse heißen Pfefferminztee gönne, lasse ich den Tag Revue passieren: Es war auf jeden Fall spannend und toll so viele Bücher auf einem Haufen zu sehen. Und Menschen, die dem Buch an sich ihren Respekt zollen. Wobei sich zum Stöbern ein Buchladen besser eignet, finde ich. Die Messeatmosphäre ist einfach toll, eine Hommage an allem gedruckten, aber um wirklich Kontakte zu knüpfen zu überfüllt. Wie immer, habe ich hier ein paar interessante Ein- und Aussichten gesammelt. Und meine Leidenschaft für das geschriebene Wort ist noch ein wenig gewachsen.

Ich bin immer noch der Meinung, das Bücher eine gute Medizin sind. Aber sie haben durchaus Risiken und Nebenwirkungen, bis hin zu Suchtcharakter. Die Frage ist wohl letztlich, wie bei jeder Medizin, bin ich bereit für den Heilungsprozess ein paar Auswirkungen auf andere Bereiche meines Lebens in Kauf zu nehmen?

Und ich nehme mir vor, das nächste Mal, das ich auf die Buchmesse gehe, ist erst wieder, wenn ich mein eigenes Buch vorstelle.