»Treffe eine Entscheidung in sieben Atemzügen«"
...
wenn das nur immer so einfach wäre. Oder ist es das, und nur ich tue
mich schwer damit?
Jeden
Tag haben wir hunderte Entscheidungen zu treffen. Das fängt schon am
frühen Morgen an. Alle Frauen werden das verstehen, denn da ist
immer die große Frage: Was ziehe ich an? Okay vielleicht gibt es
auch Männern, denen es so geht ... Aber ich habe den Eindruck, es
fällt ihnen leichter. Ich stehe dann vor dem Kleiderschrank und
weder die Wettervorhersage noch der Anlass, wohin ich gehe, hilft mir
wirklich bei der Entscheidung. Manchmal gelingt es dann nur im
Ausschlussverfahren zu entscheiden und nicht immer fühle ich mich
dann tagsüber wohl mit meiner Wahl.
Anschließend
gilt es, die Entscheidung zu treffen: Was frühstücke ich? Gesundes
Müsli oder doch lieber ein Nutellabrot? Wie praktisch sind da
Gewohnheiten. Da muss ich nicht lange nachdenken und es wird keine
bewusste Wahl getroffen, sondern frau isst, was sie immer isst. Darum
wohl halten wir Menschen auch so gerne an Gewohnheiten fest, dann
müssen wir nicht entscheiden.
Entscheidungen.
Wie oft ertappe ich mich dabei, wenn eine wichtige Entscheidung
ansteht, dass ich ganz plötzlich eine ellenlange To-do-Liste habe,
die unbedingt abgearbeitet werden muss. Alles andere ist dringend zu
erledigen, bevor ich diese wichtige Entscheidung treffe. Plötzlich
ist es unerlässlich, dass ich endlich mal wieder die Wohnung sauge.
Und die Küche aufräumen. Und wenn es ganz schlimm kommt, muss der
Kleiderschrank auch noch dran glauben.
Und
die Entscheidung, die ich zu treffen habe? Schiebe ich vor mir her.
Vielleicht
schlafe ich doch erst mal eine Nacht darüber und entscheide dann
morgen. Aber dann kommt der Morgen und ich kann immer noch keine
Entscheidung treffen. Ach, noch schnell dies und jenes erledigen ...
Und
noch eine Nacht und wieder keine Entscheidung getroffen.
Manchmal
lähmt es mich regelrecht, wenn ich eine Entscheidung zu treffen
habe. Ich schiebe es vor mir her und mir geht es jeden Tag
schlechter. Mich beschäftigt dieses Problem und alle meine geistigen
Ressourcen sind eingebunden. Da geht dann irgendwie gar nichts mehr.
Selbst meine sonst immer recht nützlichen Pro-Contra-Listen helfen
nicht weiter. Auch nicht, wenn ich mir ein Ultimatum setze, das
verstreicht und ich finde immer eine Ausrede, warum das so ist.
Inzwischen habe ich dann sicher schon tausend Atemzüge gemacht.
Freunde fragen? Ich frage drei und bekomme drei Antworten und bin
einer Entscheidung noch nicht einen Zentimeter näher gerückt. Bei
Google bekomme ich 100.000 verschiedene Antworten …
Konfuzius
meint dazu: »Von
denen einen Rat zu holen, die nicht den gleichen Weg gehen, ist
nutzlos.«
Irgendwie
hänge ich in der Luft, warte und hoffe, dass jemand anderes für
mich die Entscheidung trifft. Oder das sich das Problem in Luft
auflöst.
Alles
hat nicht geholfen, also fasse ich den Plan, es einfach loszulassen
und mich somit nicht damit abgeben müssen … einfach so tun als
würde es das Problem – die Entscheidung – nicht geben. Aber ich
stelle fest, dass das Ignorieren einer Sache genau dieser dann
unheimlich viel Macht gibt. Und sehr schnell ist genau das, dass ich
unbedingt vergessen will, das Einzige, woran ich noch denke.
Auf
meinem Pilgerweg war das einfach. Da hatte mir jemand die
Entscheidung abgenommen. Es war (fast) immer ein Wegweiser da, der
zeigte geh rechts oder geh links. Wie schön, wenn ein anderer das
für mich tut. Dann kann ich nämlich dem- oder derjenigen auch die
Verantwortung übertragen.
Das
ist wohl ein Kernpunkt, dessen was es heißt, eine Entscheidung zu
treffen. Wenn ich die Entscheidung selbst treffe, bin ich auch
alleine verantwortlich für die Folgen. Die Positiven und negativen.
»Treffe
eine Entscheidung in sieben Atemzügen.«
Wie oft im Leben habe ich aber auch schon Entscheidungen getroffen,
und keine sieben Atemzüge gewartet. Ganz schnell und spontan. Und
dies nicht nur mit kleinen Dingen, wie z.B.: Welche Schuhe ziehe ich
an? Nein auch durchaus Dinge, die weitreichende Folgen haben und mein
Leben verändernd. Wobei es nicht immer gut war, das zu tun. Aber da
habe ich innerlich einfach den Kompass schon eingestellt und auch
keine Probleme mit der anschließenden Schadensbegrenzung.
Ist
das nicht im Sinne von Konfuzius? Ich glaube nicht. Denn er will auch
sagen, dass man sich eben genau diese sieben Atemzüge Zeit nehmen
soll. Erst mal tief durchatmen, bevor man ja oder nein sagt.
Innehalten bevor man rechts oder links geht. Nicht einfach aus der
Hüfte schießen, sondern durchaus erst mal zielen.
Habe
heute gelesen: Manchmal
stehen wir vor den Entscheidungen in unserem Leben wie ein Kind im
Süßwarenladen: Es wird immer unmöglich sein, alles zu kaufen.
Dafür reicht das Taschengeld nicht und tatsächlich essen könnten
wir wirklich große Mengen auch nicht. Doch solange wir überlegen
und um eine Auswahl ringen, bekommen wir gar nichts. Erst wenn wir
erkennen, dass wir auf den Großteil der Möglichkeiten verzichten
müssen, kommen wir in den Genuss einer Hand voll erfüllbarer
Wünsche.“
Entscheiden
enthält das Wort ‚scheiden‘ und das bedeutet, ich muss mich von
etwas trennen. Ich kann nicht alles haben. So steht dann vor der
Erfüllung immer der Verzicht auf etwas anderes.
Wenn
ich mir das klar mache, dass ich, wenn ich nicht entscheide, ich auch
nichts bekomme, dann kann ich meine Entscheidungen leichter treffen.
Und auch die Verantwortung dafür übernehmen. Ich bin diejenige, die
es in der Hand hat und erst das macht doch wirklich frei.
Und
es hilft doch, wenn ich mit jemandem darüber spreche. Ich entwirre
den Gedankenbrei, der in meinem Kopf herrscht. Erkenne selbst viel
schneller die Unsinnigkeit mancher Optionen. Ich brauche Niemandes
Rat zu folgen, aber der Elefant in meinem Kopf wird wieder zur Mücke.
Letztlich
gilt noch: Treffe eine Entscheidung und zerschlage die Alternativen!
Nicht
mehr darüber nachdenken, was gewesen wäre, hätte ich den anderen
Weg genommen. Sich dann darauf konzentrieren, mit der getroffenen
Entscheidung umzugehen. Sie zu akzeptieren und umsetzen.
Und
auch das sagt Konfuzius:
Wer
das Ziel kennt, kann entscheiden,
wer
entscheidet, findet Ruhe,
wer
Ruhe findet, ist sicher,
wer
sicher ist, kann überlegen,
wer
überlegt, kann verbessern.
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