„Pflege dein Leben,
wo du es triffst“! Dieser Satz von Hildegard von Bingen wollte mich vor einiger
Zeit nicht loslassen…
„Pflege dein Leben, wo du es triffst…?“
Aber hallo! Natürlich treffe ich doch dauernd mein Leben,
und Sie doch sicherlich auch, oder etwa nicht? Nun, wenn ich ehrlich bin, wenn
ich mein Leben wirklich in den Blick nehme, so muss ich auch zugeben, dass
vieles „fremdbestimmt“ ist – Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Vorgesetzte
haben ihre Anliegen, und die gilt es, mit meinen Vorstellungen in Einklang zu
bringen…!
Wie kann ich ‚mein Leben pflegen, wo ich es treffe’?
Da kommt mir der Spruch von Karl Valentin in den Sinn, der
mit Witz und Ironie in etwa gesagt hat: „Heut abend geh’ i mi b’suchen, hoffentlich bin i dahoam!“
Ich denke, er will damit sagen: Wie oft leben wir an uns
selbst vorbei – wir tun dies und jenes, wir sind hier und da, aber bei uns
selbst sind wir nur selten; vielleicht stellen wir nach Jahren und Jahrzehnten
fest, dass vieles im Leben geschehen ist, aber wir das Gefühl haben, dass das
Leben an uns vorbeigezogen ist.
So soll es nicht sein – doch noch einmal die Frage: Wie kann
ich ‚mein Leben pflegen, wo ich es treffe’?
Ich stelle zwar bei mir selbst fest, dass ich darin noch
viele Lektionen zu lernen habe, aber eines hilft mir immer wieder:
Bei aller Hektik, in aller Betriebsamkeit mal kurz
stehenbleiben, innehalten, durchatmen, wahrnehmen, was ich jetzt gerade vor
Augen habe!
So kann ich „zu mir selbst kommen“ – so verrückt das auch
klingen mag – und, vielleicht im Sinne der Hildegard, ‚mein Leben pflegen, wo
ich es treffe’!
Foto: am Jakobsweg zwischen Logroño und Nájera - Kreuze am
Zaun an der Autobahn
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