Fundstück: … Ich bin nicht perfekt – und arbeite auch nicht
daran es zu werden … Kürzlich las ich einen Artikel, in dem es um die Halbheit
ging. Darum, dass nicht alles perfekt gelingen kann und muss. Der
lebenserfahrene Verfasser sprach sogar von der „Süße der gelingenden Halbheit“.
Ein seltsamer Ausdruck. Ich habe doch gelernt, meine Sachen ganz zu tun.
Angefangen in der Schule: »Streng dich an, mach deine Arbeit fertig, gib nicht
zu früh auf.« Solche Sätze sind mir sehr vertraut. Sie helfen ja auch zur
nötigen Disziplin im Leben.
In diesem Artikel über Halbheit ging es auch um den Umgang
mit Niederlagen. Wenn die Karriere nicht so läuft wie gewollt. Wenn die Kinder
nicht den Erwartungen entsprechen, wenn die Ehe oder Partnerschaft irgendwann
doch nicht mehr weitergeht, wenn die körperliche Leistungsfähigkeit nachlässt.
Was dann? Vorwürfe an mich und andere? Leben im Bewusstsein: ich hab’s nicht
geschafft, ich hab versagt?
Oder eben der Blick auf die gelungenen halben Sachen. Ist es
nicht viel, ein halb guter Schüler zu sein, ein halb guter Partner? Ein
halbwegs leistungsfähiger Mensch?
Ich will nicht das Scheitern romantisch verklären, und ich
weiß auch, dass in vielen Bereichen der Arbeitswelt gnadenlos Leistung
gefordert wird. Und ja, oft ist es wichtig, den ganzen Weg zu gehen, die ganze
Arbeit zu erledigen und sich ganze Mühe zu geben.
Mir geht eher es um eine Grundeinstellung, mit der Frage:
Muss ich perfekt sein? Muss ich aus eigener Kraft das Ganze schaffen oder
vertraue ich, dass meine halben Sachen gewürdigt – und wenn nicht von mir, dann
von anderen vollendet werden? Und dass alles wertvoll ist, was ich gegeben
habe, auch wenn das Ergebnis noch Wünsche offen lässt. „Die Süße der
gelingenden Halbheit“ – die kann ich schmecken, wenn ich dafür aufmerksam bin;
damit wächst die Lebensfreude, und es entsteht Vertrauen darauf, dass auch
halbe Sachen ganz angenommen werden – von anderen und mir.
… in diesem Sinne wünsche ich Euch an diesem ganzen
Donnerstag, viele gelungene halbe Sachen ;-)
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