Wir müssen nicht schuften, bis wir tot umfallen. Wir
erhalten keinen Orden dafür, dass wir uns kaputt arbeiten. Niemand dankt es
uns, wenn wir uns von Tag zu Tag immer mehr auf den geistig - seelisch -
körperlichen Zusammenbruch hinbewegen, wenn wir Freundschaften vernachlässigen
oder kaum mehr unseren Hobbys nachgehen. Kein Mensch würdigt es, wenn wir vor
lauter Einsatz für irgendeine Sache völlig den Blick für uns selbst verlieren.
Wenn ich das Gefühl habe, zu geben und zu geben, zu schuften und zu schuften,
stets da zu sein für andere, immer und überall, ununterbrochen und rund um die
Uhr, dann könnte ich mir gleich auf die Stirn schreiben: „Macht mit mir, was
ihr wollt!“ Oder ich könnte schreiben: „Ich lasse mich gern ausnutzen.“ Alles, was ich tue und gebe,
sollte aus dem Herzen heraus geschehen oder zumindest nicht in deutlichem
Widerspruch dazu stehen. Ich sollte gern tun, was ich tue oder wenigstens in
irgendeiner Weise von dessen Sinn überzeugt sein. Spätestens jedoch, wenn der
Körper mit symbolträchtigen Symptomen reagiert, gilt es die Notbremse zu
ziehen.
Zu einem guten Leben gehört auch dazu, den Belastungen des Lebens
Grenzen zu setzen: Ändern wir unser Leben, bevor wir die „Nase voll haben“ oder
uns alles an die „Nieren geht“. Hören wir auf „bevor wir auf dem Zahnfleisch
daherkommen“ oder den „Rück-Halt verlieren“ Hören wir auf, solange wir noch
aufhören können. Begrenzen wir, was uns zu begrenzen droht. Das rechte Maß und
die Kunst Einsatz und Ruhe in einen guten Ausgleich zu bringen ist keine
Nebensächlichkeit, sondern macht den Wert eines gesunden Lebens aus. Wir sind
nicht auf der Welt um uns ständig zu Sorgen. Freude und Ruhe sind keine
Dreingabe, sie sind lebensnotwendig. Ich darf mich nicht ständig fragen: Habe
ich meine Aufgabe erfüllt, werde ich den Erwartungen der anderen gerecht, oder
habe ich meine Pflicht getan. Ich darf auch fragen: Bin ich glücklich, bin ich
zufrieden, habe ich Grund zur Dankbarkeit? (wb)
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