Ich mag die Sonne, sogar sehr.
Vielleicht deshalb, weil es in mir manchmal dunkel ist. Ich kenne sie genau die
Ecken und Schubladen, in die ich so gerne hineinschaue. Sie zeigen mir die
Tage, an denen es schwer fällt mich aufzuraffen etwas zu tun, etwas Positives
zu sehen. In ihnen hocken die Dämonen der Vergangenheit. Hin und wieder kommen
sie zu Besuch und es scheint als nähmen sie alles Helle mit sich, wenn sie
endlich wieder gehen.
Darum liebe ich die Sonne. Die
Kraft und Wärme und vor allem das Licht. Es gibt mir das Gefühl, bis in jeden
Winkel meines Seins kann und darf es hell sein.
Trotzdem oder gerade deswegen
liebe ich auch Tage wie heute. Wolkig, regnerisch, trüb, nass, kalt. Sie sind
sozusagen das Salz in der Schönwettersuppe. Ohne, würde sie fad und langweilig
schmecken.
Es ist immer auch ein kleiner
Test. Lasse ich mich einlullen von der miesen Stimmung, vom Gejammer der
Menschen, als würde nun die Welt untergehen? Immer ist schlechtes Wetter ...
Die, die meinen, die Suppe ist versalzen? Oder sehe ich die Schönheit darin?
Erkenne, dass es für den guten Geschmack wichtig ist.
Seit ich auf meiner Wanderung
war, erschreckt mich Wetter im Allgemeinen nicht mehr. Denn dort hatte ich
nicht wirklich die Wahl. Ich bin - wenn es regnete - aufgestanden, habe alles,
inklusive mir, wasserdicht verpackt und bin losgelaufen. Am Ende immer am
Tagesziel angekommen, ohne einen großen Schaden davon zu tragen ... Und ich war
stolz auf mich, es geschafft zu haben. Mich nicht unterkriegen zu lassen. Die
Prise Pfeffer in meinem Pilgerlebenmenü.
Neulich Morgen, als Clyde und
ich unsere erste Runde drehten, war es neblig und feucht. Ein kühler Wind streifte über mein Gesicht, raschelt
in den Blättern, die noch vom letzten Herbst übrig sind. Doch die Luft war
frisch und unverbraucht, gereinigt vom Regen in der Nacht.
Später saß ich am Schreibtisch
und die ersten Tropfen fielen. Erst zögerlich, als trauten sie sich nicht. Sie
erreichten kaum die Erde. Aber dann werden es mehr und mehr und mehr und dann
das erlösende Geräusch des prasselnden Regens auf dem Dachfenster ... Ach ist
das schön, denke ich. Ich sitze hier im Trockenen und Warmen in meiner kleinen
Welt und fühle mich geborgen, ja beschützt. Wie in einen Kokon eingehüllt.
Fühle mich wohl mit mir.
Ich habe kein schlechtes
Gewissen, gemütlich auf dem Sofa zu sitzen, ein Buch lesen oder eine schöne CD
mit meiner Lieblingsmusik einlegen. Eine große Tasse heiß dampfenden Tees vor
mir. Ich habe eine Kerze angezündet und die kleine Flamme tanzt nur für mich.
Clyde kuschelt sich an meine Füße und zeigt mir mal wieder wie einfach es sein
kann, den Tag einfach zu lassen wie er ist.
Eine gute Gelegenheit, mir Zeit
für mich selber nehmen. Einfach nur Sein!
Nein, es ist nicht die Frau, es
ist nicht der Mann, es ist nicht das Kind, es ist nicht die Gesundheit, es ist
nicht der Erfolg, es ist nicht das Geld, es ist letztlich nichts Äußerliches,
das die Bedingung dafür ist, glücklich zu sein.
Alles, was uns von außen her
begegnet, kann der Stoff sein, aus dem sich das Glück bildet, das Glück selbst
ist dieser Stoff nicht.
Glücklich sein kann allein der,
der das ihm im Leben passiert, annimmt, aufnimmt, gestaltet, bewahrt und
bejaht. Und das dann, wenn er es wagt sich selber zu begegnen.
Ich begegne mir am intensivsten,
an einem regnerischen Tag.
That's why: I love a rainy day!
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