…
der Charity-Staffellauf in Laupheim aus Sicht einer Außenstehenden.
»Wir können nicht alle
Helden sein, weil ja irgendeiner am Bordstein stehen und klatschen muss, wenn
sie vorüberschreiten.« (Will Rogers)
Ich
gebe zu, ich habe wohl nie lange genug an einem Ort gelebt, um wirklich
nachvollziehen zu können, was „Mitglied in einem Verein“ bedeutet. Okay, die
Freiwillige Feuerwehr Laupheim ist natürlich kein Verein; aber im weitesten
Sinne, stelle ich mir vor, dass es da nicht so viel anders läuft. Und was ‚Vereine‘
angeht, habe ich so meine ganz persönlichen kleinen Vorurteile (meist eben aus
Unkenntnis), die in etwa darin enden, dass alle rumsitzen und sich betrinken.
Nun, heute wurde ich mal eines besseren belehrt …
Hier
eine Zwischenbemerkung: jeder Feuerwehrmann, jede Feuerwehrfrau, hat meine
Respekt und ich bin dankbar, dass sich viele Menschen hier engagieren und im
Prinzip 24/7 in Bereitschaft sind. Denn wenn es mal bei mir brennt, bin ich
froh, wenn die Feuerwehr kommt und den Brand löscht (was natürlich nur eine der
vielen Aufgaben ist) …
Am
Samstag also hatte die FFW Laupheim eine Veranstaltung geplant. Und da Klaus
nun mal ein aktives Mitglied ist, nahm er teil. Nicht immer habe ich Lust
darauf, aber hin und wieder finde ich es interessant die Aktivitäten zu
beobachten und dann bin ich auch gerne dabei. Zumal dies heute ein wenig anders
zu laufen schien …
Laufen,
das Stichwort. Anlässlich des 20. Kreisfeuerwehrtags in Erolzheim gibt es einen
Charity-Staffellauf der Feuerwehren im Kreis Biberach (http://www.feuerwehr-erolzheim.de/charity-aktion).
Dies zugunsten zweier regionale Organisationen: Der "Ambulante Jugend- und
Kinderhospizdienst" der Caritas in der Region Biberach-Saulgau und die
"Schwarzbach-Schule Biberach" für geistig behinderte Kinder. Es gilt
innerhalb von 12 Stunden so viele Kilometer wie möglich zu laufen. Pro
Kilometer gibt es dann von der Kreissparkasse Biberach eine Spende von 10 €.
(Sorry, bisschen Schleichwerbung fand ich an dieser Stelle mal angebracht).
Eine tolle Sache!
Ich
bin ja immer so ein bisschen außen vor, da ich nicht in Laupheim wohne. Klar
kenne ich ein paar Leute, aber nicht wirklich. So fühlte ich mich zwar
keineswegs ausgeschlossen, aber doch eher außenstehender Beobachter, denn als
aktiv dazugehörend. Dass beeinflusst meinen Bericht sicherlich und auch meine
Motivation. So war ich auch nicht von Anfang an dabei, sondern bin mit Clyde erst
gegen Mittag Richtung Gerätehaus (Feuerwehrhaus) spaziert. Man kann nicht
gerade sagen, dass viel los war. Ein paar Läufer in entsprechender Kleidung (manche
ganz professionell, andere eher weniger) standen herum oder wärmten schon mal
die Muskeln vor.
In
der Fahrzeughalle waren Bierbänke und -tische aufgestellt, an denen auch ein
paar vereinzelte Leute saßen. Über allem hing der Duft von Bratwurst und Steak
vom Grill. In einer Ecke der Halle hatte man eine Art Theke aufgebaut. An der
gab es, neben dem Gegrillten, auch verschiedene alkoholfreie und alkoholhaltige
Getränke, einen Obstkorb und Kaffee und Kuchen – von regionalen Firmen für den
guten Zweck gespendet.
Alles
hatte ein wenig das Flair einer Hocketse, eben eines Vereinsfestes. Und so war
es wohl auch gedacht, aber nicht nur. Die verschiedenen freiwilligen Feuerwehren,
die zum Löschbezirk Laupheim (ich glaube so heißt das) gehören, beteiligten
sich an Organisation und Lauf.
Mein
Eindruck war, am Anfang wurde das Ganze nicht allzu ernst genommen. Ich meine, klar,
die Organisation war richtig professionell. Nicht nur das drumherum, auch der Staffellauf
an sich. An einer Tafel wurde genau aufgeschrieben, wer wann läuft und per
GPS-Tracker konnte man den jeweiligen Läufer auf der Leinwand in der
Fahrzeughalle, in der auch jeweils die Rucksack-Übergabe stattfand, mitverfolgt.
Wenn die Läufer von ihrer Runde kamen wurden sie immer mit Applaus und Jubel begrüßt,
der Rucksack übergeben und die Nachfolger liefen hinaus. Ich habe mir dann
erstmal erklären lassen, wie so die Rahmenbedingungen sind und finde diese durchaus
anspruchsvoll.
Dennoch
schienen alle erstmal recht locker ans Laufen zu gehen. Ich, als eher
unsportlicher Nicht-Läufer kann nicht wirklich beurteilen, was eine gute oder
schlechte Zeit ist. Aber man sagte mir, dass die gleich am Anfang von zwei Läufern
vorgelegten 25 min für 5 km ziemlich gut seien. Im Durchschnitt blieb es auch
bei eben dieser Zeit. Zur Auswahl sozusagen standen zwei Strecke; eine mit 2,5
km (um das Solarfeld) und eine mit 5 km zum Bibrisee. Also zum Wandern wäre das
Wetter perfekt, so wohl auch zum Laufen, nicht zu kalt und nicht zu warm, kein
Regen.
die lokale Zeitung war auch da |
Derweil
aßen und tranken die Anwesenden, fachsimpelten über die Laufstrecke, die Läufer
und deren jeweilige Kondition und Zustand nach dem Laufen. Nichtsdestotrotz irgendwie
fieberten alle so richtig mit. Es schien mir so ein großes Ganzes und nicht
eine Profilierung einzelner Personen.
Auch
in der Läuferflaute am frühen Nachmittag, fanden sich doch immer wieder welche,
die noch eine Runde drehten. Was mich faszinierte war die Begeisterung, mit der
Alle an die Sache gingen. Und der Zusammenhalt, nach dem Motto, alle ziehen an
einem Strang.
Gegen
später am Nachmittag füllte sich die Halle auch wieder. Wahrscheinlich waren
jetzt alle fertig mit ihren üblichen Samstagstätigkeiten, wie Auto waschen und
Kehrwoche machen. Okay, ich gebe es zu, auch ein absolutes Vorurteil
meinerseits gegen schwäbische Kleinstadtbürger. Diese bewiesen mir nämlich
jetzt, dass in ihnen ja viel mehr stecken. Als es abzusehen, dass man die knapp
136 km von Bad Buchau (deren Lauf hatte eine Woche vorher stattgefunden) schlagen
könne, packte die Laupheimer (plus Löschbezirk) plötzlich der Ehrgeiz. Es wurde
nachorganisiert. Schnelle Läufer mussten her und die Rucksackübergabe mit dem
Tracker wurde nun wirklich ‚fliegend‘.
Und
das alles für einen guten Zweck. Ich bewundere so viel Engagement.
Am
meisten bewegt hat mich dann der Schlusseinlauf. Alle Läufer hatten sich ein Stück
vor dem Gerätehaus versammelt und joggten nun zusammen die letzten Meter in die
Halle hinein. Natürlich standesgemäß mit Unterstützung der Sirenen der Feuerwehrfahrzeuge.
Diese waren zwar so laut, dass der Jubel komplett unterging, aber, wie gesagt,
sehr bewegend!
Und
letztlich wurde die super Leistung von 139,8 km erzielt. Gratulation an
Laupheim. Der Stolz war den Gesichtern anzusehen – egal ob nun Läufer oder
Zuschauer.
Ich
weiß nicht, wie lange der Abend noch ging (an dem sicher auch reichlich Bier
floss ;-), da wir nicht bis zum Schluss geblieben sind. Geblieben ist bei mir
aber der sehr positive Eindruck des Zusammenhalts, der Zusammenarbeit, des Teamworks.
Das ist es wohl, was so einen „Verein“ ausmacht, ein Teil von etwas zu sein,
das größer ist als man selbst und zu alledem noch einen guten Zweck erfüllt. Würde
ich nicht eher zum notorischen Einzelgang neigen, könnte ich fast neidisch
werden …
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