Die Herausforderung, Teil I



»Wir wollen aus der Vergangenheit das Feuer übernehmen, nicht die Asche.« (Jean Jaurés)

Meine liebe Schwägerin Sanni nominierte mich kürzlich für eine Challenge … Bin ja kein großer Fan von sowas, aber ich dachte, ich versuche es mal. So habe ich mich gestern auf eine Reise durch mein Leben begeben, um 5 Fotos die älter als 15 J. sind zu suchen und finden.

Prinzipiell ist das einfach, man nehme ein paar Alben oder Schuhkarton voller Fotos (also nix digital, echtes Papier zum Anfassen), schaue diese durch und greife Fotos heraus. Nun, solche Alben und Boxen habe ich, aber da ich mich noch nie gerne habe fotografieren lassen (habe immer lieber selbst hinter der Kamera gestanden) gibt es entsprechend wenig Bilder von mir. Dennoch, ich wollte es versuchen.
Also, die alten Fotoalben bzw. -boxen aus dem Regal nehmen; dabei kam mir erstmal eine kleine Staubwolke entgegen. Habe da wohl schon ziemlich lange nicht mehr reingeschaut. Jetzt aber eines nach dem anderen durchgeblättert.

Mein armer Hund Clyde, der um diese Uhrzeit normalerweise friedlich vor sich hindöst, dachte sicher ich bin verrückt geworden. Ich musste ein paar Mal ziemlich lachen, habe geschimpft und Kommentare in seine Richtung abgegeben (schließlich kennt er die Geschichten ja nicht, er ist erst 12). Mögliche Bilder habe ich mit post-ist versehen.
Als ich mich durch alle Alben durchgewühlt hatte, sah ich nur noch rosa (post-ist). Ok. So geht das nicht. Noch mal von vorne.

Also überlege ich – weil ich mich nicht gerne fotografieren lasse – nur Fotos rauszusuchen, auf denen ich eher vorteilhaft dargestellt bin. Aber bin das dann ich? Dann denke ich, nee, die ‚Schnappschüsse‘ sind doch viel lustiger! Aber das spiegelt ja auch nicht mein Leben wieder – oder gar mich … Intuitiv vielleicht … Ausschlussverfahren ginge auch, z.B. Babys sehen alle irgendwie gleich aus, also die fallen schon mal weg.

Gerne hätte ich nun tolle Landschaftsbilder genommen, davon habe ich reichlich aus vielen Teilen der Welt. Aber es geht ja um Fotos von mir. Ungern, aber ich beuge mich den Spielregeln, sonst bräuchte ich ja nicht mitmachen. So verlangsame ich das Tempo und mache nochmal die Reise. Angefangen in meiner Kindheit, die Jahre im Ausland. Okay, die meisten Bild kann (will) ich hier nicht posten. Wir haben in sehr heißen Ländern gelebt und damals dachte man sich noch nichts dabei, ein kleines Kind ‚leicht‘ bekleidet abzulichten… Dann meine Jugendjahre, die 80er. Ich ging da voll mit der Mode, so erinnere ich mich. Aber aussagekräftige Bilder gibt es wenig... Unsere Wohnmobilzeit, immer unterwegs, der Sonne entgegen… meine Lehrzeit in Freiburg, meine erste Reise alleine, nach Amerika (ich war gerade 21)... dann die wilden Jahre, in denen ich mit dem Motorradclub ‚The Rascals‘ unterwegs war. Unzählige Motorradtreffen, wobei auch hier manche Fotos nicht Öffentlichkeitstauglich sind… und dann gibt es eine große Lücke. Die weniger guten Jahre, ohne Fotos, sogar ohne schriftliche Aufzeichnungen. Stillstand… 15 Jahre, das bedeutet, alles vor dem Jahr 2000... Schade, danach hätte ich wieder ein ganze Menge.

Ich bin überrascht, von meinem Leben in Bildform. Aber es macht mir auch Spaß mich ein bisschen darin zu verlieren. Erinnerungen nachhängen… Letztlich treffe ich eine Auswahl, auch wenn das echt schwer ist. Und schicke an dieser Stelle ein Danke an Sanni, dass Du mich auf die Reise geschickt hast. Ich kann es jedem nur empfehlen, das mal wieder zu tun – aus purer Nostalgie, nicht um darin hängen zu bleiben.
Nominieren tue ich niemanden, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass nicht jeder gerne einfach so benannt wird. Aber wie gesagt, auch mal einen Blick zurückwerfen, damit man sieht, wie weit man im Leben gekommen ist, um dann so gestärkt weiterzulaufen …



Und hier nun Bild 1 von 5: Ich gebe es ja zu, manchmal steckt auch in mir ein kleiner Angeber :-) … aber da ich der Meinung bin (oder es mir zumindest einbilde), dass dieser Herr seinen Teil dazu beigetragen hat, das ich bis heute eine ungebrochene Liebe zum geschriebenen Wort pflege, ist es eines meiner Lieblingsbilder. Ich bin 5 ½  Jahre alt und gerade eingeschult. Mein Klassenlehrer kein geringer als Walter Kempowski, zu der Zeit allerdings noch kein so ganz berühmter Schriftsteller, wie er mal werden sollte …

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen