»Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den
Stuben, über die Sterne.« (Jean Paul)
Die Pilgerherberge in Oberdischingen. Welcher Ort könnte
besser geeignet sein um einen Vortrag / Lesung über den Jakobsweg zu halten.
Schon vor dem Haus empfängt einen der Brunnen mit dem Pilger, der sich ausruht
und der Aufschrift „Santiago 2387 km“…
Im Eingangsbereich liegt ein Gästebuch aus, in dem sich die
Besucher, Übernachtungsgäste, Pilger verewigen können. Als Pilger hat man hier
gleich das Gefühl angekommen zu sein. Gerne erinnere ich mich an unseren
Aufenthalt. Auf unserer kleinen Pilgerwanderung letztes Jahr haben Clyde, Klaus
und ich auch hier übernachtet.
Noch ist nicht viel los. Ich werde von Julia Kohler begrüßt,
die gute Seele des Cursillo-Hauses. Sie unterhält sich gerade mit einem Gast.
Auch er begrüßt mich und erzählt mir gleich, dass er mein Buch schon gelesen
hat und es ihn beeindruckt hat. So wollte er meine Lesung nicht verpassen. Er
hat mir ein kleines Geschenk mitgebracht. Gerade war er geschäftlich in China
und überreicht mir ein Paar Essstäbchen. Ich bin ganz gerührt …
Okay, ich gebe es zu, vor einer Lesung bin ich immer etwas
nervös. Vor allem frage ich mich, wie viele wohl kommen werden. Ich lese für
fünf Zuhörer genauso enthusiastisch wie für 50.
Aber bin dann doch immer
gespannt. Hier nun konnte ich es gar nicht einschätzen. Im Raum stehen schon
ca. 20 Stühle und ich hoffe einfach mal, dass diese sich noch füllen.
Auf jeden Fall fühle ich mich in dem Raum gleich wohl. Die zahlreichen
Bilder an den Wänden zeigen Pilgerouten und im Bücherregal erzählen viele
Bücher von ganz unterschiedlichen Pilgerreisen.
Ich mache mich daran, mein Computer aufzubauen, die Bücher
und Postkarten auszulegen. Dies wird mal eine andere Art der Lesung. Premiere. Nicht
nur in Worten, auch in Bildern möchte ich meine Zuhörer heute mit auf meine ganz
persönliche Pilgerreise mitnehmen. Ich bin etwas nervös ob dann auch alles
klappt …
Clyde rennt die ganze Zeit hin und her und ist genauso
nervös wie ich. Später liegt er aber brav neben meinem Platz und entspannt.
So langsam trudeln ein paar Interessierte ein. Und noch ein
paar und noch mehr … die Stühle reichen nicht. Julia und Klaus schleppen mehr
an. Und noch mehr Pilgerfreunde (später zählen wir an die 50 Menschen im Raum).
Ich bin positiv überrascht und werde gleich
mal noch nervöser …
Pünktlich um 19.00 Uhr lege ich los. Ich zeige Bilder und
lese Passagen aus meinem Buch, erzähle zwischendrin immer wieder. Sobald ich
angefangen habe, bin ich wieder auf dem Weg. Diese Pilgerreise, die so viel
verändert hat. Mit entsprechender Begeisterung berichte davon.
Neunzig Minuten sind schnell vorbei und ich habe das Gefühl
alle wäre gerne noch ein bisschen länger auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen,
wenn auch nur virtuell.
Besonders schön ist für mich auch immer das ‚hinterher‘.
Wenn die Zuhörer kommen, mir von ihren eigenen Reisen erzählen, denen auf dem
Jakobsweg und im Leben (letzteres entsteht wohl dadurch, dass ich auch immer
sehr offen über meine doch sehr turbulente Lebensgeschichte spreche), Fragen
stellen, und vielleicht noch eine Widmung in ein Buch möchten.
Ein rundum gelungener Abend und ich freue mich schon auf das
nächste Mal! Und nochmal vielen Dank an Julia Kohler und das Cursillo Haus /
Pilgerherberge in Oberdischingen und natürlich ein großes Danke an all die
Zuhörer - denn ganz ehrlich, ohne würde es nur halb so viel Spaß machen ...!
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