(William Shakespeare)
Nachdem
ich nun ein paar Pflichtaufgaben erfüllt hatte, konnte ich endlich
loslegen. So verbrachte ich große Teile des Samstag und Sonntag in
der Wohnung. Erstmal alles vorbereiten; Lampen abmontieren, alles
abkleben etc. Viele Wände und die Decke sind holzvertäfelt, müssen
also nicht zwangsläufig gestrichen werden. Aber - mit Genehmigung
vom Vermieter - wollte ich es dennoch wagen, eine der (Holz)Wände im
Wohnzimmer zu malern. Hätte ich gewusst, wie viel Arbeit das ist,
hätte ich es mir vielleicht noch mal anders überlegt. So aber stand
als erstes die Grundierung eben dieser an, da das dann gut 24 Stunden
trocknen sollte.
Im
Schlafzimmer und im Durchgangszimmer haben die Vormieter ein paar der
Wände mit ziemlich hässlichen knalligen Farben dekoriert (grelllila
und knallgrün). Auch diese mussten nun erstmal mit sehr deckender
weißer Farbe grundiert werden. Also stand diese Aufgabe als nächstes
auf dem Programm. Ich bin ja kein so super Handwerker, aber hier
machte es sich doch bemerkbar, dass ich beim 'Hausbau' bzw. diversen
Renovierungen einen guten Lehrmeister hatte. Allerdings würde Helmut
wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn er
sähe, wie unperfekt ich arbeite. Aber solange ich damit leben kann,
genügt mir das vollkommen.
Nun,
man soll es ja mit dem Geschäftigsein nicht übertreiben und so war
auch genug Zeit für ein Essen beim Griechen und Spaziergänge mit
Mami und Clyde. Dieser hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass ab
und zu mal Leute entgegenkommen. Bei Hunden allerdings ist der kleine
Angsthase nicht so freundlich. Er bellt sie von Weitem an. Wenn sie
dann näher kommen versteckt er sich allerdings hinter meinen Beinen.
Ich hoffe das wird sich mit der Zeit auch noch bessern ...
Auch
die neue Woche ging malenderweise weiter. Montagmorgen ließ ich
Clyde bei meiner Mum, so konnte ich vor mich hinwerkeln und noch mal
zu Obi fahren, da ich festgestellt hatte, ich brauchte noch Kreppband
zum abkleben. Dieser Laden mutiert so langsam zu meinem
Lieblingseinkaufsparadies.
Nachmittags
habe ich den Hund aber mitgenommen, denn er soll sich ja auch an die
Wohnung gewöhnen. Gleichwohl da ja noch nicht so wirklich was
geboten ist. Mein Dad hatte die Idee gehabt, ich könne ja seine
Reisebox - die eh nur im Keller stand - mitnehmen. Gut, so hat er
etwas, das 'bekannt' riecht. Wobei die Kiste ihn vielleicht auch
abschreckt, von wegen Flugtrauma. Aber Hunde haben kein
Langzeitgedächtnis und so hoffte ich schlicht, er hat es vergessen.Nachdem ich mühevoll stundenlang die Holzwand im Wohnzimmer angepinselt hatte, hatte ich genug und bin mit Clyde ne Runde laufen. Aber es regnete und war kalt und so viel der Spaziergang eher kurz aus.
Nach
dem Abendessen wagte ich mich dann nochmal in die Kälte und lief die
10 Minuten zum Treffpunkt 'Impuls' im Ortskern von Leinfelden. Montag
ist Freundeskreistag. Diese Selbsthilfegruppe ist ja die, in die ich
gleich nach meiner Therapie ging. Zwar sind von den damaligen
Mitgliedern nur noch ein oder zwei übrig, aber da ich hier über die
Jahre immer mal wieder zu Besuch war, kenne ich doch die Meisten. Mir
fiel mal wieder auf, wie sehr ich die Treffen vermisst hatte. An
diesem Abend gab es dann auch noch eine Überraschung. Der Leiter der
Geschäftsstelle Rainer war aus Laichingen (auf dr Alb) gekommen. Ich
kenne ihn schon seit gut 14 Jahren und als ich noch aktiv im FK als
ehrenamtlicher Mitarbeiter tätig war und viele der Seminare
besuchte, hatte ich viel mit ihm zu tun. So war es ein wirklich
schöner Abend unter Freunden.
Die
nächsten Tage waren dann davon geprägt die Farbutensilien dreckig
zu machen und anschließend wieder zu reinigen. Ich hatte mich als
Grundfarbe für das Wohn- bzw. Durchgangszimmer für einen hellen
leicht orangenen Farbton entschieden. Papaya
- wahrscheinlich weil ich die Frucht so mag und sie was sommerliches
hat. Immer drei Wände ganz hell und eine Seite dann eine Nuance
dunkler. Das ist zwar immer mit etwas mehr Arbeit verbunden, aber
sieht gut aus. Flur und Küche sollten weiß werden, da beide etwas
dunkel sind. Ich war ja nur froh, dass ich die Decken nicht pinseln
brauchte.
Also
ich gebe es zu - und ich ärgere mich inzwischen selbst
darüber - aber ich habe kein einziges Foto gemacht. So um zu
Beweisen, was ich alles getan habe ... Naja, aber vom Endergebnis
gibt es Bilder.
Am
Donnerstag habe ich dann eine Malpause eingelegt. Früh um 8 hatte
ich mich mit Hubert verabredet. Er kam mich pünktlich abholen und
wir sind zur Mages Autovermietung einen kleinen Transporter holen.
Von da ging es dann nach Beuren. Ich sah mit ein bisschen gemischten
Gefühlen dem Wiedersehen mit meinen Ex-Schwiegereltern entgegen (als
ich den Termin vereinbarte, hatte mein Ex-Schwiegervater am Telefon
ein paar nicht ganz nette Vorwürfe in meine Richtung abgegeben) und
ich war froh einen Freund dabei zu haben. Aber Heidi und Werner
begrüßten mich höflich und hielten sich ansonsten mit Kommentaren
zurück. So konnte ich in mehr oder weniger Ruhe meinen Krempel
zusammenräumen, während Hubert anfing meine paar Möbel usw. nach
unten zu tragen. Also ohne ihn hätte ich es kaum geschafft und bin
sehr dankbar.
In
knapp 1 1/2 Stunde waren wir fertig und machten uns auf den Rückweg.
Dann hieß es nochmal schwitzen, als wir nämlich alles in den
dritten Stock hoch getragen haben. Puh. Nachdem wir dann noch das
Auto wieder abgegeben hatten, waren wir vor 13 Uhr fertig. Nun,
soviel war es ja auch nicht - aber ich war froh, dies nun auch
erledigt zu haben.
Am
nächsten Tag - Freitag - hatte ich ein Vorstellungsgespräch im
Parkhotel in Echterdingen. War natürlich pünktlich. Die kamen
gleich mit drei Mann bzw. Frau hoch; zum Einen Frau Schlicht (die
Frühstücksleiterin, deren Stellvertreterin ich würde), Herr
Pecheur (F&B Manager) und noch ein Mann, dessen Name ich
vergessen habe. Die Herren, zwei ziemlich junge Typen (schätze sie
auf Mitte/Ende 20), die Frau ca. mein Alter. Das Gespräch verlief
sehr gut und sie luden mich ein in der nächsten Woche für eine Tag
zum 'Probearbeiten' zu kommen. Zwar hatten sie etwas verschlossenen
Gesichter gemacht, als ich von meinen Gehaltsvorstellungen sprach -
im Hotelfach wird wie überall in der Dienstleistung eher wenig
gezahlt - aber beschloss trotzdem zum Probearbeiten zu gehen, denn
dass würde sicher interessant. Als ich dann aber wieder im Auto sass
kam doch ein bisschen 'Bammel' hoch. Schließlich habe ich praktisch
seit meiner Lehre nicht mehr im Hotel / Service gearbeitet ....
Clyde
bei meinen Eltern in guten Händen wissend, fuhr ich noch kurz zum
Real um nach ein paar Dingen zu schauen. Eine Weile blieb ich in
Haushaltswarenabteilung hängen und mir wurde so richtig bewusst, was
es heisst einen Haushalt ganz von null wieder anzufangen. Was einem
im Laufe der Jahre alles selbstverständlich wird, ja man denkt gar
nicht darüber nach, sondern greift einfach in den Schrank und holt
eine Schüssel, eine Frischhaltedose, einen Schäler, etc. raus. Ich
hatte im Prinzip nichts. Einerseits sehr spannend, auf was man auch
alles verzichten kann, aber natürlich auch kostenintensiv zumindest
eine Minimalaustattung in der Küche zu haben.Da ich noch die Koteletts und Salat für's Mittagessen mitbringen sollte, riss ich mich bald aus meinen Überlegungen los und machte mich auf den Rückweg nach Leinfelden. Das war allerdings gar nicht so einfach, denn als ich aus der Tiefgarage raus wollte - stand ich im Stau. Nichts ging. Nachdem gut 10 Minuten vergangen waren, verwarf ich den Gedanken das es sich nur um ein ein-/aus-/falsch parken handelte. Ich konnte nicht mal Mami Bescheid geben, dass es mit der Lieferung und somit dem Essen noch etwas dauern würde, da ich in der Tiefgarage keinen Handyempfang hatte. Mist. Aussteigen wollte ich auch nicht, da es ja jeden Moment weitergehen konnte. Nach 20 Minuten - gefühlte zwei Stunden - kam endlich Bewegung in die wartenden Autos und als ich dann draussen war, sah ich das die Ursache ein Unfall wenige Meter vom Parkplatz entfernt gewesen ist. Pfff. Nun, das Mittagessen war dann eben erst etwas verzögert, was dem Geschmack aber keinen Abbruch tat.
Später
ging ich nochmal in meine neue Wohnung. Ich wollte nun doch endlich
mit dem Malern fertig werden - zumindest das angefangene
Schlafzimmer. Hier hatte ich mich für einen ganz hellen Grünton
entschieden (Salbei). Aber ich hatte etwas Probleme mit dem
Auftragen der Farbe auf die Wand. Ich überlegte ob die mir alte
Farbe angedreht hatten oder meine Farbrolle schon zu abgenutzt war.
Ich mühte mich ziemlich ab. Dies hatte auch zur Folge, dass ich viel
mehr Farbe verbrauchte als geplant und prompt ging sie mir aus und
die Wand war noch nicht fertig. Sh.. . Ich überlegte weiter, was die
Ursache sein könnte. Zum Glück kam mir dann der Gedanke, dass
vielleicht die Farbe schlicht zu 'kalt' gewesen ist. Ich meine, ich
heizte in der Wohnung ja nicht übermässig, da ich noch nicht darin
wohne (und beim handwerkern friert man nicht so schnell). Mist, das
hätte mir früher einfallen sollen. Nun war es zu spät. Ich
beschloss dann zunächst die Wand mit der etwas dunkleren Farbe zu
malern. Diesmal stellte ich den Farbtopf aber erstmal für ein paar
Minuten auf die Heizung und siehe da ... mein Verdacht bestätigte
sich. Von dieser Farbe hatte ich nun reichlich und so improvisierte
ich kurzer Hand ein wenig. Musste dann zwar beim Übergang von ganz
hell nach etwas dunkler etwas kreativ sein, aber mir gefällt's!
Das
Ende war nahe und so machte ich mich am nächsten Tag wieder auf, die
letzten Reste Farbe zu verarbeiten, während Mum und Dad einen
Ausflug an den Bodensee vorzogen. Und dann 'Hallelujah' endlich der
letzte Pinselstrich! Also die Wohnung ist ja wirklich nicht riesig,
aber ich hatte genug ... das mit dem Handwerkern ist eben doch nicht
so ganz mein Metier ... ich schraubte noch die Steckdosenabdeckungen
wieder an, entfernte überall das restliche Klebeband, fegte usw.
Als
wenig später noch meine Vermieter vorbei kamen - sie brauchten noch
eine Unterschrift - bewunderten sie gleich mal, was ich schon so aus
der Wohnung gemacht hatte. Ich denke sie waren ganz zufrieden. Nach all der getanen Arbeit setzte ich mich noch kurz auf mein aus Beuren mitgebrachtes Sofa und für einen Moment wurde es mir dann doch ein bisschen mulmig, so von wegen wie das Alles wird ....
Gegen
13.30 wieder in die Buchenwaldstraße zu fahren, Mails checken. Dort
angekommen fasste ich den spontanen Entschluss - wo ich noch so im
Malern bin - ich pinsel auch gleich Mum Küche. Über ihrer
Abzugshaube sah die Wand schon ziemlich eklig aus und ich hatte ja
noch Farbe übrig. Und nächste Woche hätte ich nicht mehr wirklich
Zeit und dann auch irgendwann keine Lust mehr. Gesagt getan war nicht
so einfach, da ich das Kreppband zum Abkleben vergessen hatte. So
schnappte ich Clyde und bin mit ihm in die Silcherstraße und zurück
gelaufen. So hatte der auch schon einen kleinen Spaziergang.
Zur
Belohnung gab es zum Abendessen Pizza vom Pizzaservice. Und ich kann
endlich die Malersachen in den Keller verstauen.
Dem Fleißigen gehört die Welt.
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