... von Engel, Rockmusik und einem angetrunkenen Nikolaus ...



Was haben Engel, ein DSDS Superstar, der Nikolaus und King Ralf gemeinsam? Auf den ersten Blick mal gar nichts! Aber ein Samstagabend in Daugendorf lehrte mich eines besseren …

Samstagabends auszugehen ist gar nicht so einfach. Zumindest wenn man einen Clyde hat, der partout nicht alleine bleiben mag. Das erfordert immer ein bisschen Organisation. Naja, da ich ja eh nicht so wirklich ein Kneipengänger oder ähnliches bin, ist das nicht so tragisch. Aber hin und wieder mag ich auch mal was anderes sehen, hören, erleben. Oft um festzustellen, ich brauche das dann doch eher nicht so oft. Manchmal aber auch um positiv überrascht zu werden …

… so am letzten Samstag. Mit ein paar von Klaus‘ Freunden machten wir uns auf nach Daugendorf. Wie? Kennt ihr nicht? Okay, ich bis dahin auch nicht. Ein eher unscheinbares kleines Dorf in Nähe von Riedlingen auf der Schwäbischen Alb (ca. 50 km von Laupheim entfernt), das es aber durchaus in sich hat.
Mein lieber Klaus gibt manchmal Informationen nur … hm wie soll ich sagen … gefiltert weiter. So bestand also meine Information zu diesem Abend daraus, dass wir mit ein paar anderen irgendwo hinfahren, wo King Ralf spielt. King Ralf sagt von sich selbst er macht Acoustic Rock. Er hat auf dem Heimatfest in Laupheim im Feuerwehrzelt gespielt und das wohl ganz gut (ich hatte den Auftritt verpasst). Also, dann eben am Nikolausabend zu King Ralf.
Da der Abend sicher lang bzw. es spät werden würde, haben wir am Nachmittag vorsorglich mal nix getan, außer gechillt. Später dann umziehen und gegen viertel vor sechs los. Erstmal Clyde zu Tatjana bringen, wo er den Abend bleiben sollte. Zum Glück ist er hier ein gern gesehener Gast. Nächste Station Klaus Bruder abholen und dann zum Gerätehaus, wo wir uns mit den anderen treffen wollten.
Da ging es heute recht turbulent zu, da die Jugendfeuerwehr ihre Weihnachtsfeier hatte. Doch wir mussten nicht zu lange warten. Letztlich waren alle da. Matthias sagte, er hätte für sechs reserviert, nun waren wir zu siebt. Naja, wird schon gehen.

Also es ist ja schon nicht schlecht, wenn man einen Kleinbus zur Verfügung hat, so braucht nur einer zu fahren. In diesem Fall Klaus. Schon auf der Fahrt ging es sehr lustig zu. Dani sitzt vorne und bemüht sich zu navigieren. Wobei Klaus im Prinzip den Weg kennt. Er weist uns dann auch auf die rechts und links liegenden Kiesgruben hin, die in der Dunkelheit allerdings nicht zu sehen sind. Aber falls man mal eine braucht …

Eine halbe Stunde später sind wir in Daugendorf. Der Gasthof „Engel“ ist hell erleuchtet und Drumherum ist alles zugeparkt. Ooops. Hätte nicht damit gerechnet, dass hier so viel los ist. Richtig bewusst wird mir das dann erst, als wir die Kneipe betreten. Es ist brechend voll. Gar nix für mich. Aber zum Glück hat Matthias Plätze reserviert. Aber allerdings nur sechs und wir sind sieben. Doch die Bedienung ist flexibel und bringt noch einen Hocker. Bei dessen Anblick klar wird, das ist nun wirklich die allerletzte zu vergebende Sitzgelegenheit.
Ich ergattere einen Platz auf einem ‚Gartenstuhl‘. Was prinzipiell okay ist (besser als stehen), allerdings sitze ich mit dem Rücken zum Gastraum. Das behagt mir erstmal nicht wirklich. Es ist laut und voll und all das zusammen steigert das Unwohlsein. Und ich stelle mir die Frage: was mache ich hier? Gleich darauf schelte ich mich. Nun bin ich schon mal hier, also den Abend genießen.

Beim Studium der Speisekarte wird klar, hier kocht ein Amerika-Fan. Es gibt Burger und Steak – aber auch schwäbisches – und alles in XXL-Portionen. Dass diese wirklich XXL sind, sehen wir, als die Gäste am Nachbartisch ihre Bestellung bekommt. Wow. Da reicht einmal Schnitzel mit Frites und Salat locker für zwei Personen. Ich entschließe mich lediglich einen Portion Pommes zu essen. Reicht vollkommen aus und die kann man mit den Fingern essen (es ist etwas eng und mit Messer und Gabel zu hantieren wäre eine kleine Herausforderung).

Mit etwas Verspätung geht es dann endlich los. King Ralf tritt auf. Später erfahre ich übrigens, dass dies sein Gasthof ist und er hier somit ein ‚Heimspiel‘ hat.
Zum Einstig spielt er ein wenig auf der Gitarre und – sehr zu meinem Erstaunen – auf der (Block)Flöte. Dann der Einstiegssong „Hey Jude“. Da können die ersten schon ‚nanananaaa‘ mitsingen. Ich muss mich zunächst etwas an seinen Acoustic Rock gewöhnen. An die Stimme und den Sound. Okay, er pflegt teilweise eine sehr freie Interpretation der Songs, sprich, manchmal hört sich für mich der Text so an, wie früher, als man denselben nicht verstanden hat und sich dann selbst etwas dazu reimte (oder die Wörter so gesungen hat, wie man es eben hörte). Aber der Stimmung tut das absolut keinen Abbruch. Die Bude rockt! Und Ralf Kopp (der bürgerliche Name von King Ralf) hat es drauf, die Menschen mitzureißen. Wirklich toll auch immer wieder die Einlagen mit der Flöte. Nach einer Weile scheint mir auch, dass die Stimme sich eingesungen hat, sie klingt ‚runder‘. Die Songs sind gut gewählt, so dass sie jeder kennt mit mitsingen kann. Dazu ein paar Klassiker wie „Child in Time“… Ja, manchmal spielt die Gitarre ohne dass er sie spielt, aber das sieht nur der nüchterne aufmerksame Beobachter in der ersten Reihe.

Jedenfalls ist es laut. Und ich nutze gleich die erste Pause um nach draußen zu gehen, eine rauchen. Dort sitzen und stehen ebenfalls eine ganze Menge Leute herum. Obwohl es ziemlich frisch ist. Doch damit es eben diesen nicht zu kalt wird, brennt in einer großen Feuerschale ein heimeliges Lagerfeuer. Und sicher trägt das eine oder andere Bier auch zu einer inneren Wärme bei.
Bei mir natürlich nicht und so gehe ich schnell wieder rein. Hier merke ich erst wie warm und voll es ist … zum Glück habe ich einen Sitzplatz
Ein bisschen schwierig ist es mit dem Getränkenachschub. Aber bei den Menschenmassen, kommt die Bedienung kaum durch.  

Zweite Runde Musik. 70er Jahre. Kommt immer gut an. Doch es ist teilweise schon sehr ‚kneipenmäßig‘ und ich stelle für mich kurz die Überlegung an, ob das Ganze mit Alkohol wohl doch noch einen besseren Kick hätte … gerade in dem Moment sagt mein Nebensitzer (der auch keinen Alkohol trinkt): es ist richtig gut, so etwas Mal komplett nüchtern mitzumachen … hm.
Am Ende der Playrunde kündigt Ralf einen Gast an. Okay, ich gebe es zu, ich schaue kein DSDS (Deutschland sucht den Superstar) und bin daher völlig ahnungslos, was die Sieger eben jenes Wettbewerbes angeht. Uns wird nun Marco Kappel vorgestellt. Ein Teenager, der eben diesen Wettbewerb (DSDS Kids, 2012) gewonnen hatte. Mal hören …

Bevor er allerdings dazu kommt etwas zum Besten zu geben, kommt noch der Nikolaus vorbei. Er bemüht sich sehr nicht zu lallen, als er das Nikolausgedicht vorliest. Er hat auch gleich zwei ‚Knecht Ruprecht‘ dabei … ganz sicher, denn ich bin nüchtern und sehe noch nicht doppelt. Was man bei dem Nikolaus glaube ich nicht mehr so ganz behaupten kann. Alle singen ‚Lasst uns froh und munter sein‘; wobei die meisten Gäste (nebst Gastgeber) nicht ganz textsicher sind. 
Aber – vielleicht gerade darum – sehr spaßig.

Dann also Marco. Als er zu singen anfängt, bin ich momentan hin und weg. Dieser ‚Junge‘ mit einer solchen Stimme, die so gar nicht recht zum äußeren passt. Eine ruhige, aber absolut einnehmende Performance. Richtig gut! Und es gibt, sehr zu meiner Freude, noch eine Zugabe: ‚Supergirl‘ (leider habe ich super technisch begabte Frau es nicht gleich geschafft mein Handy zu überreden auf ‚Aufnahme‘ zu schalten – somit nur eine kurze Kostprobe) …

 

 In der Pause schaue ich mich ein wenig im Publikum um. Wie erwartet, sind es Menschen zwischen 35 und 55. Männer, die versuchen durch die Länge der Haare die Länge der Jahre zu kompensieren und Frauen, die sich Bemühen mit viel Make-up 29 zu bleiben. ...Nein, ich übertreibe natürlich maßlos, es sind hauptsächlich ganz normale Leute anwesend. Ich staune aber durchaus, dass auch eine ganze Menge, relativ junge Gäste da sind. Die Mischung ist interessant und macht sicher einen Teil der guten Stimmung aus – von der übrigens auch ich mich inzwischen habe anstecken lassen.

Hinter dem dritten Musiktürchen ist dann wieder King Ralf. Er singt den Song aus Phantom der Oper und ich bin erstaunt, wie vielfältig er seinen Stimme einsetzten kann.  Dies macht das nicht so textsichere Englisch allemal wett.
Die Zugabe besteht dann aus Songs wie ‚In Zaire‘ und ‚Shadow on The Wall‘ – also zum mitgrölen. Es ist inzwischen auch schon Mitternacht und viele der anwesenden Gäste doch schon einigermaßen alkoholisiert. Jetzt denke ich, wie schön ist es doch nüchtern zu sein …  Zum Abschluss noch ein bisschen Country und Bierzeltmusik. Sozusagen als Absacker.

Es ist eins und ich gebe zu, ich habe genug. Die anderen zum Glück auch und so machen wir uns auf den Rückweg. Nachdem wir dann noch Clyde geholt haben, sind wir gegen halb drei endlich im Bett …

Fazit: ein wirklich schöner Samstagabend mit netten Leuten! Und wenn es sich so ergibt, bin ich nächstes Jahr am Nikolausabend wieder dabei. Ich hoffe nur, ich träume nun nicht von Engeln mit schwarzen langen Haaren, Bischofsmütze und rauchiger Stimme!

1 Kommentar:

  1. Da habe ich mich gerne mitnehmen lassen zu diesem etwas anderen Nikolausabend!
    Schön und mitreissend erzählt ist das, echt!
    Lieben, nüchternen, Gruss,
    Brigitte

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