Der Januar schmeckt für mich immer
nach Neuanfang. Und weil ein Neuanfang immer auch bedeutet, Altes
abzuschließen, ist der Januar für mich die beste Zeit, um aufzuräumen. Zuerst
ein Zimmer, dann die Wohnung. Das ist einfach.
Und dann mich selbst. Das ist sehr
schwierig.
Trotzdem: So ein Neujahrsputz der
eigenen Gedanken tut gut. Nachdenken, was wirklich wichtig ist im Leben. Welche
Menschen und Beziehungen wertvoll sind und auch im neuen Jahr gepflegt werden
müssen. Welche Gedanken und Wünsche schon seit Monaten vor sich hin modern und
eigentlich längst keine Bedeutung mehr für mein Leben haben.
Es ist eine besinnliche Zeit, die
Zeit der inneren Entrümpelung. Besinnlich im tatsächlichen Wortsinn. Weil ich
all meine Sinne einsetzen muss, um mich selbst zu hinterfragen: Ist mein Leben
fad oder schmeckt es nach mehr? Wie kann ich dem Alltag eine besondere Würze
verleihen. Welche Gedanken oder Vorurteile stinken zum Himmel und sollten
dringend mal entsorgt werden? Fühle ich
mich frei und unbeschwert oder erdrückt und belastet?
Ein langer und langsamer Prozess,
diese seelische Entrümpelung. Und nicht immer leicht. Da gebe ich Meinungen
auf, die sich über Jahre hinweg gebildet und doch als falsch erwiesen haben.
Entlarve Entscheidungen als Fehlproduktion und lasse sie auf nimmer wiedersehen
verschwinden. Und auch die Scherben einiger zerbrochener Träume entsorge ich
schließlich wehmütig.
Aber so schwer das Loslassen von
liebgewordenen Gedanken und Gefühlen auch ist. Es muss sein. Denn so ist wieder
Platz für neue Gefühle, Meinungen, Wünsche und Träume. Und was wirklich wichtig
ist, aber momentan einfach keinen Platz in meinem Leben hat, das wird auch
nicht entsorgt. Es wird aufbewahrt. In der Kiste mit den wichtigen
Erinnerungen. Wer weiß, ob man sie nicht später nochmal gebrauchen kann. Als
Schatzkiste für dunkle oder schwere Tage.
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