„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“... schreibt der Dichter Herrmann Hesse. An diesen Satz muss ich heute denken. Ein neues Jahr liegt vor mir. Alle zwölf Monate gibt es diese Zäsur und jedes Mal ist sie für mich mit einem gewissen Zauber verbunden. Es ist für mich, als wenn ich ein neues Buch aufschlage. Ein Buch mit lauter leeren Seiten. Weiß, leer, wie eine unberührte Schneelandschaft liegt es vor mir. Wie wohl es tut, dass es so unbeschrieben ist, dass ich es füllen und gestalten darf nach und nach. Ich darf Pläne schmieden, Neues wagen, was vergangen ist auch mal gut sein lassen. Ich bekomme für das Jahr 2016 einen neuen Anfang geschenkt. Es steckt voll ungeahnter Möglichkeiten und wartet wie das leere Buch darauf, in die Hand genommen und beschrieben zu werden. Ich darf mitwirken an diesem Drehbuch 2016. Persönliche Akzente setzen. Nicht alles wird von mir bestimmt – das ist klar. Aber ich bin maßgeblich daran beteiligt ob es fad oder bunt, leer oder gefüllt wird.
Als ich diesen Text schreibe, drängte sich mir der
Gedanke auf: Ist mein Drehbuch 2016 wirklich so leer? Und die ehrliche Antwort
lautet: Nein! Denn natürlich steht schon einiges drin. Geburtstage. Seminare.
Veranstaltungen, Abgabefristen. Termine, die noch im vergangenen Jahr geplant
worden sind. Und da kommen an Arbeitstagen ziemlich schnell weitere dazu…
So will ich diesen Jahresanfang dazu nutzen, mir
auch Auszeiten zu blockieren. Zeiträume gegen (Berufs)Pflichten zu sperren.
Zeit für Menschen markieren. Für Besuche. Tage und Zeiten, in denen meine
Gesundheit Vorrang hat. Mein Körper braucht Zeit. Er hat ein Recht darauf. Ich
finde wir dürfen uns selbst und andere Menschen nicht nur in die Lücken
schieben, die das Geldverdienen und ausgeben uns lassen.
Und mich auch immer mal wieder zurückziehen. Ganz
bewusst und gezielt aus den täglichen Anforderungen aussteigen. Und dabei nicht
nur den Tagesablauf unterbrechen. Nicht erreichbar sein – kein Handy, kein
Computer. Um Luft zu holen, und neue Kraft zu tanken. Diese Pausen sind wichtig
und notwendig, wie Essen und Trinken. In solchen Zeiträumen kann das Leben neu
entstehen!
Solche Unterbrechungen und Lücken braucht es aber
auch an Arbeitstagen selbst. Ein Bekannter, der sich viel mit Zeitplanung
beschäftigt, hat mir erzählt: Erfahrungen mit Zeitplanung zeigen, dass es
überhaupt nicht effektiv ist, seinen Terminkalender so eng zu stricken, dass
keine Lücken zwischen Terminen sind. So ein prall gefüllter Kalender sieht zwar
effektiv aus, ist es aber nicht. Weil dann kein Platz mehr ist für die
überraschenden und ungeplanten Dinge. Und erfahrungsgemäß sind das die Zeiten,
in denen die eigentlich kreativen Dinge passieren. Man muss auch in der
alltäglichen Zeitplanung Luft lassen. Damit man die innere und äußere Ruhe hat,
Überraschendes zuzulassen. Und genau in diesen Lücken, da können dann Dinge
geschehen, die wirklich weiter bringen…
… in diesem Sinne wünsche ich ein wundervolles
2016 mit viel Raum für all das, was das Leben bunt macht!
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